Als Fan der Alien-Reihe hat man es nicht leicht. Die Qualität der bisherigen Spiele schwankte stark, von den neueren Ablegern konnte eigentlich nur Alien: Isolation überzeugen. Für Horror-Liebhaber wird Creative Assemblys Vorzeigeumsetzung wohl auch noch lange Zeit unerreicht bleiben, denn Aliens: Fireteam Elite tritt eher in die Fußstapfen von Aliens: Colonial Marines und Aliens vs. Predator, sprich: schnörkellose Ballereien.
Die wichtigsten Infos auf einen Blick:
- Release: 24. August 2021
- Preis: 39,99€
- Entwickler: Cold Iron Studios
- Genre: Coop-Shooter mit leichten RPG- und Loot-Elementen
- Spieleranzahl: 1 bis 3
- Sprache: Englisch, Bildschirmtexte sind auf Deutsch übersetzt
- Erscheint auf: PS4, PS5, Xbox One X|S, Xbox Series X|S, PC
- Preview-Version gespielt auf: PC
Im Weltraum hört dich niemand gähnen
Die Story von Fireteam Elite ist schnell erklärt: Ein Notsignal auf dem Planeten LV-895 ruft das Marine-Flaggschiff "UAS Endeavor" auf den Plan. 23 Jahre nach den Ereignissen der ursprünglichen Alien-Trilogie werkelt die Weyland-Yutani Corporation noch immer daran, Xenomorphen waffenfähig zu machen, was, oh Wunder, gehörig schiefgeht. Die Kreaturen überrennen kurzerhand die orbitale Forschungsstation und die Kolonie auf dem Planeten. Wir rücken daraufhin an, um Kammerjäger zu spielen.
Innovativ ist das nicht: Die Geschichte erinnert in ihren Grundzügen an das cineastische Meisterwerk von James Cameron, kommt aber recht generisch daher und könnte genauso gut in vielen anderen Sci-Fi-Spiele stattgefunden haben. Konzerngeheimnisse? Neugierige Forscher? Wow, da wäre ich doch glatt vor Spannung eingenickt.
In den Missionen wird es nicht besser: Nachdem wir uns ein kurzes Briefing abgeholt haben, retten wir Wissenschaftler, extrahieren Server-Daten oder sichern Landezonen. Überraschungen bleiben größtenteils aus.
Nachholbedarf beim Balancing
Dass die Erzählung nicht unbedingt im Mittelpunkt steht, wird vor allem durch den eigentlichen Gameplay-Loop deutlich. Auf der Endeavor sammeln wir unser Squad, das aus maximal drei Marines besteht. Fireteam Elite ist ausschließlich im Koop spielbar, geschossen wird aus der Third-Person-Perspektive. Habt ihr keine Freunde griffbereit oder möchtet nicht mit Fremden losziehen, stellt euch das Spiel KI-Begleiter zur Seite, die allerdings nur mäßigen Ersatz bieten. Mal rennen sie strunzdumm in Gegnerschwärme hinein, in anderen Situationen nehmen sie Feinde durch Wände aufs Korn und schießen ultrapräzise, was sämtliche Immersion zerstört.
Das größte Manko der CPU-Kameraden: Sie setzen keine Klassenfähigkeiten ein. Diese sind tatsächlich von elementarer Bedeutung.
Fireteam Elite stellt fünf unterschiedliche Klassen zur Verfügung:
In unserer Preview-Version fehlte leider der Aufklärer. Da der Schütze bereits sehr gut für ferne Distanzen ausgerüstet ist, rechnen wir eher mit einer Nahkampfklasse, die flink unterwegs sein kann.
Feintuning ist notwendig: Die Klassen spielen sich auf den ersten Blick recht ähnlich, während der Anspiel-Sessions kristallisierten sich jedoch der Schütze und der Zerstörer klar heraus. Die schiere Anzahl an Gegnern macht es notwendig, ordentlich austeilen zu können. Als Techniker oder Doc wurden wir ziemlich schnell überrannt, ihre Fähigkeiten waren unserem Empfinden nach zu schwach oder einer auffälligen Limitierung unterworfen, die Bewaffnung auf zu niedrige Feuerraten ausgelegt.
Kooperatives Vorgehen eher unbedeutend: Während unserer Spielabende kam nie das Gefühl auf, dass sich Fireteam Elite darum kümmert, aus uns eingeschworenes Team zu formen. Zwar können Fähigkeiten auch den Mitspielern zugute kommen, Team-Manöver oder gar gemeinschaftliche Aufgaben fehlen jedoch. Das Miteinander beschränkt sich daher rein auf taktische Absprachen.
Passable Umsetzung der Marke, die aber noch Feinschliff benötigt
Auf der Endeavor können wir unsere Waffen mit Modifizierungen versehen. Je nach Klasse stehen dafür unterschiedliche Knarren parat, jeweils mit individuellen Stärken und Upgrade-Pfaden. Hier bietet Fireteam Elite viel Varianz, von der aus dem Film bekannten Smart Gun (eine automatisch zielsuchende Minigun) bis zum Scharfschützengewehr findet sich allerhand im Schiffsarsenal.
Überhaupt fängt das Spiel die Stilistik der Vorlage, welche stark an den Vietnam-Krieg angelehnt war, gut ein. Kollege David Molke hatte irgendwann einen GI-Helm auf dem Kopf und einen dicken Flammenwerfer mitsamt Peace-Verzierungen in den Händen - mehr Vietnam-Ästhetik geht kaum. Lediglich einige Waffen-Sounds könnten ein wenig satter ausfallen, das berühmte Sturmgewehr der Colonial Marines klingt bspw. ziemlich schwachbrüstig und arg komprimiert. Im Gegensatz dazu fühlt sich unsere Bewaffnung aber verdammt kräftig an. Die Arme der Spielfigur werden vom Rückstoß leicht zurückgedrückt, das Mündungsfeuer blitzt grell auf.
Erinnert an die Filme: Haben wir unsere Ausrüstung bestimmt, können wir eine von zwölf Kampagnenmission wählen. In unserer Preview standen lediglich die ersten sechs zur Verfügung, die in zwei unterschiedlichen Umgebungen spielen. Die ersten drei Aufträge erledigen wir auf der Raumstation Katanga, das darauffolgende Trio umspannt eine verlassene Einrichtung der aus Prometheus und Alien: Covenant bekannten "Architekten", mitsamt der riesigen Statuen und Steingesichter aus den Filmen.
Optisch ansprechend waren aber nur Letztgenannte. Die Raumstation könnte jedem x-beliebigen Sci-Fi-Spiel entliehen sein, man würde es nicht merken. Details muss man mit der Lupe suchen, es reiht sich ein stahlgrauer Gang an den nächsten. Die Architekten-Anlage wird hingegen von Licht durchflutet, ist dicht bewachsen und wurde fein texturiert.
Aliens, die nicht bedrohlich sind
Pro Mission mähten wir schätzungsweise 800 Gegner über den Haufen. Wirklicher Grusel kommt aufgrund der Fokussierung auf Action nie auf. Ab und an fällt mal ein Deckenpanel herunter, mehr Horror-Aspekte gibt es nicht. Zudem scheinen die Xenomorphen aus dem Spiel sehr ordentlich zu sein, denn Zerstörungen an der Umgebung suchen wir vergebens.
Ebenso verschießt das Spiel recht zügig sämtliches Pulver im Bezug auf die unterschiedlichen Gegnertypen. Unter den Aliens zählten wir fünf verschiedene Arten, vom Säurespucker bis zum robusten Krieger, die allesamt schon im ersten Level unterwegs sind. Erst ein ganzes Weilchen später gesellten sich noch bewaffnete Androiden hinzu, die uns dazu zwangen, die Deckungsmechanik zu nutzen. Während wir bei Gefechten mit den Aliens darauf geachtet haben, stets in Bewegung zu bleiben, möchten wir nun möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Die Bedienung geht flott von der Hand und erinnert vergleichbare Action-Titel wie Tom Clancy's: The Division oder Uncharted.
Repetition ist ein großes Manko
Schon sehr früh wiederholt sich das Spiel. Die Androiden, wenn auch optisch langweilig, waren daher eine willkommene Abwechslung, da sie viel mehr Angriffsmuster zu bieten haben als die Xenomorphen.
Cooles Feature: Die synthetischen Widersacher geraten regelmäßig in Konflikte mit den Xenos, was wir zu unserem Vorteil nutzen können.
Das Endgame muss noch überzeugen: Fireteam Elite bietet Individualisierungsmöglichkeiten, die auf eine längere Spielzeit hinweisen. Ebenso können wir unsere Marines aufleveln und ihnen Erweiterungen mit einzigartigen Boni verleihen, die aber in der Preview noch nicht zu tragen kam. Die Levelarchitektur wirkt zudem modular. Bisher lassen sich jedoch nur die bereits abgeschlossenen Missionen wiederholen, weshalb wir nicht unbedingt zum erneuten Spielen motiviert wurden.
Herausforderungskarten, die etwa den Radar abschalten oder uns ein Zeitlimit vorsetzen, änderten daran wenig. Zudem wird es wohl einen Horde-Modus geben, der aber noch nicht ausprobiert werden konnte. Damit sich die Loot-Spirale kontinuierlich dreht, muss der Wiederspielwert noch ordentlich steigen.
Technisch solide, aber nichts besonders
Die visuelle Qualität von Fireteam Elite könnte man am ehesten als wechselhaft, insgesamt aber ganz gut bezeichnen. Die Texturen und Charaktermodelle überzeugen, die Beleuchtung kreiert eine schaurige Stimmung. Eben typische Unreal-Engine-4-Kost. Die ersten Level leiden im Vergleich aber weitgehend unter Detailarmut, einige Effekte könnten Verbesserungen vertragen. Daran wird sich bis zum Release am 24. August wohl eher wenig ändern, stattdessen könnten Optimierungsarbeiten in den Fokus rücken. Auf dem Bildschirm tummelten sich gut und gerne 40 bis 50 Gegner gleichzeitig, was die Performance um bis zu 60 Prozent drückte.
Regelrecht ärgerlich ist jedoch die Darstellung der NPCs auf der Endeavor. Diese wurden zwar vollständig vertont und haben auch einiges zu erzählen, ihre Lippen bewegen sich allerdings keinen Millimeter.
Gelungenes Steuerungsschema: Meinen gesamten Spieldurchlauf habe ich mit dem Xbox-Controller absolviert. Ich konnte mich schnell auf die Standard-Steuerung einstellen und alle Funktionen nach wenigen Minuten verinnerlichen. Fireteam Elite ist hier sehr dicht an seinen Vorbildern, sprich Gears of War oder das bereits erwähnte Uncharted. Lediglich Verbrauchsgegenstände wie Brandgeschosse oder Minen sind in einem sperrigen Kreismenü versteckt, welches in der Hitze des Gefechts eher fummelig als hilfreich ist.
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