Wir schauen ganz genau hin, doch Matt Turner ballt weder eine Faust in der Tasche, noch kreuzt er hinter dem Rücken die Finger. Denn der Skript-Autor von Assassin’s Creed 3ist Kanadier und muss eine Lobeshymne auf die Vereinigten Staaten anstimmen.
Auflehnung gegen die Unterdrückung sei das zentrale Thema der Amerikanischen Revolution, sagt Turner. »Es geht darum, die Welt zu inspirieren, für Freiheit zu kämpfen.« Fehlt eigentlich nur noch, dass Mel Gibson in seinem Kostüm aus »Der Patriot« den Präsentationsraum mit wehender Flagge stürmt.
Doch die Tür bleibt zu, und wenig später wird klar, dass das Spiel keine US-Propaganda in den historischen Blau-Jacken der Freiheitskämpfer wird. Die Revolution bildet den Rahmen, »im Kern geht es aber um den ewigen Kampf Templer gegen Assassinen«, verspricht Turner.
Dabei liegen die Wurzeln des neuen Hauptdarstellers Connor eindeutig auf Seiten des Empires: Zu seinen Vorfahren gehören Briten und deren indianische Verbündete, die Mohawk-Indianer. Doch der Assassine wird im Laufe des Abenteuers die Anführer der Freiheitskämpfer genauso meucheln wie britische Generäle - je nachdem, was seinem Orden am meisten nützt.
Wie es aussieht, wenn Connor in Wäldern und Städten des späten 18. Jahrhunderts den Tomahawk schwingt, haben wir bei einer Präsentation des Spiels bei Ubisoft in Düsseldorf erlebt.
Im Sprint durch die Schlacht
17. Juni 1775, die Schlacht von »Bunker Hill« in der Nähe von Boston. Connor spurtet auf einen Hügel, in der Ferne donnern Kanonenschüsse. Soldaten in blauen Uniformen (die Freiheitskämpfer) kauern hinter einem Schutzwall. Vor ihnen schreitet ein Mann mit Zigarre in der Hand auf und ab, Connor steuert direkt auf ihn zu.
»Ihr trefft im Spiel auf viele historische Persönlichkeiten «, sagt Turner, »und die unbekannten sind dabei meist noch interessanter als die großen Namen wie Benjamin Franklin.« Der knorrige Raucher vor uns ist General Israel Putnam. »Er hat als junger Mann den letzten Wolf in Connecticut getötet und überlebte später ein Schiffsunglück vor Kuba.« Von dort soll er auch die Zigarren nach Amerika gebracht haben -- einer der Stumpen qualmt vor seinem grauen, gegerbten Gesicht.
Connor und Putnam unterhalten sich über die Schlacht, doch der Assassine hat natürlich nur begrenztes Interesse an klassischer Militär-Taktik und stürzt sich mitten ins Gefecht. Die Spielfigur sprintet brillant animiert über das Schlachtfeld, während Kanonenkugeln neben ihm einschlagen und Blau-Jacken durch die Luft wirbeln.
Auf dem gegenüberliegenden Hügel stehen hunderte Soldaten in roten Uniformen. Fasst zeitgleich knallen ihre Musketen, Rauchschwaden wabern über das Schlachtfeld. Ein Frontalangriff kommt für Connor aber nicht in Frage: Er spurtet zwischen Leichen und Kugel-Kratern zur linken Seite des Hügels.
In einem Wäldchen angelangt, erkennt er eine Gruppe von sechs Rotröcken. Also kraxelt Connor in Windeseile einen Baum hoch und hält sein »Dart Rope« bereit, eine Seil-Waffe. Als der erste Soldat unter ihm entlang marschiert, wirft er die Waffe auf ihn, seilt sich ab und hält den armen Briten als Schutzschild vor sich. Dessen Kameraden feuern, Connor stößt die Leiche zur Seite und erledigt die übrigen Soldaten mit einer Choreografie aus Tomahawk-Schlägen und Klingen-Stichen.
Kurz durchatmen, dann klettert der Meuchelmörder eine Steilwand hoch. Nach dem letzten Klimmzug findet er sich am Rande des britischen Lagers wieder. Ein Soldat steht mit dem Rücken zu ihm -- der arme Teufel kann einem Leid tun. Connor sprintet los, der erste Stich sitzt. Ein zweiter Soldat wird aufgespießt, fällt nach hinten. Nun noch der General auf seinem Pferd. Ein Sprung, der Tomahawk schwingt durch die Luft -- und die Demo-Szene ist vorbei.
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