In einer kürzlichen Sitzung des Oberhauses in Japan wurden Sorgen über Assassin's Creed Shadows laut. Politiker*innen befürchten hier, dass die Schreine und Tempel des Landes durch gewaltbereite Touristen in Gefahr sein könnten.
Die Sorge ist nicht unbegründet, bedient aber auch ein altes Klischee, das wir im Westen nur zu gut kennen.
Was ist passiert?
In einer Sitzung am 19. März stellte ein Mitglied des Oberhauses, Hiroyuki Kada, eine Frage an den Premierminister, mit Bezug auf Assassin's Creed Shadows und seiner Darstellung religiöser Stätten (via IGN):
"Ich befürchte, dass es Spieler ermutigen könnte, sich im echten Leben ähnlich zu verhalten, wenn sie im Spiel ohne Erlaubnis reale Orte angreifen und zerstören dürfen. Auch offizielle Mitarbeiter von Schreinen und Anwohner sind darüber besorgt. Natürlich muss die Meinungsfreiheit respektiert werden, aber Handlungen, die lokale Kulturen herabwürdigen, sollten vermieden werden."
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Die Antwort des Premierministers Shigeru Ishiba ist knapp, aber deutlich:
"Wie man dies rechtlich angeht, müssen wir mit dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie, dem Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie sowie dem Außenministerium besprechen.
Die Schändung eines Schreins kommt nicht infrage – es ist eine Beleidigung der Nation selbst. Als die Selbstverteidigungskräfte nach Samawa im Irak entsandt wurden, stellten wir sicher, dass sie sich im Voraus mit den islamischen Bräuchen vertraut machten. Den Respekt vor der Kultur und Religion eines Landes zu wahren, ist grundlegend, und wir müssen deutlich machen, dass wir Handlungen, die dies missachten, nicht einfach hinnehmen werden."
Aktuelle Ereignisse machen die Sorgen zwar verständlich, sie sind aber auch teilweise unbegründet. IGN hat das in Kooperation mit ihren Kolleg*innen von IGN Japan eingeordnet, wir fassen es im Folgenden zusammen.
Was sind die Hintergründe?
Zur Zeit erlebt Japan einen Boom des Tourismus. Zum einen liegt dies an der Reisefreudigkeit der Menschen nach dem Ende des Corona-Lockdowns, zum anderen am schwachen Yen, der einen Urlaub im ansonsten recht teuren Japan zur Zeit erschwinglich macht.
Politiker*innen wie Kada nutzen dafür den kontroversen Begriff "Über-Tourismus", der mit einem wahrgenommenen Anstieg an Vandalismus und Graffiti in Verbindung gebracht wird. Er argumentiert, dass Spieler*innen, die im Spiel mit einem Katana Gewalttaten begehen, dies auch im realen Leben nachahmen könnten.
Angeheizt wurde die Debatte durch ein Video auf X (ehemals Twitter), in dem ein Spieler einen Schrein zerstört hat. Dies steht aber aufgrund des Framings böswilliger Intention schon seit Langem in der Kritik.
Zudem erlebt Asien im Allgemeinen zurzeit mehrere Skandale durch Influencer, die mit Absicht die örtlichen Traditionen mit Füßen treten, um Klicks und Aufmerksamkeit zu generieren. So wie der Kick-Streamer Johnny Somali, der wegen Störung der öffentlichen Ruhe in Japan zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.
Nachdem er in Südkorea an einer Gedenkstätte für vergewaltigte Frauen sexuelle Handlungen ausgeübt hatte, wartet er derzeit auf eine Verurteilung, die ihn für mehrere Jahre ins Gefängnis bringen könnte.
Wie ist die Kritik einzuordnen
Die Argumentation, dass Gewalt in Videospielen auch einen Einfluss auf die reale Welt hat, ist nicht neu. So wird auch Call of Duty regelmäßig mit Waffengewalt oder die GTA-Reihe mit Verkehrsunsicherheit in Verbindung gebracht.
Diese Verbindung ist aber wissenschaftlich nicht signifikant nachweisbar und wird oft als polemische Stimmungsmache genutzt.
Hinzu kommt, dass die Zerstörung von Schreinen in Assassin's Creed Shadows für normale Spieler*innen gar nicht möglich sein wird. Die wurde nämlich mit dem Day-One-Patch entfernt.
Aber Ubisoft steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Mehrfach wurde auf eine fehlerhafte kulturelle Darstellung in Shadows hingewiesen. So wurden chinesische und japanische Architektur gemischt, falsche Symbole und Schriftzeichen genutzt, Fahnen ohne Einverständnis verwendet und Figuren wurden aufgrund unsensibler Darstellungen aus dem Verkauf genommen.
Es ist also nicht verwunderlich, dass Shadows daher aktuell stark im Rampenlicht steht.
Wie schätzt ihr die Situation ein?
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