2016 war für mich ein tolles Videospieljahr. Mit der PS4 Pro und der Xbox One S kamen gleich zwei neue Konsolenmodelle auf den Markt, dazu etliche Top-Titel wie Uncharted 4, Forza Horizon 3 oder Battlefield 1, die mir einmal mehr zeigten: Zocken ist das tollste Hobby der Welt.
Doch in diesem Jahr habe ich auch eine andere alte Leidenschaft wiederentdeckt: Brettspiele. Als kleiner Junge hatte ich die extrem viel mit meinen Eltern gespielt, danach war die ganze Thematik aber wieder ein bisschen eingeschlafen. Bis, ja, bis ich Anfang des Jahres mit Kollege Mirco und ein paar anderen abends einen Brettspielabend startete. Und seitdem bin ich wieder infiziert, habe dieses Jahr etliche Titel gespielt und gekauft und einen ausgiebigen Blick über den Tellerrand in die analoge Spielewelt gewagt.
Für alle, dich sich gerne genauso begeistern lassen wollen wie ich, noch auf der Suche nach einer Investition für ihr Weihnachtsgeld sind, oder einfach mal Lust haben, in die Brettspielwelt hineinzuschnuppern, habe ich nachfolgend zehn persönliche Tipps aktueller und etwas älterer Spiele zusammengestellt. Es gibt nämlich weit mehr als nur "Mensch ärgere dich nicht", "Monopoly" und Co!
Blood Rage
Verlag: Cool Mini or Not/Asmodee
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Spielzeit: 60 - 90 Minuten
Preis (ca.): 70 Euro
Das Ziel bei Blood Rage ist es, mit einem Wikinger-Clan durch Schlachten und eroberte Gebiete möglichst viel Ruhm und Ehre zu erlangen. Lasst euch aber vom martialischen Namen und dem Artwork auf der Verpackung, das an ein Heavy-Metal-Album erinnert, nicht täuschen. Hier handelt es sich um ein vergleichsweise taktisches Spiel, bei dem ihr eure Clanmitglieder geschickt einsetzen müsst und zudem immer eure Statuswerte auf eurem Tableau im Auge behalten solltet.
Die Karten sorgen für den taktischen Kniff. Am Anfang jeder der drei Runden draftet jeder Spieler sechs Karten mit unterschiedlichen Effekten, kann zum Beispiel Monster zu Hilfe rufen oder Bonuspunkte für Tode der eigenen Krieger einsacken.
Ein absolutes Highlight ist die Ausstattung des Spiels, bei dem vor allem die liebevoll gestalteten Miniaturen hervorstechen. Sicherlich ist Blood Rage keine wirklich günstige Investition, allerdings auch eine, die sich spielerisch wirklich bezahlt macht. Eines meiner aktuellen Brettspiel-Highlights.
Fabelsaft
Verlag: 2F-Spiele
Spielerzahl: 2-5
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro
Das Spielprinzip von Fabelsaft ist relativ simpel. Ihr müsst eine festgelegte Zahl von Fruchtsäften sammeln. Dafür setzt ihr eure Figur auf eine der sechs ausgelegten Aktionskarten und führt deren Aktion aus - zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Fruchtkarten ablegen, aufnehmen, oder weitergeben. Habt ihr die benötigte Zahl von Fruchtkarten für einen Fabelsaft auf der Hand, könnt ihr ihn damit kaufen.
Abwechslung gibt's durch die Varianz der insgesamt 59 Aktionskarten. Diese kommen nämlich erst nach und nach ins Spiel und eröffnen damit immer wieder neue Möglichkeiten. Bis ihr alle Karten gesehen habt, vergeht einige Zeit, allerdings lässt sich ein Spiel auch quasi "abspeichern" und dann beim nächsten Mal mit der letzten Auslage weiterspielen - sehr clever.
Manchen ist das Spielprinzip etwas zu seicht, mir hat Fabelsaft aber genau deswegen (und wegen dem gewissen Suchtfaktor durch die immer neuen Aktionskarten) extrem viel Spaß gemacht. Es ist schnell erklärt und dementsprechend auch perfekt für Familien geeignet.
Mysterium
Verlag: Asmodee/Libellud
Spielerzahl: 2-7
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spielzeit: 45 Minuten
Preis (ca.): 35 Euro
Mysterium ist ein kooperatives Spiel, in dem ein Spieler die Rolle eines Geistes übernimmt, die restlichen Spieler sind Spiritisten, die herausfinden müssen, wer den Geist zu eben jenem gemacht hat. Jeder Spieler muss zudem erstmal seine Person, das dazugehörige mögliche Tatwerkzeug und einen Ort erraten. Der Clou dabei: Der Geist darf nicht sprechen. Zur Kommunikation hat er lediglich einen großen Stapel Visionskarten mit Kunstwerken zur Verfügung, die die Spieler jetzt mit ihren gesuchten Dingen assoziieren müssen. Und das ist schwieriger als es sich anhört, da jede Karte vielfältig interpretiert werden kann.
Mysterium ist vor allem in größerer Gruppe ein Riesenspaß und sorgt regelmäßig für witzige Diskussionen und Aha-Momente. Selbst überzeugte Nichtspieler ertappen sich schnell dabei, mitzuraten und Vermutungen anzustellen. Allerdings muss man diese Art von Spielen auch mögen, um Spaß zu haben.
King of Tokyo
Verlag: iello
Spielerzahl: 2-6
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spielzeit: 30 Minuten
Preis (ca.): 30 Euro
Sechs riesige Monster wie der Affe King oder Cyber Kitten prügeln sich in der japanischen Hauptstadt, doch nur einer kann der King of Tokyo werden. In diesem abgefahrenen Würfelspiel gewinnt derjenige, der entweder die Lebenspunkte aller seiner Konkurrenten auf 0 gedroschen, oder 21 Siegpunkte gesammelt hat.
Dafür werden die sechs Würfel bis zu dreimal geworfen und die entsprechenden Symbole nacheinander abgearbeitet. Ausrüstungskarten, die mit erwürfelten Energiebrocken gekauft werden können, sorgen zudem für Zusatzboni oder spezielle Effekte wie doppelten Angriffsschaden.
Das ist natürlich alles ziemlich glückslastig, macht wegen des chaotischen Spielprinzips und des tollen Themas aber dennoch einen Heidenspaß. King of Tokyo ist ein moderner Würfelspielklassiker, den ihr euch unbedingt mal anschauen solltet.
Dominion
Verlag: Rio Grande
Spielerzahl: 2-4
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Spielzeit: 30 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro (Basisspiel)
Dominion erschien ursprünglich schon im Jahr 2009 und wurde dort direkt zum "Spiel des Jahres" gekürt. Es gilt als Begründer der sogenannten Deckbauspiele. Zu Beginn hat man eine Kartenhand aus sieben Geld- und drei Anwesen-Karten, im Verlauf des Spiels kauft ihr euch Aktions-, Siegpunkt- oder Geldkarten und vergrößert dadurch euer Reich.
Durch die vielfältigen Aktionskarten kommen zum Beispiel Multiplikatoren oder Bonuseffekte ins Spiel, die euch viele Vorteile gewähren, zum Beispiel zusätzliche Karten auf die Hand zu nehmen oder den Gegnern mit Fluchkarten ihr Deck zu verstopfen. Dadurch sind vielfältige Taktiken möglich, der Suchtfaktor bei Dominion ist enorm.
Schon beim Grundspiel sind 25 verschiedene Aktionskarten enthalten, mittlerweile gibt es knapp 10 große Erweiterungssets, die jeweils zusätzliche Gameplay-Elemente einführen. Die "Intrige"-Erweiterung ist zum Beispiel auf Interaktion ausgelegt, "Seaside" ergänzt das Prinzip um Karten, die auch beim nächsten Zug noch einen Effekt haben und Spielertableaus, auf denen Karten zwischengelagert werden können. Durch die Möglichkeit, Karten unterschiedlicher Decks miteinander zu kombinieren, gleicht keine Partie der anderen.
Ice Cool
Verlag: Amigo
Spielerzahl: 2-4
Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Spielzeit: 15 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro
Ice Cool dürfte von all meinen hier vorgestellten Tipps den größten "Hey ich will auch mal probieren"-Effekt haben. Durch Fingerschnipser muss ein Spieler auf dem toll gestalteten dreidimensionalen Spielplan mit seinem Pinguin die drei anderen Spieler fangen. Die Verfolgten wiederum können auf der Flucht Fische einsammeln, die dann wiederum Karten mit Siegpunkten bringen. Jeder ist im Verlauf des Spiels mal Fänger, eine Partie ist sehr schnell absolviert, deswegen eignet sich der Titel auch perfekt für Familien mit kleineren Kindern.
Mich fasziniert vor allem die Lernkurve: Wer regelmäßig übt, beherrscht recht schnell Trick-Shots wie Sprünge über Wände oder Kurven. Eine tolle Idee ist auch der Spielplan, der aus mehreren ineinandergesteckten Boxen aus der Verpackung des Spiels zusammengesteckt wird.
Arboretum
Verlag: Abacus Spiele
Spielerzahl: 2-4
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spielzeit: 30 Minuten
Preis (ca.): 13 Euro
Bei Arboretum ist geschicktes Kartenlegen Pflicht. Denn hier punktet nur, wer möglichst lange Wege mit den gleichen Baumsorten am Anfang und Ende legt. Aber Achtung: Wenn die Gegner bei Spielende die gleiche Baumsorte mit einer höheren Zahl noch auf der Hand haben, kann jeder noch so schöne Weg nur 0 Punkte wert sein. Arboretum sieht wie ein einfaches Kartenspiel aus, allerdings grübelt man bei jedem Zug, welche Karten man nun ziehen oder ausspielen soll.
Durch die Möglichkeit, anderen Spielern durch übrige Handkarten eine lukrative Punktereihe noch zu versauen, kommt zudem ein nicht zu unterschätzender Ärgerfaktor und viel Schadenfreude in die Partien. Abgerundet wird das Spiel durch die wunderschöne Ausstattung mit tollen Grafiken und hochwertigen Karten.
Noch mal!
Verlag: Schmidt Spiele
Spielerzahl: 1-6
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spielzeit: 20 Minuten
Preis (ca.): 12 Euro
Noch mal! - Der Name ist Programm, denn auf eine Partie dieses Würfel- und Ankreuzspiels folgt meistens noch eine weitere. Das liegt vor allem am simplen, aber süchtig machenden Spielprinzip. Ist ein Spieler an der Reihe, wirft er die insgesamt sechs Würfel und sucht sich eine Kombination aus Zahl und Farbe heraus. Die übrigens Spieler machen dies mit den übriggebliebenen Würfeln.
Jeder kreuzt die entsprechenden Felder auf seinem Zettel ab, allerdings bringen nur komplette Reihen Punkte. Besonders angenehm ist, dass es keine großen Wartezeiten gibt, weil alle Spieler gleichzeitig an der Reihe sind.
Ich war bei Noch mal! zunächst ziemlich skeptisch, ob das Spiel seinem Namen gerecht werden kann. Aber schon nach der ersten Partie war die Skepsis wie weggeblasen, ich war sofort infiziert. Durch die einfachen Regeln eignet es sich fast für alle Altersgruppen und ist zudem ein ideales Mitbringspiel.
Ein Fest für Odin
Verlag: Feuerland
Spielerzahl: 1-4
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spielzeit: 30 Minuten pro Spieler
Preis (ca.): 70 Euro
Ein Fest für Odin ist eine wahre Materialschlacht. In der knapp 3 Kilogramm schweren Verpackung stecken unheimlich viele Holzteile, Tableaus, Karten und Figuren. Gerade Anfänger können mit der riesigen Aktionsauswahl überfordert sein, die das neueste Spiel von Agricola-Erfinder Uwe Rosenberg bietet. Denn um das Ziel, den eigenen Wikinger-Clan zu ernähren und voranzubringen, gibt es etliche Möglichkeiten wie Walfang, Ackerbau oder die Besiedelung von Inseln.
Dadurch hat Ein Fest für Odin aber auch einen enormen Wiederspielreiz, denn in jeder Partie kann man unterschiedliche Strategien fahren. Besonders gut gefällt mir die Einbindung eines Puzzlemechanismus, mit dem ihr Rohstoffe auf eurem Tableau verbaut, um Einkommen oder Boni einzusacken.
Ein Fest für Odin kann auch alleine gespielt werden, am besten gefällt es mir aber in einer Zweierpartie. Ähnlich wie bei Blood Rage ist der Preis nicht gerade niedrig, dafür bekommt ihr aber auch eine hochwertige und umfangreiche Ausstattung sowie ein sehr vielfältiges Spiel, in das man sich richtig reingraben kann.
Roll for the Galaxy
Verlag: Pegasus
Spielerzahl: 2-5
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Spielzeit: 30-75 Minuten
Preis (ca.): 50 Euro
In Roll for the Galaxy baut ihr euch euer eigenes galaktisches Imperium auf. Das Besondere dabei: Ihr benutzt Würfel, die unterschiedliche Arbeiter symbolisieren. Je nach gewürfelter Seite könnt ihr die Würfel dann zum Beispiel einsetzen, um neue Welten zu besiedeln, Technologien zu erforschen, Güter zu produzieren und diese dann zu verschiffen. Besiedelte Welten oder erfolgreiche Forschungen geben euch Boni wie neue Würfel. Allerdings müsst ihr gut mit euren Arbeitern haushalten, denn nach einer Runde müsst ihr sie erneut aus der Bevölkerung rekrutieren - und das kostet galaktische Credits.
Mir macht bei Roll for the Galaxy allein schon der reine Spielablauf Spaß. Das Würfeln und die Spannung, welche Symbole als nächstes kommen, kitzelt mich jedes Mal aufs Neue. Ein kleiner Kritikpunkt ist sicherlich, dass das Spiel nicht sonderlich interaktiv ist, doch durch die schiere Zahl der Welten und Technologien wird Roll for Galaxy auch nach vielen Partien nicht langweilig. Mittlerweile ist auch die erste Erweiterung "Der große Traum" erschienen.
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