Gemeinsam schweigen – Das steht bei meinen Multiplayer-Erlebnissen eher selten auf dem Programm. Zocke ich mit Freund*innen zusammen, so albern wir häufig so viel dabei herum, dass wir kaum noch was vom Spiel mitbekommen. Als Annika, Basti und ich den Koop-Modus des Game Pass-Spiels As Dusk Falls ausprobierten, waren wir aber regelmäßig mucksmäuschenstill und völlig fokussiert auf die Handlung. Dazwischen führten wir angeregte Diskussionen. Ein so intensives Spielerlebnis hatte ich nicht erwartet.
Session hosten, Leute einladen, Fortschritt herunterladen: Ihr könnt ein neues Abenteuer mit Freund*innen beginnen, wenn ihr im Hauptmenü "Story erkunden" auswählt. Nun sucht ihr das richtige Buch und Kapitel aus. Wollt ihr von vorne anfangen, wählt "Buch 1", "Kapitel 1".
Dann klickt ihr auf "Mit Freunden spielen". Nun könnt ihr euren Host-Namen wählen oder einen neuen eingeben (wählt ihr denselben wie beim ersten Spielstand aus, so werden eure Kapitelauszeichnungen überschrieben). Jetzt könnt ihr bis zu sieben Leute in eure Lobby einladen.
Seid ihr fertig mit eurer Koop-Session, so können alle, die beigetreten sind, den Fortschritt herunterladen und dafür einen neuen Speicherplatz auswählen.
Bedenken im Vorfeld
Im narrativen Adventure As Dusk Falls trifft eine ganz gewöhnliche Familie – Mutter, Vater, Tochter, Opa und Hund – mit ganz gewöhnlichen Problemen auf ein kriminelles Geschwister-Trio. Die zwei Gruppen prallen in einem Motel aufeinander und weil die Gangster nach einem Raubüberfall auf der Flucht sind, nehmen sie die Familie als Geiseln. Die Lage spitzt sich blitzschnell zu und meine Finger haben sich beim ersten Singleplayer-Durchlauf nur so am Controller festgekrallt.
Ich wollte unbedingt bei Dialogen und verschiedenen Pfaden die richtigen Entscheidungen treffen und keine QuickTime-Events verbocken. Einige der Charaktere, wie Familienvater Vince und der jüngste Gangsterbruder Jay, sind mir nämlich sofort ans Herz gewachsen. Annika und Basti ging es ganz ähnlich.
Trotzdem hatten wir alle drei unsere Bedenken, ob die Geschichte mit ihrem ernsten Ansatz auch als Multiplayer-Erlebnis funktioniert. Meine Erfahrungen mit Koop bei Story-Spielen beschränkten sich vorher auf die Supermassive-Titel wie The Quarry oder House of Ashes. In diesen Fällen war der Multiplayer für mich und meine Freunde einfach nur eine große Gaudi, bei der wir Witze gerissen und uns gegenseitig sabotiert haben. Das konnte ich mir bei As Dusk Falls nicht vorstellen - und zum Glück kam es auch ganz anders.
Die Diskussionen machen‘s
Wir sind alle drei sofort wieder so tief drin in der Story, dass wir uns gar nicht erst fragen, ob wir Cutscenes auch skippen könnten, bis wieder eine Entscheidung gefragt ist. Durch unsere gemeinsamen Handlungen, die häufig von meinem ersten Durchlauf abweichen, sehe ich komplett neue Szenen. Der hohe Wiederspielwert, den ich bereits vermutet hatte, bestätigt sich. So erfahre ich beispielsweise, wie schief der Einbruch der Geschwister gehen kann.
Aber nicht nur das erneute Spielen hatte seinen Reiz, sondern gerade auch das Zusammenspielen bietet einen echten Mehrwert. Immer wenn uns für Entscheidungen länger Zeit bleibt, findet sofort ein interessanter Austausch statt. Die Gespräche reichen von: „Was habt ihr getan?“, über „Warum habt ihr so oder so gehandelt?“, bis hin zu: „Wie sollen wir uns jetzt entscheiden und was könnte dann im besten oder schlimmsten Fall dabei herauskommen?“
In einem Flashback, in dem es um einen ehelichen Konflikt geht, hat sich Annika beispielsweise in ihrem Durchlauf versöhnlich gezeigt, um die Harmonie wiederherzustellen. Davon erhoffte sie sich möglichst gute Ausgangsbedingungen für die bevorstehenden Gefahren. Basti und ich fanden es dagegen in der Situation realistischer, Vince richtig ausrasten zu lassen. Bei mir gab es sogar Scherben.
Als wir uns darüber unterhalten, welcher Ausgang der Szene besser zu dem passt, wie wir das Paar später auf einer langen Autofahrt erleben, stellen wir fest, dass beides für uns funktioniert. Dass etwas vorgefallen sein muss, war für uns nämlich schon vor dem Rückblick spürbar, wie heftig der Krach war, das zeigen die beiden Eltern mit Kind, Opa und Hund im Auto allerdings nicht – Gut gelöst!
Zusammen entscheiden, überstimmen und QuickTimes
Beim Koop dürfen wir über Entscheidungen abstimmen. Dabei sind wir meist fair und versuchen, darauf zu achten, dass alle von uns genug Neues sehen. Manchmal verleiten uns die Joker, von denen jedem von uns drei pro Kapitel zur Verfügung stehen, aber auch dazu, die Rücksicht über Bord zu werfen und die Wahl ganz alleine zu treffen.
Ich nutze die Überstimmen-Funktion beispielsweise, als ich wissen will, was passiert, wenn Jay mit seinem Bruder im Haus randaliert, in das sie eingebrochen sind. Den Joker ziehe ich schon, bevor die anderen beiden entschieden haben, damit niemand mir zuvorkommen kann. Die Funktion bringt zusätzlichen Nervenkitzel ins Spiel, weil ich nie weiß, wann die anderen einen ähnlichen Alleingang starten.
Auch durch die Umsetzung der QuickTime-Events wird die Spannung intensiviert. Diese dürfen wir nämlich zwar manchmal gemeinsam bestreiten, aber hin und wieder fordert das Spiel ganz gezielt eine Person auf, die Eingabe zu tätigen. Dabei komme ich sofort ins Schwitzen, als bei drei aufeinanderfolgenden Eingaben zuerst Basti gefragt ist und dann ganz unerwartet ich.
Die clevere Umsetzung des Multiplayers sorgt dafür, dass wir regelmäßig die Luft anhalten, ganz still sind und schließlich doch ganze zwei Kapitel am Stück durchspielen, obwohl wir eigentlich ins zweite höchstens mal kurz reinschauen wollten. Motivierend ist auch, dass es nach jedem Abschnitt eine Auswertung gibt, die jedem von uns passend zu unseren Entscheidungen Attribute wie „unerschütterlich“ oder „familiär“ zuweist. Im Koop sehe ich außerdem nach Kapitel 1, dass Annika meine Seelenverwandte war, die am häufigsten wie ich abgestimmt hat.
Ich kann euch den Koop wirklich nur empfehlen, wenn ihr mit Freund*innen einen intensiven und interaktiven Thriller erleben wollt. Gerade bei einem zweiten Durchlauf bringt der Multiplayer zusätzliche Würze. Ich würde euch aber auch raten, die Story beim ersten Mal ganz alleine zu erleben und eure eigenen Entscheidungen zu treffen.
Habt ihr bereits einen ersten Spieldurchlauf in As Dusk Falls gewagt? Habt ihr vor, den Titel auch mal im Koop anzugehen und neue Entscheidungen zu erkunden?
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