Dass Zelda Tears of the Kingdom so gut auf der Switch läuft, ist eigentlich ein Wunder

Tears of the Kingdom treibt die Nintendo Switch bis ans Limit – und das in einem Ausmaß, das selbst Technik-Journalisten nicht für möglich gehalten hätten.

Praise the Switch! Praise the Switch!

Das neue The Legend of Zelda-Abenteuer Tears of the Kingdom ist endlich draußen und übertrifft in grafischer Hinsicht sogar den technisch beeindruckenden Vorgänger Breath of the Wild noch einmal deutlich. Nintendo liefert also ein Erlebnis, das für die schwächelnde Hardware des Hybrid-Handhelds kaum denkbar war.

Wie der japanische Konsolengigant das geschafft hat und was Tears of the Kingdom alles bietet, haben die Technik-Experten von Digital Foundry analysiert. So viel sei gesagt: Sie waren absolut begeistert!

Das Herzstück des Spiels ist nicht die Grafik, sondern die Spielwelt

Einen großen Stellenwert in der Analyse von Digital Foundry nimmt die unheimlich detaillierte Spielwelt und die Interaktionen der Spieler*innen mit ihr ein. Hyrule ist riesig und bietet zahlreiche interessante Ortschaften wie Ruinen und Schreine, dazu kommen aber noch brüchige Inseln im Himmel, ein gewaltiges Höhlennetzwerk und massenweise komplexe Systeme, die das Königreich mit Leben füllen.

Überall sind NPCs in Dörfern wie Kakariko und auf Handelsstraßen unterwegs, Wind bringt Gräser und Blätter zum Tanzen und Wildschweine durchkämmen die Wiesen nach Essbarem.

Jetzt aber schnell weg! Unser blutrünstiger Zelda-Tester Tobi war hier auf der Jagd. Jetzt aber schnell weg! Unser blutrünstiger Zelda-Tester Tobi war hier auf der Jagd.

Mit solchen passiven Mechaniken erzeugt Tears of the Kingdom Glaubwürdigkeit, sie verschlingen aber auch Unmengen an Prozessorleistung. Genau wie die zahlreichen Möglichkeiten, mit denen Link seine Umgebung beeinflusst, sowie deren zugrundliegende Physik.

Der tapfere Recke in seinen grünen Stiefeln kann unter anderem Bäume fällen, die dann realistisch Abhänge herabrollen, dicht bewachsene Wälder mit einer Fackel anzünden und mit der Ultra-Hand zig Gegenstände miteinander kombinieren.

Ein Düsenantrieb kann zum Beispiel auf ein Floß geklebt werden. Daraufhin nimmt das flache Holzstück Fahrt auf, wird aber auch von der Reibung der Wasseroberfläche abgebremst.

Authentische Physiksimulationen wie in Tears of the Kingdom sind äußert selten geworden. Authentische Physiksimulationen wie in Tears of the Kingdom sind äußert selten geworden.

John Linneman von Digital Foundry merkt dahingehend an, dass solch realistische Physikberechnungen sogar im AAA-Kosmos der leistungsfähigeren PS5 und Xbox Series X|S ein Novum wären.

Andere Open World-Spiele wie The Witcher 3 oder Horizon Forbidden West verzichten weitgehend darauf, obwohl den Current Gen-Konsolen aus dem Hause Sony beziehungsweise Microsoft ein Vielfaches an Power zur Verfügung steht.

Die CPU (der Hauptprozessor) der Switch ist hingegen ziemlich schwach aufgestellt und darf als Mobilgerät nur wenig Strom verbrauchen. Dennoch gelingt es Nintendo, all die aufwendigen Simulationen in Tears of the Kingdom zu fahren und das bei nahezu durchgängigen 30 fps. Wahnsinn!

Lediglich die Ultra-Hand bereitet der Switch-Hardware größere Probleme. Mehr dazu könnt ihr in unserem Artikel zum Day One-Patch 1.1.0 nachlesen, der sich mit den Performance-Steigerungen des Updates auseinandersetzt:

Nintendo hat etwas vollbracht, das kaum einem Studio zuvor gelungen ist

Dass Tears of the Kingdom trotz seiner schieren Größe, den komplexen Physiksystemen im Hintergrund und der für einen Open World-Titel ansehnlichen Grafik nahezu stabile 30 fps erzielt, ist wirklich erstaunlich.

Laut Digital Foundry ist das unter anderem mithilfe von AMDs Skalierungstechnik FidelityFX Super Resolution (FSR) möglich. Die generiert aus einer niedrigen Auflösung mittels eines Algorithmus eine höhere, was der Bildschärfe zu Gute kommt.

FSR schärft anhand der Kontraste in einem Frame nach - und die sind bei einem bunten Grafikstil wie in Tears of the Kingdom sehr deutlich. (Digital Foundry Youtube) FSR schärft anhand der Kontraste in einem Frame nach - und die sind bei einem bunten Grafikstil wie in Tears of the Kingdom sehr deutlich. (Digital Foundry / Youtube)

Bei Tears of the Kingdom funktioniert die Technik folgendermaßen: Intern wird das Spiel mit einer dynamischen Auflösung berechnet, die dann mittels FSR auf 1080p im TV-Modus beziehungsweise 720p im Handheld-Modus hochgezogen wird.

FSR geriet in jüngster Vergangenheit allerdings immer mal wieder in die Kritik, da es in Spielen wie Star Wars Jedi: Survivor für zahlreiche Bildartefakte und eine enorme Unschärfe sorgte. Und das, obwohl der Lichtschwert-Actioneer FSR 2.2, also die aktuellste Version, verwendet.

Das neue Zelda nutzt hingegen das veraltete FSR 1.0, jedoch viel effektiver als die gesamte Konkurrenz: In Tears of the Kingdom treten kaum Bildartefakte auf und die Ausgabe ist schärfer als in Breath of the Wild, welches keinerlei Skalierung nutzte.

Tears of the Kingdom ist leicht schärfer als der Vorgänger bei ähnlicher Render-Auflösung. (Bildquelle: Digital Foundry Youtube) Tears of the Kingdom ist leicht schärfer als der Vorgänger bei ähnlicher Render-Auflösung. (Bildquelle: Digital Foundry / Youtube)

Die Implementierung von FSR seitens Nintendo ist also erstklassig und bedient sich darüber hinaus eines cleveren Tricks. Bei Standbildern wird die Skalierung viel aktiver und schärft stark nach. Dreht ihr jedoch die Kamera, wird die Auflösung reduziert und auch die Schärfe herabgesetzt, da sich eure Augen ohnehin primär auf die neuen Bildinformationen einstellen müssen und noch nicht nach Details suchen.

Somit vermeidet Nintendo die Rechenlast, die bei FSR anfällt, sobald neue Bildinformationen im Frame auftauchen. Zeitgleich werden Bildartefakte minimiert. Digital Foundry und auch wir konnten lediglich ein schwaches Schimmern um Objekte und Charaktere herum erkennen, was für FSR typisch ist, das stört aber kaum.

Unterschiede zu Breath of the Wild

Um besser abzubilden, welche Fortschritte Nintendo mit Tears of the Kingdom verzeichnen kann, hat John Linneman noch einmal Breath of the Wild herangezogen und zeigte sich wirklich beeindruckt. Der Detailgrad der Spielwelt hat deutlich angezogen, es gibt viel mehr zu entdecken und die Erkundung macht aufgrund der ausgefeilteren Physiksimulationen schlicht mehr Spaß.

Zudem hat das dynamische, raumfüllende Lichtsystem einen kleinen Sprung gemacht, Lichtreflexionen und Blendeffekte sind also viel intensiver.

Trotz limitierter Grafik-Hardware ist die dynamische Beleuchtung in Tears of the Kingdom absolut stimmig. (Bildquelle: Digital Foundry Youtube) Trotz limitierter Grafik-Hardware ist die dynamische Beleuchtung in Tears of the Kingdom absolut stimmig. (Bildquelle: Digital Foundry / Youtube)

Außerdem strahlt die Farbe der Umgebung auf Objekte in einer Szene ab. Als Beispiel wird von Digital Foundry der Ritt auf einem Pferd genannt, das zuerst die grüne Farbe einer Wiese und kurz darauf den Braunton einer Holzbrücke annimmt. Dadurch fügen sich vereinzelte Elemente perfekt ins Bild ein.

Hier ist das Pferd noch in saftiges Grün getränkt, auf der Brücke wird es hingegen stärker schattiert. (Bildquelle: Digital Foundry Youtube) Hier ist das Pferd noch in saftiges Grün getränkt, auf der Brücke wird es hingegen stärker schattiert. (Bildquelle: Digital Foundry / Youtube)

Stilistisch hat sich offensichtlich eher wenig geändert, es sind aber eben kleine Details, die die Atmosphäre von Tears of the Kingdom verdichten.

Weitere Unterschiede, die Digital Foundry nennt, sind:

  • Dynamische Schatten sind höher aufgelöst
  • Objekte ploppen nicht mehr ganz so spät ins Bild
  • Umgebungen sind auf gleicher Sichtdistanz detaillierter
  • Die Weitsicht ist höher
  • Ladezeiten bei der Schnellreise wurden beinahe halbiert
  • Es gibt 5.1-Surround-Sound

Auch uns hat der letztgenannte Punkt aus den Socken gehauen. Nur wenige Switch-Spiele unterstützen Surround-Sound und Zelda: Tears of the Kingdom reizt die Bühne, die sich dadurch bietet, mit seiner feinen Klangkulisse und der angenehmen Musikuntermalung ausgezeichnet aus.

Ein tolles Switch-Spiel, aber leider nur ein Switch-Spiel

Tears of the Kingdom holt mehr aus der Switch heraus als eigentlich möglich sein sollte. Das Spiel kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es an der Zeit für eine leistungsfähigere Hardware wäre. Digital Foundry nennt die beeindruckenden Trailer des Spiels als Richtschnur für ein grafisches Upgrade, da sie Effekte zeigen, die nicht den Weg ins fertige Spiel gefunden haben.

Hier könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen:

The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom-Trailer bereitet euch auf den Release vor Video starten 1:00 The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom-Trailer bereitet euch auf den Release vor

Das Video-Material wurde zu Werbezwecken vorgerendert, genau wie einige der (im Hinblick auf die Bildqualität schwachen) Zwischensequenzen im Spiel.

Es zeigt dabei eine knackscharfe, flimmerfreie Bildausgabe in 60 fps. Grafisch ließe sich also noch einiges aus Tears of the Kingdom herausholen, genau wie es damals die Switch-Version von Breath of the Wild gegenüber der Wii U getan hat.

Was eine neue Konsole betrifft, hält sich Nintendo allerdings noch bedeckt, aber man darf ja ein wenig träumen.

Womit beeindruckt euch Tears of the Kingdom am meisten?

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