Die Behemoths gehören zu den wichtigsten Multiplayer-Neuerungen von Battlefield 1: Nähert sich eine Armee der drohenden Niederlage, so erscheint je nach gespielter Karte ein riesiges Luftschiff, ein Schiffskreuzer oder ein gepanzerter Zug, der von Verbündeten bemannt und enorm viel Feuerkraft aufbieten kann. Diese Ungetüme haben das Potenzial, das Schlachtenglück noch einmal zu wenden und werden daher zu hart umkämpften Zielen, sobald sie auf der Karte erschienen sind.
Doch woher stammt die Inspiration hinter den Behemoths? Mittlerweile wissen wir ja, dass es EA und DICE beispielsweise in Hinblick auf das Waffen-Inventar der Soldaten nicht allzu genau mit den historischen Vorlagen genommen hat - aber trifft diese Nachlässigkeit zugunsten des Spieldesigns auch auf die gepanzerten Ungetümer zu? Um das herauszufinden, habe ich mich durch das Netz geklickt, Bücher gewälzt und kann euch nun darüber aufklären, auf was ihr da eigentlich im Multiplayer so verbissen schießt.
Behemoth - Das biblische Monster
Ursprünglich hatte "Behemoth" (aus dem hebräischen "Bahamut" für "Ungeheuer") reichlich wenig mit Fahrzeugen und Weltkriegen zu tun, sondern suchte die Zeilen des Tanach heim, also die Sammlung aller Bibeltexte, die das Judentum als wesentlich für die eigene Religion bestimmt hat. Hier sorgt der Behemoth mit seinem Aussehen und Verhalten für Angst und Schrecken. Im Buch Hiob heißt es beispielsweise:
"Siehe da, den Behemoth (...) er frisst Gras wie ein Ochse. (...) Seine Kraft ist in seinen Lenden und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches. Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten. Seine Knochen sind wie eherne Röhren; seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe. (...) Er liegt gern im Schatten, im Rohr und im Schlamm verborgen. Das Gebüsch bedeckt ihn mit seinem Schatten, und die Bachweiden umgeben ihn. Siehe, er schluckt in sich den Strom und achtet's nicht groß; lässt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Mund ausschöpfen. (...) Fängt man ihn wohl vor seinen Augen und durchbohrt mit Stricken seine Nase?"
Nach diesem ersten Auftritt in der hebräischen Bibel als ganze Flüsse trinkendes Ungetüm und einem Abstecher in die christliche Mythologie des Mittelalters, wo er als "Mundschenk und Kellermeister des Teufels" gebrandmarkt wurde, erreichte der Name schließlich die Moderne und diente hier beispielsweise bei Franz Neumann als Sinnbild für das "Ungeheuer des Nationalsozialismus".
Unser Sprachverständnis verbindet den Behemoth heute mit übermenschlicher Größe, Zähigkeit und Kraft - und vor diesem Hintergrund schaffte es der Behemoth auch in die Spielwelt von Battlefield 1. Eine historische Verbindung zum Ersten Weltkrieg hat der Name hingegen nicht.
Das Luftschiff L30
Der Zeppelin, der in Battlefield 1 auf den Karten "St. Quentin Scar, "Monte Grappa" und "Ballrom Blitz" als Behemoth angefordert kann, ist das Modell L30, das tatsächlich während des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde. Das historische Vorbild für diese Benennung, das Luftschiff LZ 30, wurde allerdings erstmals 1914 gestartet und ausschließlich für Bombenangriffe an der Ostfront über Warschau und Grodno eingesetzt.
Am 20. Mai 1915 wurde der L30 Zeppelin zerstört. Die Namensvergabe im Spiel hat also nichts mit dem konkreten historischen Modell zu tun, auch wenn sich die Bezeichnung "L30" immerhin an die überlieferte Baureihe anlehnt.
Der gepanzerte Zug
Der gepanzerte Zug erscheint im Multiplayer auf den Karten "Amiens", "Sinai Desert", "Suez" und "Argonne Forest", während er außerdem auf Seite der Ottomanen in einer der Einzelspielermissionen unter dem Namen Canavar (türk.: Biest) auftritt.
Historische Vorbilder für diese Kampfzüge sind vielfach belegt: Ende des 19. Jahrhunderts liehen sie im Amerikanischen Bürgerkrieg und den Französisch-Preußischen Kriegen ihre Feuerkraft, während im Ersten Weltkrieg vor allem Russland und Österreich-Ungarn vielfach Gebrauch von dem Stahlkoloss machten. Doch das Konzept des gepanzerten Zugs als Herz einer motorisierten Armee überlebte das Ende des Ersten Weltkriegs nicht: Die motorisierten Fahrzeuge und Panzer waren dank ihrer Flexibilität den Zügen überlegen, die auf ihren festgelegten Streckenverläufen leicht sabotiert werden konnten. Die Züge spielten im Zweiten Weltkrieg und kommenden Konflikten vornehmlich zum schnellen Transport von Munition und Kriegsmaschinen eine Rolle.
Die Dreadnought
Das Schlachtschiff-Modell "Dreadnought", das in den Gewässern der Karten "Empire's Edge" und "Fao Fortress" auftaucht, war ein Meilenstein für die Kriegsführung zu Wasser während des Ersten Weltkrieges. Die Dreadnought-Klasse war der Startschuss für eine neue Art des Seekrieges, der von schwerst gepanzerten Riesenschiffen geführt werden sollte, die zudem von Dampfturbinen statt befeuerten Kohleöfen angetrieben wurden.
Im Zuge eines aufwändiges Wettrüstens verfügte die British Royal Navy, die japanische Marine und die Amerikaner je über ein eigenes Dreadnought-Modell, das sich als unverzichtbar für die moderne Kriegsführung erwies. Die HMS Dreadnought, der Stolz der britischen Marine, überstand den Ersten Weltkrieg und wurde 1923 schließlich abgewrackt. Die Spuren und Narben, die das Schiff auf den Schlachtfeldern des Großen Krieges hinterlassen hatte, blieben allerdings noch weitaus länger sichtbar.
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