Batman, bist du's?
Mit der Kralle in seinem Handschuh zieht sich Jacob in Sekundenschnelle an jedem Haus empor, um sich mühsame Kletterei zu ersparen oder Angreifern zu entkommen - zu jeder Zeit, an jedem Ort. Macht das das Spiel nicht viel zu einfach? Nein, sagen die Entwickler, denn auch die Gegner haben dazugelernt und sollen uns nun selbst auf Dächern hartnäckig verfolgen. Wir sind dennoch skeptisch, ob die Möglichkeit sich jederzeit wie Batman aus dem Staub machen zu können, die Balance nicht zu stark ins Wackeln bringt. Neben der Funktion als persönlicher Aufzug dient die Kralle übrigens auch als Seilrutsche oder Hochseil, um Straßenschluchten zu überbrücken.
Nachdem wir noch einige weitere Gegner unbemerkt erledigt und dabei eines unserer Gangmitglieder aus den Händen der Feinde befreit haben, entscheiden wir uns, gemeinsam mit unserem mitprügelnden Helfer in die Offensive zu gehen. Das Kampfsystem hat sich im Vergleich zum Vorgänger praktisch nicht verändert, allerdings hat Ubisoft Quebec die Zeit für Angriffe und Blocks deutlich verkürzt, um das Erlebnis intensiver und actionreicher zu gestalten.
Das funktioniert zumindest optisch ganz hervorragend, auch weil die Zeit der ehrenvollen Säbelduelle in den Slums Londons endgültig abgelaufen ist. Stattdessen verhackstückt Jacob seine Feinde mit einem gekrümmten Kukri-Messer und Schlagringen - sehr brachial, sehr brutal und sehr cool anzuschauen. Da Ubisoft ihn als echten Schläger bezeichnet, erwarten wir von Evie eine deutlich elegantere Kampftechnik als Jacobs »Volles Pfund auf's Maul«-Variante.
Auf größere Distanz greift Jacob zum Revolver. Weil Schusswaffen in den Kämpfen eine noch gewichtigere Rolle spielen werden als zuvor, wollen die Entwickler die Zielmechanik deutlich verfeinern. Ohne den Controller selbst in der Hand gehabt zu haben, können wir das jedoch noch nicht beurteilen.
Gangs of London
Nachdem wir auch den letzten Feind mit unserem Schlagring zur Suppendiät auf Lebenszeit verdonnert haben, ist die Festung erobert und die Mission absolviert. Da ploppt schon die nächste Meldung auf: Die lokale Gang will sich mit uns und unseren Rooks zum Entscheidungskampf um die Herrschaft über den Stadtteil treffen. Eine solche Herausforderung erhalten wir erst, wenn wir durch das Erfüllen von Aufträgen genügend Aufmerksamkeit erregt haben. So sollen die Nebenmissionen zum essenziellen Bestandteil des Spiels werden, statt wie bislang nur als interessanter aber isolierter Zeitvertreib zu dienen.
Als wir zum Treffpunkt kommen, stehen sich beide Gangsterbanden schon säuberlich aufgereiht gegenüber. Wer schon einmal »Gangs of New York« gesehen hat, weiß was nun folgt. Nach kurzem Vorgeplänkel kommt es zu einer Massenkeilerei, die jedem Bud-Spencer-Film Konkurrenz macht. Weil nicht mal der kräftigste Straßenschläger einem echten Assassinen wie uns etwas entgegenzusetzen hat, ist klar, wer am Ende noch steht: wir. Damit ist ein weiterer Stadtteil Londons unter unserer Kontrolle, und wir sind dem Sieg über die Templer ein gutes Stück näher gekommen.
Sag Hallo zu Darwin
In punkto Inszenierung und Spielwelt kann Assassin's Creed Syndicate schon in der vorgeführten Pre-Alpha-Version richtig punkten. Der wieder eingeführte Tag-und-Nacht-Wechsel und die sehr abwechslungsreichen Stadtviertel machen die Streifzüge durch das viktorianische London zu einem echten Erlebnis. Außerdem sind wir jetzt schon gespannt, welche berühmten historischen Persönlichkeiten unseren Weg als Auftraggeber oder auch als Ziel eines unserer Attentate kreuzen. Nach einigem Bohren konnten wir den Entwicklern bereits die Namen Dickens und Darwin entlocken.
Eine neue Ära bricht mit Syndicate jedoch nicht an, dafür hält sich zumindest das bislang gezeigte Gameplay zu stark an die altbekannten Muster. Daran ändern weder die neuen Waffen, noch die Fahrzeuge etwas und auch die beiden Hauptcharaktere werden das Spielgefühl kaum revolutionieren. Doch es muss ja nicht immer Revolution sein. Wir haben den Eindruck, dass die Jungs von Ubisoft Quebec sehr genau wissen, was sie tun, und die mit Unity gelegte Basis an den richtigen Stellen weiterentwickeln.
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