"Partyspiele" haben sich als Begriff im Brettspielbereich schon länger etabliert, was damit gemeint ist, ist allerdings nicht unbedingt sofort klar. Sind das Spiele, die man auf einer Party herausholt? Oder welche, die für Partystimmung am Tisch sorgen?
Es stimmt vermutlich ein bisschen was von beidem. Denn Partyspiele zeichnen sich in den allermeisten Fällen dadurch aus, dass sie unkomplizierte Regeln haben und auch in einer großen Gruppe Spaß machen bzw. oft sogar noch an Reiz gewinnen, je mehr Personen mitspielen. Es gibt etliche Titel, auf die das zutrifft, für diese Liste haben wir nun 8 herausgesucht, die wir ganz besonders empfehlen können.
Dieser Artikel ist Teil der GamePro-Brettspielwoche 2024. Alle weiteren Artikel und Infos findet ihr in unserer Übersicht:
Just One
Autoren: Ludovic Roudy und Bruno Sutter
Verlag: Repos Production / Asmodee
Spielerzahl: 3-7
Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis (ca.): 20 Euro
Website: Just One
Diese Empfehlungsliste eröffnet ein echter Klassiker, denn an Just One kommt man im Partyspiel-Bereich nicht vorbei! 3 bis 7 Spielende müssen hier so viele Begriffe wie möglich erraten. Dafür nimmt sich eine Person eine Karte vom Stapel – ohne sie sich anzuschauen – und wählt eine Zahl von 1 bis 5, die dann mit einem auf der Karte stehenden Begriff korrespondiert.
Jetzt sind alle anderen Mitspielenden am Zug und schreiben geheim ein einziges, zum ausgewählten Begriff passendes Wort auf ein kleines Täfelchen. Sind alle fertig, werden die Tafeln umgedreht. Gleiche Begriffe kommen aus dem Spiel. Anhand der übrig gebliebenen Tafeln muss die Person, die am Anfang die Karte gezogen hat, erraten, um welchen Begriff es geht.
So einfach, so gut. Wir haben mittlerweile sicherlich schon eine dreistellige Anzahl an Partien von Just One auf dem Buckel und werden einfach nicht müde, dieses geniale Spiel zu spielen. Wenn ihr nur ein Partyspiel im Haushalt haben solltet, dann ist Just One jedenfalls ein ganz heißer Kandidat dafür.
Kneipenquiz
Autoren: Marco Teubner und Heinrich Glumpler
Verlag: Moses
Spielerzahl: 2 bis 6 (aber auch mehr möglich)
Altersempfehlung: Ab 16 Jahren
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro
Website: Das Kneipenquiz
In vielen Städten gibt es mittlerweile Pub-Quizzes, in denen mehrere Teams in geselliger Runde Quizfragen beantworten müssen. Das Kneipenquiz will ein ähnliches Gefühl auch in die eigenen vier Wände transportieren – und das gelingt hervorragend.
Hier gibt es allerdings nur ein menschliches Team, das dann gegen 4 fiktive Gegnerteams antritt. Ziel des menschlichen Teams ist es, durch die richtige Beantwortung von Fragen eine Eulenfigur auf einer Zählleiste möglichst vor die Figuren dieser fiktiven Teams zu bewegen. Dafür werden vor einer Runde Punktekärtchen aufgedeckt, die anzeigen, welche der Gegnerfiguren bei falschen oder richtigen Antworten wie weit gezogen werden muss.
Dann geht es an die Beantwortung der Fragen. Für fünf Stück (so viele stehen auf einer Karte) hat das Team fünf Minuten Zeit, die Antwort wird auf einem Zettel notiert. Danach werden die Lösungen geprüft, für richtige Antworten bewegt sich die Eule auf der Zählleiste nach vorn. Nach fünf Runden endet das Spiel.
Im gut gefüllten Quizspiel-Genre gehört das Kneipenquiz immer noch zu den absoluten Spitzenvertretern. Besonders cool ist hier, dass ihr alle zusammen ratet. Auch die Fragenqualität ist hervorragend; wer alle durch hat, kann zudem diverse Erweiterungspakete mit mehr Fragen kaufen.
Happy Salmon
Autoren: Ken Gruhl, Quentin Weir, Matthew Inman, Elan Lee
Verlag: Asmodee
Spielerzahl: 3-8
Altersempfehlung: Ab 6 Jahren
Spielzeit: ca. 2 Minuten
Preis (ca.): 13 Euro
Website: Happy Salmon
Deutlich chaotischer geht es in Happy Salmon zu, das in der Erstauflage noch "Lucky Lachs" hieß. Hier bekommt jede mitspielende Person einen Stapel mit 12 Karten, den es loszuwerden gilt. Auf ein Startkommando hin drehen alle die oberste Karte ihres Stapels um und müssen dann eine Person finden, die genau dieselbe Karte mit der dazugehörigen Aktion hat – etwa ein High Five oder ein Fist Bump. Beide müssen dann die Aktion ausführen, um die Karte abzuwerfen. Wer alle Karten abgeworfen hat, gewinnt.
Das passiert natürlich nicht langsam und bedächtig, sondern schnell und hektisch, alle Mitspielenden rufen außerdem wild durcheinander.
Dieses Chaos macht aber auch den großen Reiz von Happy Salmon aus. Da man hier alle für ein paar Minuten sehr intensiv involviert sind, eignet sich das Spiel auch prima als Eisbrecher auf Partys, um die Stimmung aufzulockern.
Time's Up: Party Edition
Autor: Peter Sarrett
Verlag: Exploding Kittens / Asmodee
Spielerzahl: 4-12
Altersempfehlung: Ab 12 Jahren
Spielzeit: ca. 40 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro
Website: Time's Up! Party
In Time's Up Party treten mehrere Teams mit jeweils mindestens zwei Personen gegeneinander an. Ziel ist es, die meisten Begriffe zu erraten. Das passiert nacheinander in drei Runden, wobei die Teams abwechselnd am Zug sind.
In der ersten Runde müssen unter Zeitdruck Begriffe frei erklärt werden, das eigene Team hat dabei unendlich viele Rateversuche. In der zweiten Runde werden dieselben Begriffe erklärt, allerdings mit nur einem einzigen Wort, das Team hat zudem nur einen Rateversuch. In Runde 3 ist dann Pantomime angesagt – erneut für dieselben Begriffe. Das Team mit den meisten erratenen Begriffen gewinnt.
Durch die Dreistufigkeit sowie die Tatsache, dass hier in drei Runden dieselben Begriffe erklärt werden – allerdings jeweils anders – entwickelt Time's Up! Party einen ganz eigenen Spielreiz und es faszinierend zu sehen, wie sehr man nei vermeintlich bekannten Begriffen auf dem Schlauch stehen kann.
Top Ten
Autoren: Aurélien Picolet
Verlag: Cocktail Games / Asmodee
Spielerzahl: 4-9
Altersempfehlung: Ab 12 Jahren
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis (ca.): 20 Euro
Website: Top Ten
Top Ten stellt euch die Aufgabe, euch zu einem Thema Antworten zu überlegen, eine oder einer von euch muss diese dann in die richtige Reihenfolge bringen. Was erst einmal ziemlich lahm klingt, wird spätestens durch die kuriosen Themen ein Heidenspaß.
Auf einer Karte steht beispielsweise: "Tu so, als wäre dir gerade etwas auf deinen Fuß gefallen. Von Federleicht (1) bis Tonnenschwer (10)." Je nach gezogener Zahlenkarte von 1 bis 10 muss man das nun vormachen und eine Person grübelt über die Abstufungen. Gibt es nach der fünften Runde nicht zu viele Fehleinschätzungen, haben alle gemeinsam gewonnen.
Eine Beschreibung wird diesem Spiel nur wenig gerecht, man muss Top Ten selbst mal erlebt haben. Wenn mehrere Leute etwa gleichzeitig versuchen, ihren Skalawert für "Mach nach, wie du schläfst. Von süße Träume bis schreckliche Albträume" pantomimisch darzustellen, bleibt kein Auge trocken. Man sollte natürlich keine Scheu davor haben, sich bei Brettspielen zum Affen zu machen – das ist bei Top Ten nämlich definitiv notwendig.
Krazy Wordz
Autoren: Thomas Odenhoven, Dirk Baumann und Matthias Schmitt
Verlag: Ravensburger
Spielerzahl: 3-8
Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spielzeit: 30 bis 45 Minuten
Preis (ca.): 25 Euro
Website: Krazy Wordz
Bei Krazy Wordz puzzeln alle teilnehmenden Spieler*innen Fantasiewörter, die dann möglichst gut zu einem vorher gezogenen Begriff passen müssen. Nach Verteilung der Aufgabenkarten nehmt ihr euch aus der Mitte 6 Konsonanten- und 3 Vokal-Plättchen und legt daraus dann ein Wort, von dem ihr glaubt, dass es die anderen mit eurem Begriff assoziieren können.
Sind alle Spielenden fertig, kommen alle Aufgabenkarten in die Mitte und werden umgedreht. Jetzt werden Tipps abgegeben, welches Wort zu welchem Begriff passen könnte und es werden Punkte verteilt. Sieger oder Siegerin ist, wer nach der sechsten Runde die meisten Punkte hat.
Abgesehen davon, dass bei Krazy Wordz natürlich urkomische Wörter entstehen, war es in nahezu jeder unserer Partien erstaunlich zu sehen, dass das eigene Wort meist auch hervorragend auf andere Begriffe passt. Vor allem eine Empfehlung für alle, die gerne mit Sprache spielen oder beruflich damit zu tun haben.
Tempel des Schreckens
Autoren: Yusuke Sato
Verlag: Schmidt Spiele
Spielerzahl: 3-10
Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spielzeit: ca. 15 Minuten
Preis (ca.): 10 Euro
Website: Tempel des Schreckens
In Tempel des Schreckens treten Abenteurer und Wächterinnen gegeneinander an. Vor dem Spiel wird mit verdeckten Karten festlegt, wer welchem Team angehört – diese Information bleibt aber bis zum Spielende geheim! Alle Mitspielenden bekommen jeweils 5 Karten, welche sie sich zunächst geheim anschauen und dann vor sich auslegen. Diese Karten können leere Schatzkammern, Schatzkammern mit Gold oder Feuerfallen zeigen.
Während es das Ziel der Abenteurer ist, alle verteilten Goldkarten zu finden, wollen die Wächterinnen das natürlich verhindern und die anderen, wenn möglich sogar in Feuerfallen locken. Auch deshalb wird schon in der Spielanleitung angeregt, fleißig zu diskutieren, denn nach und nach darf nun jede Person jeweils einen Raum bei einer anderen öffnen. Dabei darf natürlich geflunkert und in die Irre geleitet werden, dass sich die Balken biegen – natürlich nur, wenn es zum eigenen Vorteil ist.
Tempel des Schreckens ist ein sogenanntes Social Deduction-Spiel, in der ihr die Absichten und Rollen der Mitspielenden durchschauen müsst. Während die Aufgabe vergleichsweise banal ist, entsteht der wahre Reiz auf der Meta-Ebene, also der "ich denke, dass du denkst bzw. ich glaube, dass du zu Team X gehörst"-Komponente. Dass das dem Titel aus dem Hause Schmidt Spiele mit derart wenigen Karten gelingt, ist bemerkenswert – und beschert Tempel des Schreckens einen Platz auf dieser Liste.
Feed the Kraken
Autoren: Maikel Cheney, Dr. Hans Joachim Höh und Tobias Immich
Verlag: Funtails
Spielerzahl: 5-11
Altersempfehlung: Ab 12 Jahren
Spielzeit: 45-90 Minuten
Preis (ca.): 60 Euro
Website: Feed the Kraken
Wichtiger Hinweis: Wir haben Feed the Kraken bereits auf unserer Brettspiel-Liste im Jahr 2022 empfohlen. Wir können den lobenden Worten von damals nicht viel hinzufügen, weswegen wir den Text hier erneut verwenden.
Bei Feed the Kraken kommen auf einem Schiff Piraten, ehrliche Seeleute und wahnsinnige Kultmitglieder zusammen, alle mit eigenen Zielen. Denn je nachdem, wo das Schiff auf dem schick illustrierten Spielplan letztendlich ankommt, gewinnt eine bestimmte Partei.
Der Clou des Spiels: Am Anfang werden die Rollen geheim verteilt, niemand weiß also zunächst, wer zu welcher Fraktion gehört. In jedem Durchgang werden drei Ränge (Kapitän, Lieutenant und Navigator) festgelegt und dann diskutiert, wo die Reise hingehen soll. Wer mit den Entscheidungen der Oberhäupter nicht einverstanden ist oder unter ihnen Mitglieder einer anderen Fraktion wähnt, kann meutern. Bestimmte Felder auf dem Plan ermöglichen zudem, Kabinen anderer Personen zu durchsuchen oder jemandem – natürlich nur im Spiel – sogar die Zunge herauszuschneiden, sodass er oder sie danach nicht mehr sprechen darf.
Um es kurz zu machen: Feed the Kraken ist einfach eine Riesengaudi! Natürlich lebt das Spiel ähnlich wie Tempel des Schreckens zu einem großen Teil vom "Metagame", also dem, was zwischen den Mitspielenden passiert. Denn durch die geheimen Rollen kommt es schnell zu Verdächtigungen und Rechtfertigungen, wer gut flunkern kann, hat hier durchaus einen Vorteil.
Auch materialtechnisch ist das Spiel ein Erlebnis, vor allem in der knapp 100 Euro teuren Deluxe-Edition. Allerdings sollte man für Feed the Kraken auch eine entsprechend große Gruppe (mindestens 7 Personen) haben, die darüber hinaus auch für diese Art von Spielkonzepten empfänglich ist.
Und jetzt möchten wir natürlich auch eure Meinung hören: Welche Party-Brettspiele kennt ihr und welche könnt ihr besonders empfehlen?
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