Bei euren ersten Gehversuchen in Bloodborne werden euch tollwütige Hunde zerfleischen. Zu Bestien mutierte Bewohner Yharnams werden euch ihre Mistgabeln in den Rücken rammen. Ork-artige Wesen werden euch ihre gigantischen Äxte in den Schädel schlagen. Auf den düsteren Straßen der Stadt sind tausend Tode in Stein gemeißelt.
Das sollte euch beim Headliner des PS Plus-Lineups im März 2018 bewusst sein. Wie Dark Souls brüstet sich Bloodborne mit einem zum Verrecken hohen Schwierigkeitsgrad, der gerade in den ersten Spielstunden für Frust sorgt. Vermutlich schaut ihr im Startgebiet so oft auf den "Gestorben"-Bildschirm, dass er euch irgendwann im Traum verfolgt. Davon solltet ihr euch allerdings nicht abschrecken lassen. Bloodborne ist zwar schwer, aber nicht unmöglich. Wer sich in die Albtraumstadt wagt und ihre Herausforderungen meistert, wird reich belohnt.
Linda Sprenger @lindalomaniac
Linda ist mit dem originalen Dark Souls in die Souls-Reihe eingestiegen. Bloodborne war daher nicht ihr erstes From Software-RPG, hat sich nach dem Durchspielen aber als ihr Serienliebling entpuppt. Das deutlich offensivere Kampfsystem und der stark von H.P. Lovecraft-inspirierte Stil haben es ihr einfach angetan
Albtraum des Jägers
"Geht einfach raus und erledigt ein paar Bestien", gibt euch euer Quasi-Mentor Gehrmann vor Beginn eures Abenteuers mit auf den Weg. Klingt einfacher gesagt als getan. Wer nicht gerade auf hunderte Spielstunden mit den geistigen Vorgängern Demon's Souls und Dark Souls zurückblicken kann, wird anfangs vom unbarmherzigen Spielkonzept zerschmettert werden.
Bloodborne tut den Teufel, euch an die Hand zu nehmen und wie viele andere AAA-Spiele fürsorglich bis zu den Credits zu lotsen. Anstatt euch via Map und Icons zum nächsten Ziel zu schicken, stößt euch das Spiel gnadenlos ins kalte Wasser und lässt euch nur mit den nötigsten Erklärungen durch eine verwinkelte Semi-Open World streifen.
Gesprächige oder gar hilfreiche NPCs gibt es in Yharnam nur wenige, dafür aber etliche fiese Bosse und Gegner, die auf den Straßen, Friedhöfen und in verlassenen Wohnhäusern warten, und eure anfangs bedrohlich geringe Lebensleiste minimieren wollen. Hinterlistige Axtschwinger lauern in dunklen Nischen und fallen euch in den Rücken. Mit Fackeln bewaffnete Männer stürmen auf euch los, während euch ein Schütze die Quecksilberkugeln in den Rücken jagd. Vermutlich kommt ihr in den ersten fünf Spielstunden nicht einmal aus dem Startgebiet heraus.
Ihr werdet sterben, sterben und wieder sterben. Und da Gegner nach eurem Ableben an ihren festen Stellen in der Spielwelt respawnen, werdet ihr auf eurem Weg bis zum nächsten Checkpoint die immergleichen lumpigen Stadtbewohner niederstrecken. Solange, bis euch der nächste Fehler unterläuft und ihr irgendwann die Schnauze voll habt.
Tausend Tode & eine Erleuchtung
Jetzt aber bloß nicht aufgeben und den Jägermantel wieder an den Haken hängen. Gerade weil der Weg durch Yharnam so mühsam ist, sind eure Erfolge umso befriedigender. Kein Siegesgefühl ist süßer als einen Boss wie die flinke Kleriker-Bestie nach zehn gescheiterten Versuchen endlich zu bezwingen. Nichts ist motivierender als sich die Spielwelt nach und nach zu erschließen, zusammenhängende Gebiete zu erkennen und sich mit jedem noch so kleinen Fortschritt ein wenig sicherer zu fühlen.
Ihr müsst das Scheitern lediglich als festen Bestandteil des Spielkonzepts akzeptieren. Das ist natürlich ebenfalls leichter gesagt als getan. In Bloodborne terrorisiert euch kein größeres Biest als euer eigener innerer Schweinehund, dem ihr das Maul stopfen müsst.
Yharnam macht es euch niemals leicht. Aber der Trip durch die Albtraumstadt wird euch leichter fallen, wenn ihr euch von dem Gedanken verabschiedet, komplett chancenlos zu sein. Ärgert euch nicht über euer Scheitern. Analysiert stattdessen die Gründe für euer Ableben und den Gegner selbst. Das Spiel ist nicht unfair, ihr müsst nur seine Regeln verstehen.
Bloodborne setzt nämlich voraus, dass ihr euch mit der Spielmechanik, der Welt und euren Feinden auseinandersetzt. Die Taktiken, mit denen ihr euren Gegnern den Garaus macht, müsst ihr euch größtenteils hart erarbeiten. Dass eure ersten Versuche fehlschlagen, gehört untrennbar zum Lernprozess dazu. Habt ihr die spezifischen Bewegungs- und Angriffsmuster eures Feindes studiert, seid ihr beim nächsten Mal schlauer und wisst, wie ihr euren vermeintlich unbesiegbaren Nemesis das Fell über die Ohren zieht.
Mit Geduld und Spucke
Als Jäger müsst ihr euch nicht nur mit Beil und Donnerbüchse rüsten, sondern auch mit Geduld und Lernwillen. So macht ihr euch Stück für Stück mit den Schrecken Yharnams vertraut. Bis euch die Stadt und eure Gegner zu Füßen liegen.
Bloodborne quält und schindet eure Nerven. Das Spiel bestraft jeden kleinen Fehler sofort und stößt euch von einen Bildschirmtod in den anderen. Haltet ihr durch, werdet ihr mit einem unglaublich befriedigenden Siegesgefühl belohnt, das jeden vergossenen Blut- und Schweißtropfen wert ist.
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