Das Beat em' Up Mortal Kombat hat eine bewegende und lange Vergangenheit hinter sich, die vor allem in Deutschland nicht immer auf viel Verständnis gestoßen ist. Der Grund dafür ist Mortal Kombats großes Alleinstellungsmerkmal - die Brutalität. Um zu verstehen, warum aus der Skandal-Serie eine weltweit gefeiertes Franchise wurde, muss man sich die Geschichte von Mortal Kombat ansehen und welchen Effekt es auch auf den Deutschen Markt ausgeübt hat.
Anfäge der Kultserie
Anfang der 90er waren Arcade-Hallen eine beliebte Anlaufstelle für Gamer und Videospielfans. Dabei waren vor allem Fighting Games extrem beliebte Spiele in den kleinen Automatenhallen. Der vorherrschende Titel auf den Automaten war damals die Street Fighter-Reihe von Capcom, doch 1992 veröffentlichte Entwickler Midway - heute bekannt unter dem Namen NetherRealm Studios - den ersten Teil von Mortal Kombat, der sich an einer wichtigen Stelle von der Konkurrenz abgrenzen sollte. Während bei Street Fighter und anderen Genre-Kollegen kaum dedizierte oder übermäßige Gewalt gegen die Spielfiguren dargestellt wurde, setzte Midway, als einer der ersten Entwickler überhaupt, auf eine für damalige Verhältnisse heftige, explizite Gewaltdarstellung. Abgetrennte Köpfe, verbrannte Skelete und herausgerissene Herzen. Heutzutage nichts ungewöhnliches, war das Anfang der 90er eine völlig neue Welt für die Spieler.
Besonders die geheimen Fatalitie-Moves, mit denen der Gegener nach dem Kampf stylisch und brutal ausgeschalten werden konnten, führten zu einem wahren Hype unter Arcade-Besuchern. Die Spieler wollen die unterschiedlichen Finishing-Moves der jeweiligen Spielfiguren sehen und lernen dafür reihenweise Tastenkombinationen auswendig, versuchen hunderte Kombinationen durch, um weitere Geheimnisse im Spiel aufzudecken. Wer die komplizierten Kombos drauf hat, ernte Prestige von seinen Mitspielern. Das Spiel stach damit auf Anhieb aus der Masse der Arcade-Prügler heraus und übertraf alle Erwartungen. Weitere Serienableger wurden im akord produziert. Ein Franchise war geboren, dass Fans auf der ganzen Welt begeisterte.
Aus Verboten wird Kult
Dank abgefilmter Darsteller, die anschließend digital im Spiel nachgebaut wurden, verstärkte sich der Gewaltgrad noch. Keine gezeichneten Figuren, die sich gegenseitig verprügelten. In Mortal Kombat kämpften "echte" Menschen gegeneinander. Aber abgetrennte Köpfe und herausgerissene Herzen machen nicht jeden glücklich. Es dauerte nicht lange, bis sich massiver Widerstand gegen Mortal Kombat in der Politik hob. In den USA laufen Jugendschützer sturm gegen diese Art dieser neuer Gewaltdarstellung in Videospielen, was am Ende sogar in der Gründung eigener Jugendschutz-Ratings für Videospiele mündet. Und auch in Deutschland hebt sich massiver Protest, der 1994 mit der Indizierung der Reihe einen vorzeitigen Abschluss fand.
Dem Erfolg des Franchise schadet die Gewalt-Debatte und die Indizierung aber keineswegs. Ganz im Gegenteil: Das Tabu bot vielen Spielern einen besonderen Anreiz. Mortal Kombat wurde aus anderen Ländern nach Deutschland importiert und somit die Indizierung umgangen. Trotz des Verbots war die Serie auf dem SNES, dem Sega Saturn und besonders auf der ersten PlayStation-Generation bekannt wie ein bunter Hund und wer eines der verbotenen Spiele besaß, durfte sich oft über besondere Beliebtheit in seinem Freundeskreis freuen. Jeder neue Teil brachte neue brutale Fatalities und neue kreative Wege sein Gegenüber von seiner Wirbelsäule zu befreien und die Spieler wollten alle diese Darstellungen sehen und selbst ausprobieren, egal was auf dem Index stand.
Wiederkehr auf den deutschen Markt
Offiziell wurde der erste Teil von Mortal Kombat zwar noch nicht vom Index gestrichen, aber zumindest die Beschlagnahmung wurde im Jahr 2005 aufgehoben. Ein Teilerfolg, schließlich durfte das Spiel damit wieder "unter der Ladentheke" verkauft werden. Den großen deutschen Durchbruch machte die Serie aber erst mit Mortal Kombat X, das im April 2015 erschien. Zur Überraschung vieler Spieler und der Entwickler selbst wurde der zehnte Teil der Hauptreihe von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) ohne Beanstandung durchgewunken und erschien komplett ungeschnitten, mit einem »ab 18«-Siegel in Deutschland.
Eine Sensation, schließlich galt Mortal Kombat X als einer der gewalttätigsten Teile der Erfolgsmarke. Und das hatte einen ganz einfachen aber interessanten Grund. Die Jugendschützer kam zu dem Entschluss: Mortal Kombat ist brutal, aber gleichzeitig auch so weit Abseits der Realität, wie es nur sein kann. Um in Deutschland eine Zensur befürchten zu müssen, oder sogar indiziert zu werden ist Mortal Kombat mittlerweile einfach zu abgefahren. Eismagier und Cyborgs sind einfach nicht besonders lebensnah und stellen deshalb auch keine übermäßige Bedrohung für die geistige Gesundheit der Spieler dar. Eine Entscheidung, die ein Segen für alle Mortal-Kombat-Fans war und Zukunftsweisend für viele weitere Jugendschutz-Debatten der kommenden Jahre.
Mortal Kombat X, zu brutal für den Index: Was die BPjM zu ihrer überraschenden Entscheidung bewogen hat.
Mortal Kombat 11
Nachdem Teil 10 keine Indizierung oder Zensur mehr fürchten musste, war die Hoffnung auch beim neuen Ableger Mortal Kombat 11 groß, dass dieser in Deutschland erneut in einer Uncut-Fassung erscheinen würde. Diese Hoffnung wurde erhört und somit dürfen wir auch Teil 11 mit neuen fantastischen Finisher, blutigen X-Ray-Moves und knallharter Prügelaktion genießen.
Zwar wird auch in Zukunft weiter heiß diskutiert werden, wie weit die brutalen Fatalities und harten X-Ray-Manöver in Zukunft noch gehen sollen, die Fans sind aber weiterhin hellauf begeistern vom blutigen Artstyle. Die harten Finisher gehören als prägendes Element der Serie schließlich zu Mortal Kombat, wie die rote Mütze zu Mario und das ist auch gut so.