A.O.T. Wings of Freedom im Test - Ein Schlag ins Genick

Der Test zu A.O.T. Wings of Freedom weckt bei Mirco Freiheitsgefühle. Was beim Manga und Anime nicht störte, wird dem Spiel jedoch zum Verhängnis: Abwechslungsarmut.

Attack on Titan: Wings of Freedom - Launch-Trailer: Gameplay aus der Spielumsetzung Video starten 2:02 Attack on Titan: Wings of Freedom - Launch-Trailer: Gameplay aus der Spielumsetzung

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2013 erschien die erste, 25 Episoden umfassende Staffel zum Anime »Attack on Titan«, der auf Hajime Isayamas Kult-Manga rund um Eren Jäger und die menschenfressenden Titanen basiert. Im Oktober kommt die Serie endlich auch in Deutschland.

Es gibt also keinen besseren Zeitpunkt für das dazugehörige Videospiel: A.O.T. Wings of Freedom lässt euch unter anderem in die Rolle von Eren, Mikasa und Armin schlüpfen, die im Laufe der Handlung ihre Ausbildung abschließen, dem Aufklärungstrupp beitreten und das Mauer-Territorium gegen die herumstapfenden Titanen verteidigen.

Nur für Fans geeignet

Wer sich nun fragend an der Rübe kratzt, wovon der Mirco hier überhaupt faselt, der gehört definitiv nicht zur Zielgruppe des Spiels. Denn A.O.T. erzählt zwar die Geschichte des Anime nach, die Zwischensequenzen sind jedoch teils wirr geschnitten, viele Hintergrundinfos erfahrt ihr ausschließlich in Texteinblendungen des Ladebildschirms und die gesamte Handlung ist ohnehin stark zusammengestaucht.

Während in der Serie beispielsweise Levis Elite-Einheit zwei ganze Episoden lang damit beschäftigt ist, den weiblichen Titan in eine Falle zu locken, taucht die Riesin im Spiel erst auf, als sie schon gefangen ist. Somit dürfte es Einsteigern extrem schwer fallen, dem roten Faden zu folgen. Kenner der Vorlage freuen sich hingegen auf die Originalfiguren und -schauplätze sowie auf die japanische Sprachausgabe.

Spider-Man 2.0

Spielerisch beschränkt sich A.O.T. auf den Kern des Anime, also aufs Schnetzeln von Titanen - und diese Kämpfe sind wirklich großartig umgesetzt worden. Mithilfe von Seilen und Gasflaschen der 3D-Manöverausrüstung heftet ihr euch per Knopfdruck automatisch an Gebäude, Bäume oder Felsen und rauscht durch die stets offen gestalteten Missionsgebiete, sodass selbst Spider-Man vor Neid erblassen würde.

Die 3D-Manöverausrüstung erlaubt brachiale Luft-Schwertkämpfe. Die 3D-Manöverausrüstung erlaubt brachiale Luft-Schwertkämpfe.

Habt ihr einen Titanen entdeckt, könnt ihr seine vier Extremitäten oder direkt seinen Nacken anvisieren und mit Schwerthieben malträtieren. Mit etwas Übung gelingen euch mehrere Angriffe, ohne auch nur den Boden zu berühren. Generell stellt sich flott ein herrlicher Flow ein und besonders starke Treffer werden mit Zeitlupen- und Spezialeffekten sowie vielen Blutspritzern am Bildschirm brachial in Szene gesetzt.

Fans wissen natürlich, dass die Hünen ihre Schwachstelle im Nackenbereich haben und Treffer an Armen und Beinen daher niemals tödlich sind. Bei den meisten Feinden reicht es daher aus, mit den Schubdüsen aus der Luft anzugreifen und ein schönes Kotelett aus dem Genick zu schneiden. Bei besonders großen Titanen-Exemplaren ist es hingegen nützlich oder gar notwendig, die Kniescheibe zu zertrümmern oder die Arme abzusäbeln, damit die Giganten stolpern beziehungsweise nicht mehr nach euch grabschen und euch fressen können.

Die Vita-Version
A.O.T. Wings of Freedom ist separat auch für die Vita erhältlich und unterstützt Cross-Save, somit könnt ihr euren Spielstand zwischen der Vita- und der PS4-Version transferieren. Darüber hinaus setzt die Handheld-Version zum Teil auf eine Touch-Bedienung, zum Beispiels für das Vergrößern der Karte. Technisch ist die Vita-Version jedoch um einiges schlechter, starke Ruckler und zahlreiche Pop-ups beeinträchtigen das Spielerlebnis enorm. Daher werten wir A.O.T. Wings of Freedom auf der Vita um 8 Punkte ab.

Zu leicht vs. zu nervig

Apropos Fressen: Im Anime sorgen die Titanen mit unvorhersehbaren Bewegungen und ihrem unstillbaren Hunger nach Menschen für Angst und Schrecken. Diese Ehrfurcht kommt im Spiel allerdings nicht rüber, dafür ist die Titanen-KI zu dumm. Man fühlt sich wie eine Fliege, die einem verrosteten Roboter ausweicht. Dadurch wird es viel zu einfach, die Gegner zu bezwingen.

Eigentlich müssten wir Angst vor den Titanen haben, doch Ehrfurcht stellt sich aufgrund der schlechten Gegner-KI nur selten ein. Eigentlich müssten wir Angst vor den Titanen haben, doch Ehrfurcht stellt sich aufgrund der schlechten Gegner-KI nur selten ein.

Generell ist A.O.T. auf dem leichten Schwierigkeitsgrad fast schon lächerlich simpel. Umso schlimmer, dass das Spiel genau diesen Modus am Anfang empfiehlt. Auf dem normalen Härtegrad müsst ihr hingegen alle paar Minuten eure verbrauchten Gasflaschen und abgenutzte Klingen bei Händlern aufstocken - das nervt.

Die Gegner werden jedoch auch auf »normal« nicht stärker, die Kämpfe nicht unbedingt schwieriger, sondern durch den ständigen Austausch der Ausrüstung eher zäher. Ich persönlich hätte einen Dark-Souls-ähnlichen Schwierigkeitsgrad bei Attack on Titan besser gefunden.

Anfangs toll, später eintönig

Das größte Problem von A.O.T. liegt jedoch bei der Monotonie, denn jede Mission läuft nach dem gleichen Prinzip ab: Ihr müsst zu vorgegebenen Punkten vorrücken und möglichst viele Titanen niederstrecken, ehe zum Schluss ein besonders dicker Gigant als Minibosskampf wartet. Sorgen die Kämpfe in der ersten Stunde durch die coole Inszenierung noch für einen Wow-Effekt, ist spätestens nach dem 300. gelegten Gegner die Luft raus. Ja, 300. In beinahe jeder Missionen knüppelt ihr 20-40 Titanen nieder, immer nach demselben Schema.

Abwechslungsreiche Aufträge sind Fehlanzeige. Hier mal eine Kanone abfeuern, da mal einen NPC eskortieren - mehr Kreativität dürft ihr nicht erwarten. Diese Abwechslungsarmut wird jedoch vom motivierenden Upgrade-System etwas abgefedert. In den Missionen sammelt ihr nämlich diverse Materialien, die ihr braucht, um neue Klingen, Gasflaschen und Schwertscheiden zu schmieden. Außerdem steigen die Charaktere durch Erfahrungspunkte im Rang auf, was neue Attacken freischaltet, zum Beispiel einen Sturzflugangriff. Die reißen aber niemandem vom Hocker.

In einer Mission können wir als Titan kämpfen, das Gefecht hat aber eher etwas von Button-Mashing. In einer Mission können wir als Titan kämpfen, das Gefecht hat aber eher etwas von Button-Mashing.

Je nach Spielweise und ob ihr euch auf die Story konzentriert oder in Nebenmissionen ein paar Kameraden vor Titanen rettet, könnt ihr ungefähr fünf Stunden in der Kampagne versenken. Danach wartet der Expeditionsmodus für bis zu vier Spieler (online), in dem ihr in weiteren Titanen-Kämpfen Materialien farmt. Das macht im Koop kurzzeitig durchaus Laune, wirklich lang wird euch A.O.T. aber vermutlich nicht fesseln

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