Von allen, die Zelda: Breath of the Wild bislang gespielt haben, höre ich meist: "Es ist unglaublich gut, aber die Dungeons sind ein Witz!" Das mag jetzt etwas überspitzt formuliert sein, denn Links neues Abenteuer weist mit fünf Dungeons nun mal deutlich weniger auf als frühere Serienteile.
Obendrein sind die Rätseltempel in Breath of the Wild um einiges übersichtlicher und kompakter gestaltet, nicht umsonst ist "verhältnismäßig kleine und leichte Dungeons" einer der Hauptkritikpunkte im GamePro-Test. Ich sage aber: Halb so wild, denn Breath of the Wild hat den größten und besten Dungeon der gesamten Reihe - nämlich seine Spielwelt.
Seid kreativ und haltet die Augen offen!
Zunächst eine kleine Überlegung: Was erwarten wir uns von einem Dungeon? In erster Linie natürlich Rätsel und Gegner, am Ende muss es einen Bosskampf und am besten eine Belohnung geben. Ein paar Geheimnisse oder versteckte Extras wären auch nicht verkehrt. All das bietet Hyrule in Breath of the Wild.
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Ist ja auch logisch, denn all diese Dinge gehören zu einem Open World-Spiel dazu. Doch während uns Titel wie The Witcher 3 oder Horizon: Zero Dawn dank zahlreicher Icons auf der Map mit der Nase auf die meisten Dinge stoßen, gibt es im neuen Zelda kaum Hinweismarkierungen, fast alle Sehenswürdigkeiten und Geheimnisse müssen wir selbst entdecken, ohne Hilfe - wie in einem Dungeon.
Wer mit Scheuklappen durch die Spielwelt läuft, reitet oder klettert, kann durchaus den Großteil der Faszination übersehen. So lohnt es sich zum Beispiel, auf einer Brücke oder einem kleinen Hafen einfach mal das Magnet-Modul zu aktivieren, und schon seht ihr, dass auf dem Meeresgrund zahlreiche Schatzkisten liegen. Um diese zu bergen, reicht häufig das Gadget, teilweise müssen aber auch Brücken oder Rampen mit Baumstämmen oder Steinen gebaut werden. Hier ist Kreativität gefragt.
Tatsächlich bietet die Spielwelt so viele Möglichkeiten, dass ich selbst knapp drei Wochen nach Release von Kollegen oder aus Videos noch neue Tipps kennenlerne. Ihr wollt einen hohen Berg erklimmen, rutscht allerdings aufgrund des Regens ab? Baut euch ein Katapult und lasst euch nach oben schnippen. Ihr könnt alternativ hohes Gras mit einer Fackel oder einem Feuerpfeil anzünden und euch durch die aufsteigende heiße Luft nach oben tragen lassen. Oder ihr schnappt euch eine Kiste beziehungsweise ein Floß, heftet ein paar Oktoballons daran und bastelt euch auf diese Weise ein provisorisches Luftschiff.
Mehr Rätsel, Gegner und Belohnungen als in allen Dungeons zusammen
Rätsel gibt es also in Hyrule mehr als genug, von den 120 Knobel-Schreinen ganz zu schweigen. Und fast jedes dieser Rätsel wartet am Ende mit einer Belohnung auf, sei es einer von 900 Krog-Samen, eine besonders mächtige Waffe oder besondere Kochzutaten. Breath of the Wild überhäuft euch beinahe schon mit Belohnungen, sodass sich die Melodie beim Aufnehmen eines Items unweigerlich in euer Hirn brennen wird.
Und was ist mit (Boss-)Gegnern? Davon gibt es in Hyrule vermutlich mehr, als ihr denkt. Nicht nur, dass fast hinter jeder Ecke ein Feindlager darauf wartet, von euch erobert zu werden, ihr trefft immer wieder auf besonders starke Monster wie die Hinox-Zyklopen oder die Leunen-Zentauren. Manchmal stolpert ihr aber auch einfach nur über ein riesiges Skelett, das nachts zum Leben erwacht, oder über einen von Dutzenden Steingolems. Ich könnte jetzt noch mehr Bosse aufzählen, will euch aber nicht die Überraschung verderben.
Fest steht: Breath of the Wild bietet all das, was ihr von einem Dungeon erwartet, nur in einem viel größeren Maßstab. Daher habe ich beim Erkunden, Kämpfen und Rätseln mehr Spaß als in einem der "richtigen" Dungeons. Und ich hoffe, es geht euch auch so.
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