Mit Selbstironie ans Ziel
Roland Emmerich weiß ganz offensichtlich um seinen Ruf als »Hirn aus, Film ab«- Regisseur und macht sich das zu Nutze. Ganz nebenbei finden Filme wie Independence Day Erwähnung und sorgen so für nett eingestreute selbstironische Momente. Auch sind die von Drehbuchautor James Vanderbilt (The Amazing Spider Man) verfassten Dialoge erfrischend flott und schlagfertig. Ein paar klischeegetreue Momente, in denen man sich des übereifrigen Patriotismus wegen an den Kopf fassen möchte, liefert das Skript natürlich auch. Trotzdem überzeugt die - natürlich sehr voraussehbare Story - mit vielen netten Lachern und die jungen Leads haben die Sympathien der Zuschauer schnell sicher.
Die Storyline rund um Cales Tochter Emily ist zwar ganz offensichtlich nur Mittel zum emotionalen Zweck, funktioniert aber insgesamt recht gut. Das hochambitionierte Töchterchen bringt sich natürlich selbstredend gerne in Gefahr und muss vom Papa gerettet werden. Trotzdem ist das Mädchen erfrischend anders und hat so gar nichts mit dem typischen Hollywood-Püppchen gemein.
White House Down ist sicher kein Schauspielerkino und die Geschichte an sich ist auch recht simpel, durch das für einen Actionfilm überdurchschnittlich gute Skript hat der Film aber doch mehr als nur visuelle Reize zu bieten. Außerdem punktet der Film durch die perfekte Besetzung nicht nur der Haupt-, sondern auch der Nebenrollen. Da seien Richard Jenkins (The Cabin in the Woods) als Sprecher des Repräsentantenhauses und James Woods (Videodrome) als Sicherheitschef erwähnt.
Politisch korrekt?
White House Down ist in erster Linie glorreiches Actionkino, kein Politthriller. Und in der Kategorie zeigt der Film auch so ziemlich jedem anderen Blockbuster diesen Sommer, wo der Haken hänkt. Besonders den thematisch ähnlichen Film Olympus has Fallen mit Gerard Butler und Morgan Freeman lässt Emmerichs Streifen um Längen hinter sich zurück.
Das vielleicht schönste an White House Down ist die absolut gelungene und perfekt abgestimmte Mischung von Humor, Ironie, brachialer Action und - man glaube es kaum - wirklich ernsten Tönen. Dabei wird Emmerich weder groß analytisch, noch philosophisch. Seine simple Botschaft, ohne groß zu spoilern, ist die, dass die größten Bedrohungen nicht zwangsläufig von außen, sondern auch von innerhalb eines Systems kommen können. So wagt er es, die etablierte US-Kriegspolitik auch mal in Frage zu stellen und ruft quasi dazu auf, nicht blind der Masse zu folgen.
Das äußert sich im Film in kleinen Momenten wie einem Kampfpiloten, der Eigeninitiative ergreift und einen Befehl verweigert. Obwohl solche Themen ständig relevant sind, wirken sie im Angesicht momentaner Schlagzeilen rund um Wikileaks (auch im Film erwähnt) und Snowden doch noch einmal besonders brisant. Vielleicht hat sein »Blick von außen« als deutschstämmiger Regisseur den sonst immer sehr amerikanisch-patriotisch anmutendem Emmerich zu einer etwas Blockbuster-untypischen Botschaft angehalten.
Fazit
Anne Facompre: »White House Down ist 150 Millionen Dollar teures Actionkino, wie es sein soll. Hier gibt es was für die Augen, die Ohren und man braucht seinen Kopf auch nicht komplett abzuschalten, um sich von Emmerichs 1A-Effekten berieseln zu lassen. Channing Tatum und Jamie Foxx sind ein idealbesetztes Buddy-Team, das mit Spaß, Waffen und Muskelkraft durch den Film führt. Bei den Effekten wartet Emmerich bis zum Final Showdown, in dem dann noch mal so alles gegeben wird und man als Zuschauer einmal wieder erneut über die Technik staunen darf. Auf dem Weg dorthin hat der Film nur wenige, minimale Hänger und unterhält über weite Strecken ungeheuer gut.«
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