In einem Xbox-Wire-Artikel vom vergangenen Oktober stellte Microsoft seine Vision für die Zukunft der Abwärtskompatibilität auf der Xbox Series X/S vor. Eines der genannten Ziele war die Steigerung der Framerate vieler Titel um 100%. Nun wird aus den verheißungsvollen Versprechungen Realität. In den nächsten Wochen und Monaten, unter Umständen gar Jahren, wird eine Vielzahl von Spielen um den sogenannten "FPS Boost" erweitert.
Den Anfang machen am 17. Februar um 18 Uhr:
- UFC 4
- Far Cry 4
- Watch Dogs 2
- Sniper Elite 4 (erhältlich im Game Pass)
- New Super Lucky's Tale (erhältlich im Game Pass)
Während Sniper Elite 4, Far Cry 4 und Watch Dogs 2 auf beiden Series-X/S-Konsolen von 30 fps auf 60 fps springen, verzeichnet New Super Lucky's Tale einen Anstieg von 60 fps auf 120 fps im Falle der Series X. Die Series S erfährt sogar eine Vervierfachung von 30 fps auf 120 fps. Bei UFC 4 steht die Xbox Series S im Fokus, da die Xbox-One-X-Version bereits mit 60 fps spielbar war. Zusätzlich werden von nun an Zwischensequenzen vor und während Kämpfen (Kämpfer-Intros, Übergänge zwischen Runden) auf beiden Systemen in 60 fps dargestellt. Ermöglicht werden diese Änderungen mit der Leistungsfähigkeit der neuen Konsolen und jeder Menge Einfallsreichtum seitens der Microsoft-Entwickler.
Unsere Messwerte decken sich mit den Angaben von Microsoft
Wir durften vorab das Update testen und können die Werte, die Microsoft veranschlagt, bestätigen. New Super Lucky's Tale ist in konstanten 120 fps spielbar, bei Sniper Elite hielt auf der Shooting Range durchgängig 60 fps.
Besonders in Titeln, die vorher nur in 30 fps auf Konsolen spielbar waren, sorgt der Performance-Zuwachs für ein deutlich runderes und flüssigeres Spielgefühl, weil ihr wesentlich besser auf dynamische Situationen reagieren könnt.
Unstetes Frame-Pacing wird ebenfalls korrigiert!
Auch wenn ein Spiel in konstanten 30 fps lauffähig ist, können Verschiebungen von wenigen Millisekunden dafür sorgen, dass ein ruckelnder Gesamteindruck entsteht. Bei einem Ausgabesignal von 60 Hz folgt bei einem 30-fps-Spiel im Idealfall auf einen neuen Frame kontinuierlich ein Duplikat. In einigen Titeln, wie jüngst The Medium, kommt es in bestimmten Szenen aber dazu, dass auf einen Frame sofort ein neuer Frame und dann zwei Duplikate folgen. Die Framerate beträgt weiterhin 30 fps, aber der kurze Wegfall an frischen Bildinformationen wird vom menschlichen Auge als Ruckeln wahrgenommen. Die Power der Xbox Series X/S und die gesteigerten Bildwiederholraten sollen solchen Problemen bei FPS-Boost-kompatiblen Spielen den Garaus machen.
Es geht nicht mehr nur um den Erhalt von Videospielen: Man soll in den Genuss der besten Version eines Klassikers kommen, auch wenn das ehemalige Entwickler-Team bereits neue Projekte angeht oder gar nicht mehr in der Industrie aktiv ist. Der Rechteinhaber muss lediglich seine Zustimmung zur Veröffentlichung geben. Die Spiele mit FPS Boost sind dementsprechend nach auch nicht als "Optimiert für Xbox Series X/S" deklariert.
Kostenlos für alle Besitzer!
Die von Microsoft entwickelte Technologie wird auf der Betriebssystem-Ebene angewendet. Ihr müsst also keine Updates für die jeweiligen Spiele herunterladen. Es spielt zudem keine Rolle, ob ihr das jeweilige Spiel auf Disc oder digital besitzt. Auch Game Pass-Nutzer können somit auf FPS Boost zurückgreifen.
Dem Spiel wird vorgetäuscht in 30 fps zu laufen
Im Rahmen eines Gesprächs mit dem Director of Program Management der Xbox Series X/S, Jason Ronald, beschrieb uns dieser den technischen Hintergrund von FPS Boost. Es handele sich um eine geschickte Täuschung der Spiel-Engine. Da Konsolenspiele zumeist auf bestimmte Framerates hin programmiert sind, muss sichergestellt sein, dass die Engine bei allen Abfragen und Prüfungen zu dem Ergebnis kommt, dass gerade 30 fps oder (im Falle von New Super Lucky's Tale) 60 fps ausgegeben werden.
Im Hintergrund werden jedoch alle internen Aktualisierungsraten verdoppelt. Es handelt sich also tatsächlich um eine native Ausgabefrequenz von 60 oder gar 120 fps, ohne dass die Engine es bemerkt.
Leider gibt es Limitierungen: Universell übertragbar ist die Technik nicht. Bei konsolenexklusiven Spielen ist die Framerate häufig an die Kalkulation für Physik-Systeme, Berechnungsgrundlagen für die Gegner-KI und/oder die Ablaufgeschwindigkeit von Animationen gekoppelt. Multiplattform-Titel, die es aber auch auf den PC geschafft haben, wurden hingegen zumeist mit Blick auf 60 fps oder gar freigeschaltete Framerates programmiert. Diese rücken daher stärker in den Fokus von FPS Boost.
Ein paar Beispiele gefällig? Als frühe Entwicklungen auf Basis der "id Tech 4"-Engine wurden Doom 3 und Quake 4 mit einem Limit von 60 fps versehen. Auch auf dem PC. Bei höheren Framerates entstehen dort ungewollte Anomalien - gesteigerte Laufgeschwindigkeit, multiplizierte Schadenswerte, fehlerhafte Kollisionsabfragen. Ein aktuellerer Vertreter ist das häufig portierte Skyrim, dessen Physik ab einer Frequenz von 100 Hz völlig aus den Fugen gerät.
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Auto-HDR und FPS Boost lassen sich bald für jeden Titel einzeln aktivieren
Mit "Auto HDR" implementierte Microsoft eine Technik, die dafür sorgte, dass ausnahmslos jeder abwärtskompatible Titel mit dem erweiterten Dynamikumfang versehen werden kann. Nicht jedes Spiel profitiert aber davon, denn grelle Bildobjekte leuchten unangenehm stark auf. Titel mit einer eher düsteren Farbpalette sind somit klar besser für Auto HDR geeignet als Spiele, die ein sehr helles Grafik-Design aufweisen.
Ihr müsst nun nicht mehr ins System-Menü wechseln: Im Reiter "Kompatibilitätseinstellungen" unter "Spiel & Add-Ons verwalten" könnt ihr Auto HDR für jedes heruntergeladene Spiel separat aktivieren und auch wieder deaktivieren. Das notwendige Update dafür erscheint innerhalb der nächsten Monate. Zudem wird dort zukünftig auch die Option für FPS Boost zu finden sein.
In einigen Fällen wird die Render-Auflösung des Spiels geringfügig herabgesenkt, um hundertprozentig konstante 60 fps halten zu können. Nutzer, welche die originale Auflösung und Framerate präferieren, sollen aber nicht gezwungen werden, auf FPS Boost umzusteigen, weshalb die Funktion dann optional wird. Zusätzlich soll ein neuer Indikator, der nach Betätigung der Guide-Taste in Erscheinung tritt, darauf hinweisen, dass ihr ein Spiel mit FPS Boost gestartet habt.
Das ist erst der Anfang
Selbstverständlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, Jason Ronald auch danach zu fragen, welche Generationen den FPS Boost erhalten werden. Darüber schwieg er sich noch aus, stellte aber klar, dass es nicht nur bei Xbox-One-Spielen bleiben soll. Theoretisch ist die Technik auch auf Xbox-Classic- und Xbox-360-Spiele anwendbar, sofern die Spiel-Engine für höhere Framerates geeignet sind. Dementsprechende Tests seien auch bereits erfolgreich, Versprechungen wollte er aber nicht machen.
Was ist eigentlich mit Fallout 4? Als Microsoft zum ersten Mal über die Verdopplung der Framerate sprach, zeigte man die Technik sogar schon in Aktion. Eine spielbare Demo zeigte Fallout 4 mit 60 fps und voller 1080p-Auflösung auf der Xbox Series S. Seitdem herrscht dahingehend Funkstille. Zwar existiert eine Mod, die 60 fps ermöglicht, dabei wird jedoch die Auflösung stark beschnitten. Außerdem wird die Freischaltung von Erfolgen deaktiviert.
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Auf die Frage, welches Spiel sich Jason denn sehnlichst auf der Xbox Series X|S mit FPS Boost wünschen würde, antwortet er genau mit diesem Spiel. Haben wir also schon einen potenziellen Kandidaten für die nächsten Wochen gefunden?
Was haltet ihr von dem Feature? Und welches Xbox-Spiel würdet ihr euch mit FPS Boost wünschen?
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