Der Schmetterlings-Effekt
Der Schmetterlingseffekt ist Teil der Chaos-Theorie und bedeutet stark vereinfacht ausgedrückt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings an einem weit entfernten Ort einen Orkan verursachen kann. Bereits eine kleine Abweichung kann also ein komplexes System nachhaltig verändern.
Und was hat das mit Until Dawn zu tun? Im Endeffekt verdeutlicht der Schmetterling den Weg, den die Spieler während des Abenteuers einschlagen. Jede Abzweigung ist eine Vene auf dem Schmetterlingsflügel, die sich bei bestimmten Entscheidungen aufspaltet. Ähnliche Visualisierungen gab es auch schon im DS- und iOS-Spiel 999: 9 Hours, 9 Persons, 9 Doors.
Allerdings wirkt sich nicht jede Entscheidung auf den Spielverlauf aus. Ob wir beispielsweise eine Schere mitnehmen oder sie liegen lassen, hat keinen Einfluss auf das große Ganze. Ob wir uns hingegen von unserem Kollegen trennen, um allein dem Psycho-Killer nachzustellen, hat definitiv Auswirkungen auf das Geschehen.
Manchmal stellt uns das Spiel auch vor wirklich haarsträubende Optionen. Ähnlich wie in Horror-Streifen Saw gibt es Situationen, in denen über Leben und Tod der Charaktere entschieden werden muss. Am Ende der Präsentation müssen wir wählen, ob wir uns das Leben nehmen und somit das Leben unserer Freundin retten oder ob wir sie opfern. Ansonsten sterben beide.
Ein wunderschöner, aber trashiger Schmetterling
Der Plattformwechsel auf die PS4 hat vor allem optische Folgen. Das neue Until Dawn basiert auf der Engine von Killzone: Shadow Fall, was sich insbesondere an der Beleuchtung und den Umgebungen bemerkbar macht. Der Keller wirkt beispielsweise tatsächlich nass und kalt, genau wie ein verlassener Folter-Dungeon eben aussehen sollte. Und die Charaktere wirken dank Motion-Capturing ähnlich glaubwürdig wie im bereits erwähnten Beyond.
Allerdings schwächelt die Horror-Tour derzeit noch bei den Dialogen. Jeder gesprochene Satz wirkt gezwungen, alles klingt ein bisschen nach trashigem 80er-Jahre Teenie-Slasher. Die Charaktere haben trotz des unappetitlichen Anblicks von blutverschmierten Folterwerkzeugen immer einen unnötigen Witz auf den Lippen. Und die Dialoge durchbrechen oftmals die ansonsten gute Atmosphäre. Das dauernde Gebrabbel der Protagonisten bringt weder die Handlung weiter, noch empfinden wir dadurch besondere Sympathie für die Helden.
Until Dawn scheint nach den ersten Eindrücken nicht der Horror-Offensive gerecht zu werden, die Sony angekündigt und die Entwickler versprochen haben. Es ist eher ein unterhaltsamer Slasher und damit können wir auch leben, wenn wir unsere Erwartungshaltung entsprechend anpassen.
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