Familienzank bei den Göttern
In Vorgänger »Kampf der Titanen« war Perseus' Ziel ganz einfach: die hübsche Prinzessin vor dem bösen Kraken-Monster retten. Dieses Mal ist das anders. Jetzt herrscht nämlich richtig Stunk in der Götterfamilie. Der Plot, der im Wirrwarr der griechischen Mythologie zuerst verworren scheinen mag, ist eigentlich recht simpel. Hierzu meint Regisseur Liebesman, dass »die griechische Mythologie deswegen so zeitlos ist, weil sie jede Menge Archetypen, Tragödien, Komödien, Verrat und Rache bietet. Alles ist schon einmal dagewesen und bildet die Grundlage unserer Kultur«.
Die Grundidee von »Zorn der Titanen« beruft sich also auf ganz irdische Probleme – trotz Götterfiguren. Halbgott Perseus will eigentlich gerne ein einfacher Fischer sein, Papa Zeus sieht ihn aber zu Größerem berufen und möchte, dass er sich für die Menschheit einsetzt. Dem stimmt Perseus aber erst zu, nachdem sich sein göttlicher Bruder Ares und sein Onkel Hades gegen Zeus verschworen haben und dem bösen Großvater Kronos dienen wollen. Sprich: das Ganze hätte es so oder so ähnlich auch in einer gutbürgerlichen Familie geben können.
Zeus-Darsteller Liam Neeson meinte dazu im Interview vielversprechend, dass man sich nicht nur näher mit den schwierigen Beziehungen zwischen Zeus und seinen Söhnen Perseus und Ares befassen wollte, sondern auch mit seinem komplexen Verhältnis zu seinem Bruder Hades und ihrem Vater Kronos. Das sind »realistische Aspekte des Fantasy-Stoffs, sehr menschliche Emotionen, die eine in der Fabelwelt angesiedelte Geschichte motivieren«, so Neeson.
Und tatsächlich ist es dieser »menschliche« Bezug, der es zulässt, sich diesmal etwas mehr für die Figuren zu interessieren als es noch im ersten Teil der Fall war. Trotzdem: Auch bei »Zorn der Titanen« schleift uns die Story nur von einem Spezialeffekt zum nächsten. Ein wahres Mitfühlen mit den Figuren bleibt auch in den dramatischsten Szenen aus.
Dem stehen allerdings die gewaltigen Schlachten und das bis ins kleinste Teil ausgeklügelte Set-Design entgegen. Hier erschafft Liebesman eine beeindruckende Welt der griechischen Mythologie. Vom antiken Fischerdorf über die kargen Landschaften, bis hin zur düsteren Unterwelt – die Bilder sind gigantisch.
Auch die dramatischen Massenschlachten sind beeindruckend umgesetzt. Hier kämpfen hunderte Krieger gegen die monströsen Titanen und stellen sich zwischendrin zweiköpfigen, feuerspeienden Ungeheuern. Auch die überdimensionalen Zyklonen, auf die Perseus und seine Truppe in den Wäldern stoßen, sind gekonnt erschaffen worden.
Lediglich beim Anblick des fliegenden Pferdes Pegasus kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen – da will die Tricktechnik nicht so recht überzeugen. Ansonsten überzeugen sowohl die Bilder als auch der Sound durchaus und ermöglichen ein visuelles – wenn auch kein emotionales – Eintauchen in die Geschichte.
Kurzum: Wo die Story hinkt, kommen zugleich wieder mächtige Bilder auf die Leinwand, die von den wenig ausgearbeiteten Charakteren ablenken. Allein die visuelle Umsetzung des mythischen Dramas dürfte den Kinogang für den ein oder anderen Fan großer Bilder schon rechtfertigen.
Ein bisschen Spaß muss sein
Selbst in der düstersten Mythologie darf ein bisschen Humor nicht fehlen, und so vergeht auch den Göttern in »Zorn der Titanen« nicht gänzlich das Lachen. Ein kleines Highlight des Films ist Perseus' Vetter und Poseidons Sohn, Halbgott Argenor (Toby Kebbell). Argenor hat es nicht so mit der göttlichen Etikette und sorgt hier und da für überraschend komische Momente.
Auch Witwer Perseus darf nach dem Tod der Mutter seines Sohnes wieder hoffen, kämpft er doch Seite an Seite mit der schönen Kriegerkönigin Andromeda (Rosamund Pike). Für einen romantischen Unterton ist also auch gesorgt. Überhaupt versucht sich der Film als Spiegelbild aller nur denkbarer menschlicher Emotionen und überträgt diese auf die Götterwelt. Also gibt es Hass, Liebe, Neid, Rachsucht und Schmerz wie im wahren Leben und ein paar zweiköpfige Monster obendrauf.
Liam Neeson macht sich auch im zweiten Durchgang seht gut als Zeus und überzeugt durch seine Ausstrahlung ungezügelter Macht. Ralph Fiennes spielt einen herrlich bösen Hades, dessen plötzlicher Sinneswandel die wohl bemerkenswerteste Chrakterentwicklung im Film markiert. Sam Worthington ist eine passende Besetzung für den Halbgott mit dem Herz aus Gold, wie schon im Vorgänger. Letztendlich ist »Zorn der Titanen« aber einer der Filme, die vor lauter Action wenig Raum für echte Schauspielkunst lässt.
Fazit
Anne Facompre: »Zorn der Titanen« geht einigen Fehlern des Vorgängers aus dem Weg. Es wird mehr gemenschelt, die Geschichte führt uns insgesamt etwas näher an die Figuren. Im Vordergrund stehen aber weiter die gelungenen Actionsequenzen und aufwendigen Spezialeffekte. Keine Überraschung: Wer Charakter-Kino will, ist hier an der falschen Adresse. Als unterhaltsames Fantasy-Häppchen geht Zorn der Titanen aber durch.
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