Eine Rundreise durch das Reich der Mitte kostet in der Realität ein Heidengeld. Gut, dass es jetzt für Battlefield 4 den DLC China Rising gibt, denn dort entdecken Sie einige der schönsten Ecken des riesigen Landes (und angrenzender Regionen) bequem vom heimischen Spielgerät aus - und das für Vorbesteller auch noch für lau. Besitzer der Deluxe-Editionen und Premium-Spieler haben dafür bezahlt, Letztere dürfen obendrein zwei Wochen vorher als alle anderen auf die neuen Maps. Um den Ausflug aber wirklich genießen zu können, raten wir Ihnen dringend zur Wahl eines geeigneten (und möglichst stark gepanzerten) Fortbewegungsmittels. Leidenschaftliche Fußgänger riskieren wegen des hohen Verkehrsaufkommens nämlich Leib und Leben.
In der Tradition der Battlefield 3-DLCs bietet China Rising vier neue Karten, hinzukommen eine Handvoll Waffen, zwei Fahrzeuge und zwei Gadgets für den Unterstützer und den Aufklärer. Außerdem findet der aus dem Battlefield 3-DLC End Game bekannte Spielmodus Luftüberlegenheit seinen Weg in Battlefield 4.
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Früher war alles besser?
Okay, okay, wir sind ertappt, eigentlich bietet China Rising nur dreieinhalb neue Karten, denn auf Drachenpass können (PC-)Serienveteranen schon mal in herrlich nostalgischen (und im Kampf sehr tödlichen) Tagträumen versinken. Bereits in Battlefield 2 kloppten sich Amerikaner und Chinesen nämlich um das malerische Flusstal, das damals noch auf den Namen Dragon Valley hörte. Und tatsächlich schafft es die deutlich veränderte Neuauflage, etwas dieses »alten« Battlefield-Gefühls zurückzuholen.
Das heißt im Guten, dass sich leidenschaftliche Panzerfahrer, Helikopter- oder Jetpiloten auf der weitläufigen Karte austoben und packende Materialschlachten mit dem Feind liefern können. Spieler mit zwei linken Füßen am Gaspedal schauen dafür buchstäblich ins Kanonenrohr, denn sie werden von den feindlichen Fahrzeugkolonnen einfach hinweggefegt oder aus großer Entfernung von einem Scharfschützen (an die Front mit euch!) erledigt.
Während Drachenpass den Spagat zwischen Fahrzeug- und Infanteriekampf aber noch zufriedenstellend meistert, da das bewaldete und hügelige Tal den Soldaten ausreichend Deckung bietet, wird es auf den Karten Altai und Seidenstraße teilweise sehr frustrierend. In den kahlen Gebirgs- beziehungsweise Wüstenlandschaften fühlen wir uns, als hätten wir eine neongelbe Zielscheibe auf unseren Tarnanzug gemalt und jedem Panzerfahrer und Scharfschützen einen neuen High-End-Rechner als Kopfgeld versprochen, wenn er uns erledigt.
Das Reich der Mitte
Die einzige Möglichkeit, sich als Infanterist auf Altai und Seidenstraße wirklich nützlich zu machen, ist der Kampf um den zentralen Flaggenpunkt. Dieser ist auf allen Karten besonders wichtig, denn er ermöglicht die Kontrolle über den riesigen Bomber, der in den Wolken seine Kreise zieht. Wie im Gunship dürfen die Spieler aber nicht direkt ans Steuer des Ungetüms, sondern lediglich seine explosive Fracht auf die Köpfe der Gegner regnen lassen - nett, aber letztlich kaum kriegsentscheidend.
Guilin-Gipfel komplettiert das Karten-Quartett, hier geht es in der Kartenmitte ordentlich zu Sache. Das zentrale Höhlensystem der Map wird von Flaggenpunkten an stark bewachsenen Berghängen umringt. Das kreisförmige Kartenlayout stellt uns vor die interessante Wahl: Lieber durch die umkämpfte Mitte zum nächsten Flaggenpunkt abkürzen oder die lange, aber sicherere Route außen herum nehmen? Das aus End Game bekannte Dirtbike kommt uns bei der zweiten Variante sehr zugute. Besonders, weil uns kein Panzer vom Bock schießen kann, denn auf Guilin-Gipfel gibt es ausschließlich Transportfahrzeuge.
Nix mit Levolution
Falls sich übrigens jemand wundert, warum wir bis jetzt noch kein Wort zu den spektakulären Levolution-Elementen der neuen Karten verloren haben, müssen wir eine so einfach wie ernüchternde Antwort geben: Es gibt keine! Allem Anschein nach war Dice der Aufwand zu groß, mehr als ein paar Sprengsätze (wie man sie aus Golmud-Eisenbahn kennt) und panzerstoppende Poller auf den DLC-Karten zu verteilen. Das ist besonders schwach, wenn man bedenkt, wie eifrig mit Levolution als herausragendes Feature von Battlefield 4 geworben wurde.
Von Drohnen und Bienen
Auch die restlichen Inhalte des DLCs sind enttäuschend. Weder die Aufklärungsdrohne des Aufklärers, noch fliegende Sprengsatz des Unterstützers sind effektiv, Waffen gibt's in Battlefield 4 ohnehin schon mehr als schlechte Fernsehsendungen im Nachmittagsprogramm der Privaten, und im Modus Luftüberlegenheit fragen wir uns nach fünf Minuten auf Guilin-Gipfel, ob die Mitarbeiter von Dice jemals selbst spielen, was sie produzieren: Statt Jets steuern die Spieler hier Kampfhubschrauber, schwirren wie aufgescheuchte Bienen um den einzigen(!) Flaggenpunkt der Karte und beharken sich mit Luft-Luft Raketen. Spaß macht das nicht.
Fazit
Johannes Rohe: Metall-Fans aufgepasst, euer neues Lieblingsland ist China! Damit meine ich natürlich nicht die Liebhaber virtuosen Gitarrengeschrammels, sondern die harten Kerle, die Schlachtfelder nur umgeben von 20 Millimeter Panzerstahl betreten. Die weitläufigen Karten von China Rising sind für Freunde von großangelegten Fahrzeugschlachten ein Paradies - und für Infanteristen die Hölle. Ob eine der Karten aber länger in Erinnerung (beziehungsweise im Map-Cycle) bleiben wird, wage ich zu bezweifeln. Dafür fehlt es an Alleinstellungsmerkmalen und Spielwitz, auch weil gescheite Levolution-Elemente fehlen. Und das zeigt dann doch, dass Dice den DLC, den viele Spieler als halbkostenlose Dreingabe erhalten werden, eher billig und schnell zusammengeschustert hat.
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