"Shooter-Hoffnung" oder "CoD-Killer": Als ich vor ein paar Monaten die Schlagworte im Zusammenhang mit XDefiant las, rollte ich etwas genervt mit den Augen. Denn wie viele CoD-Killer wurden in den letzten Jahren – ja, teilweise auch von uns – heraufbeschworen, von denen es aber nie jemand wurde? Ich erhoffe mir von Ubisofts Free2Play-Spiel keine Superlative, sondern lediglich, eine gute Alternative zum Shooter-Platzhirsch von Activision.
Die Closed Beta im April hatte ich noch verpasst, dafür konnte ich jetzt aber umso ausgiebiger die Open Beta ausprobieren und sage: das kann definitiv was werden! Und das für mich vor allem aus einem bestimmten – im wahrsten Sinne des Wortes simplen – Grund.
Wie CoD, aber irgendwie auch nicht
Zunächst mal: Die gesamte Anmutung von XDefiant erinnert natürlich enorm an Call of Duty: Mit unterschiedlichen Fraktionen laufen wir über kompakte Maps und ballern uns in unterschiedlichen Modi gegenseitig über den Haufen. Letztere sind in der Open Beta nicht sonderlich originell, es gibt beispielsweise diverse Domination-Variationen oder einen Modus, der stark an CoDs “Kill Confirmed” erinnert, wir also Abschüsse bestätigen müssen.
Auch die technische Komponente ist nicht sonderlich stark: Manche Animationen sind hakelig, die Maps sehen höchstens okay aus und generell wirkt hier einiges noch ziemlich unfertig, was aber auch kein Wunder ist, schließlich ist das ja eine Beta und noch kein finaler Release.
Und dennoch hatte ich in meinen bisherigen Matches einen Riesenspaß. Das liegt vor allem am generellen Spielgefühl. Die Matches spielen sich flott, das Gunplay ist klasse, der Netzcode und die Kartenqualität sehr solide und dank insgesamt fünf Fraktionen (DedSec, Phantoms, Libertad etc.) kann ich mit unterschiedlichen Fähigkeiten wie Medikits, Unsichtbarkeit, Spinnenrobotern und Co. herumprobieren. Die Time-to-Kill könnte für meine Begriffe zwar noch etwas niedriger sein, aber das ist Meckerei auf einem sehr hohen Niveau.
Es muss nicht immer überladen sein
Am meisten beeindruckt mich an XDefiant aber die Simplizität, die das Spiel für mich fast schon elegant werden lässt. Ein Beispiel: Die übersichtlichen Loadouts bestehen aus einer Primär- und einer Seitenwaffe, es gibt lediglich ein Gadget, eine fraktionsabhängige Spezialfähigkeit (Unsichtbarkeit, Feuerdrohne etc.) sowie eine aufladbare Super-Aktion, um zum Beispiel Gegner überall auf der Karte sehen zu können. Dazu 14 Maps, 5 Fraktionen. Das wars.
Und diese Übersichtlichkeit überträgt sich dann schnell auf das gesamte Spielgefühl. Denn ich überlege nicht ständig, welches Loadout oder welche Fähigkeit ich nehme, XDefiant legt seinen Fokus ganz auf das eigentliche Gunplay – und macht das bislang wirklich ausgezeichnet.
Die Kritik am mutmaßlich trägen Spielgefühl kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. In Ubisofts Shooter bombardieren nicht ständig irgendwelche “Rangaufstieg”- oder “Killstreak”-Einblendungen mein Belohnungszentrum, stattdessen wird hier mehr Wert auf das gelegt, was letztendlich zählt: besser, schneller und präziser zu treffen als die anderen.
Und ja, natürlich gibt es auch in XDefiant Rang- und Waffenaufstiege, Attachments für die Waffen und zukünftig jede Menge zusätzliche Inhalte. Das Ding ist immerhin als Service Game und damit auf Langfristigkeit angelegt.
Aber das alles ist im Ubisoft-Shooter eben ein bisschen weniger aufdringlich und vor allem deutlich reduzierter und übersichtlicher als bei Call of Duty, das über seine ganzen Perks, Aufsätze, Killstreaks etc. in den letzten Jahren gefühlt immer mehr die Kontrolle verloren hat und zu dessen Multiplayer ich deswegen auch immer weniger Zugang gefunden habe.
XDefiant ist dagegen deutlich mehr “auf den Punkt” und das gefällt mir nach meinen ersten Partien ausgesprochen gut.
Kein CoD-Killer, aber eine solide Alternative
Das ist natürlich nur mein erster Eindruck der Beta, bei der schon eine Menge freigeschaltet ist. In der fertigen Release-Version muss XDefiant dann beweisen, dass es tatsächlich so elegant ist. Und vor allem muss es verhindern, dass diese Überschaubarkeit auf Dauer ins Gegenteil umschlägt und zu Langeweile führt.
Immerhin gieren vor allem Shooter-Communities ja traditionell oft nach regelmäßigen neuen Inhalten. Ich nehme mich selbst nicht aus, Halo Infinite hat das zuletzt schmerzlich gezeigt.
XDefiant muss CoD nicht “killen”, um bei mir einen Stein im Brett zu haben. Meiner Ansicht nach können beide Spiele prima nebeneinander existieren. Dafür muss der Free2Play-Shooter natürlich einen langen Atem beweisen und genug Spieler*innen überzeugen. Mich hat er mit seinem reduzierten Konzept auf jeden Fall neugierig auf mehr gemacht und ich bin gespannt auf den Release, der irgendwann im Sommer 2023 erfolgen soll.
Was sagt ihr zu XDefiant: Wie gefällt euch die Beta?
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