Kai
Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty (Konami, PlayStation 2)
Nach Solid Snakes famosem Einsatz auf Shadow Moses Island war ich so heiß auf die Fortsetzung, dass ich auf Ebay sogar die DVD mit dem Trailer zu Metal Gear Solid 2 für knapp 70 Mark ersteigerte (ja, das war noch zu Prä-Euro-Zeiten, ihr jungen Hüpfer). Das Ding lief rauf und runter, meine Vorbestellung für MGS 2 ging direkt an Konamis Webshop. Pünktlich zum Veröffentlichungstermin war dann auch ein verdächtiges Päckchen in der Post, das ich natürlich sofort aufriss, um meine PlayStation 2 mit dem heiß ersehnten Spiel zu füttern. Das phänomenale Intro und der Einsatz auf dem Tanker waren ein Traum -- endlich wieder mit Solid Snake Bösewichte ausknipsen und gigantischen Maschinen nachjagen!
Doch dann kam die Ernüchterung … nein, vielmehr der Schlag in die Magengrube: Snakes Einsatz war nur das Vorgeplänkel für die Einführung eines neuen Helden! Die blonde Pupe Raiden war es, die ich für den Rest des Spiels steuern musste. Was zum Teufel hat sich Hideo Kojima bloß dabei gedacht? In Interviews beteuert der Macher der Metal Gear-Saga immer wieder, dass er dem Spieler auf diese Weise eine andere Perspektive des legendären Solid Snake zeigen wollte. Er versuchte, eine neue Spielerfahrung zu schaffen, indem er die Hauptfigur der Reihe zu einem sagenumwobenen Soldaten machte, mit dem man schließlich Seite an Seite kämpft. Gute Idee, aber warum in drei Teufels Namen muss Raiden aussehen, als wäre der Knabe frisch aus einem Square Enix-Spiel entsprungen? Und was sind das eigentlich für Gegner, mit denen man es zu tun bekommt? Ein Rollschuh laufender, fetter Bombenleger? Also bitte, das geht gar nicht! Auch die ausufernden Codec-Gespräche sind ziemlich daneben: Vieles, was man in zwei Sätzen hätte abhaken können, wird episch ausgewalzt. Besonders die unerträglichen Beziehungsgespräche zwischen Jack (Raiden) und Rose animieren den Spieler geradezu, die Übertragung vorzeitig abzubrechen. Aber was soll man eigentlich anderes erwarten, wenn die Hauptcharaktere nach denen eines vor Schmalz triefenden Liebesfilms (»Titanic«) benannt wurden?
Metal Gear Solid 2 war meiner Meinung nach letztendlich nur zu drei Dingen gut: Den Hass auf zierliche, blonde Bengel zu schüren, die Story um die mysteriösen Patriots unnötig zu verkomplizieren und den Spieler nach dem Abspann ziemlich ratlos zurückzulassen. Zum Glück hat man die Sache nun mit Metal Gear Solid 4 einigermaßen bereinigt. Auch, wenn die Patriots-Geschichte immer noch etwas wirr und Raiden immer noch ziemlich unnötig ist. Dafür gibt Hideo Kojima aber auf der Bonus-DVD der MGS 4-Special Edition endlich zu, dass es »eventuell doch ein Fehler war«, so an die Sache heranzugehen, wie er es damals getan hat. Auch späte Einsicht ist immerhin eine Einsicht!
Auf der nächsten Seite erfahrt ihr, warum Nino gern mal eine Fortsetzung überspringt...
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