In vier Monaten ist es so weit: Pokémon Schwert & Schild erscheint am 15. November 2019 für die Nintendo Switch. Während einige Trainer am liebsten noch heute an der Seite von Memmeon, Hopplo oder Chimpep durch die Galar-Region streifen würden, stehen andere den neuen Editionen kritisch gegenüber. In den sozialen Medien gehen sich die Fans mittlerweile täglich an die Gurgel - eine Reaktion, die selbst für den Release eines neuen Pokémon-Titels ziemlich heftig anmutet.
Nach einem kurzweiligen Ausflug durch Pokémon: Let's Go, Evoli! brenne auch ich wieder auf ein vollwertiges Abenteuer mit meinen liebsten Taschenmonstern. Basierend auf den bisherigen Eindrücken der achten Generation bezweifle ich jedoch, dass Pokémon Schwert & Schild meine Erwartungen und Wünsche erfüllen wird.
Cosima Staneker
@_miimaaa_
Cosima ist altersbedingt kein Pokémon-Fan der ersten Stunde, hat aber den Großteil der Taschenmonsterteile gespielt und freut sich eigentlich auch immer auf das nächste Poké-Abenteuer. An den neuen Editionen vermisst sie vor allem einen knackigen Schwierigkeitsgrad sowie die Liebe zum Detail.
Pokémon Home? Wohl eher Pokémon Prison!
Der zentrale Streitpunkt besteht zweifelsfrei im Pokémon Bank-Nachfolger Pokémon Home. Der für Anfang 2020 angekündigte Cloud-Dienst ermöglicht es Trainern, ihre bislang in Pokémon Go und Pokémon Let's Go, Pikachu! und Evoli! gesammelten sowie in der Pokémon Bank abgelegten Taschenmonster auf Pokémon Schwert & Schild zu übertragen - vorausgesetzt, diese sind Teil des regionalen Galardex. Ist das nicht der Fall, versauern die Pokémon in der Cloud, bis sie in einer neuen Edition wieder auftauchen, da ihnen auch eine Rückkehr in die älteren Systeme verwehrt bleibt.
Zwar wurde der nationale Pokédex, der alle Taschenmonster beinhaltet, bereits Anfang der siebten Generation auf die Pokémon Bank verbannt, jedoch konnte man bislang immerhin all seine Gefährten bis auf wenige Ausnahmen von Edition zu Edition mitnehmen. Ein Abenteuer mit all euren Pokémon wird es also künftig in dieser Form nicht mehr geben.
Da ich keine Pokémon übertrage, müsste mich diese Entscheidung eigentlich kalt lassen. Nichtsdestotrotz kann ich die entrüsteten Reaktionen einiger Trainer auf den geplanten Pokémon Knast sehr gut nachvollziehen. Grund dafür sind die unzufriedenstellenden Rechtfertigungen der Verantwortlichen.
Lasst Turtok endlich seine Wasserkanonen nutzen!
Junichi Masuda begründet die kontroverse Entscheidung mit der Mammutaufgabe, die Kampfbalance der mittlerweile mehr als 1000 existierenden Pokémon zu bewahren sowie deren Modelle und Animationen aktuell zu halten. In Anbetracht der leistungsfähigeren Nintendo Switch hat man sich also für die Qualität einzelner statt der Durchschnittlichkeit aller entschieden. Hier liegen für mich gleich zwei Hundemons begraben.
Zum einen stand ich der Masse neu erscheinender Taschenmonster schon immer kritisch gegenüber, zumal sich die Geister an den aktuelleren Designs von Mülltüte über Kronleuchter bis hin zur Eiswaffel scheiden. Hätte man hier einen Gang früher heruntergeschaltet, hätte man jetzt nicht über 1000 Monster an der Backe.
Zum anderen lassen die bisherigen Trailer nicht darauf schließen, dass Pokémon Schwert und Schild das Potenzial der Switch voll ausschöpfen - und dieses Potenzial ist ohne Frage vorhanden, wie unter anderem The Legend of Zelda: Breath of the Wild zeigte
Selbstverständlich lässt sich die Grafik des neuen Poké-Abenteuers erst nach Release final bewerten. Die bislang veröffentlichten Spielszenen zeigen jedoch nicht nur Texturen und Effekte, von denen sich einige Fans im Rahmen des Plattformwechsels mehr erhofft hatten, sondern auch seit Jahren optisch unveränderte und überholte Kampfanimationen. Dass man nicht alle Taschenmonster in die kommenden Editionen integriert, ist bei einem Spiel wie Pokémon eine mutige Entscheidung, die gerechtfertigt sein muss. Das ist insbesondere in puncto Animation bislang nicht der Fall.
Ein Schritt nach vorn, zwei Schritte zurück
An meiner Ernüchterung mag auch das neue Dynamax-Feature nichts ändern, das die Pokémon drei Runden lang in gigantische Kraftprotze verwandelt. Anstatt die in Pokémon X & Y eingeführten Mega-Entwicklungen zu verbessern und weiteren Taschenmonstern eine zusätzliche Gestalt zu verleihen, werden die Pokémon der Galar-Region einfach aufgeblasen - kreativ geht für mich anders.
Das kürzlich vorgestellte Gigadynamax-Feature bringt neben der Poké-Luftpumpe immerhin auch einen Formwandel mit sich. Offensichtlich lassen sich jedoch nur bestimmte Pokémon einer Spezies gigadynamaximieren. Das Sahne-Pokémon Pokusan kann sich also grundsätzlich in einen imposanten Kuchen verwandeln, euer Team-Pokusan aber womöglich nicht. Die gigantische Pseudokombination aus Mega-Entwicklung und Z-Move bleibt also eine Rarität.
Angespielt auf der E3 2019
Rae findet das Dynamax-Feature noch besser als sie dachte
#PokemonDeservesBetter - von beiden Seiten
Dass ich an der achten Generation zweifle, liegt aber nicht allein an Pokémon Schwert & Schild. Das ständige Ersetzen von Gameplay-Elementen, die lieblose Integration der Legendären, die fehlenden Endgame-Inhalte sowie der frustrierend niedrige Schwierigkeitsgrad sind nur Beispiele der zahlreichen Probleme, unter denen die Reihe seit Längerem leidet - ob die achte Generation das Ruder endlich herumreißen wird, bleibt abzuwarten. Dass Game Freak nicht mehr Pokémon, sondern Gear Project (GIGA WRECKER, Town etc.) priorisiert, gießt derzeit jedoch nur noch mehr Öl ins Feuer.
Auf der anderen Seite schadet die toxische Atmosphäre der Fangemeinde dem Spiel genauso sehr wie so manche unglückliche Entscheidung der Entwickler. Schaut man den Fans dabei zu, wie sie sich gegenseitig beschuldigen, zu viel oder zu wenig zu meckern, könnte man fast meinen, dass niemand auch nur einen einzigen Pokémon-Teil gespielt hat: In der Welt der Taschenmonster wird einem nämlich beigebracht, andere Trainer zu respektieren.
Dass viele Fans die Spiele kaufen, obwohl sie unzufrieden sind, kann aber auch ich nicht gutheißen. Pokémon-Spiele einfach nur zu kaufen, weil es sich um Pokémon-Spiele handelt, ist wohl der schädlichste Nebeneffekt eines derart vergötterten Franchises.
Ich lasse mich sehr gerne umstimmen!
Natürlich gibt es auch Aspekte, die mir an Pokémon Schwert & Schild gefallen. Dazu zählen etwa die Raids oder das überarbeitete Fangsystem, das die traditionellen Zufallskämpfe mit durchs Gras streifenden Pokémon kombiniert. Auch ist es völlig legitim, den neuen Editionen freudig entgegen zu fiebern.
Ich persönlich kann mich jedoch aufgrund der genannten Punkte nicht für Pokémon Schwert & Schild begeistern. Mal sehen, ob mich die achte Generation doch noch von sich überzeugt und ich ab Mitte November mit meinem Memmeon die Galar-Region unsicher machen werde.
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