Rostflecken
So gelungen sämtliche Roboter-Kämpfe auch sein mögen, bleibt allerdings nicht zu übersehen, dass man sich im Hause Paramount erneut kein bisschen um den Rest des immerhin 160 Minuten langen Films schert. Zum dritten Mal in Folge ist es ein seltsamer Mix aus Sci-Fi-Action, infantiler Teenie-Komödie, übersentimentaler Love-Story und gewollt tieftragischer Dramatik, die nur in den geringsten Fällen zu funktionieren weiß. Der Film springt zwischen geradezu grausamen (Transformer-) Kills, bei denen Roboter anderen das Rückgrat heraus reißen und sich einander eiskalt exekutieren, zu herumkaspernden Zwerg-Transformern, die Kühlwasser spuckend auf Hunden reiten; darüber hinaus begafft Bays Kamera die neue Hauptaktrice so chauvinistisch wie nur möglich, lässt Sam ihr dann aber andererseits tiefemotional ewige Liebe schwören, als wäre es Fackeln im Sturm. Alle Versuche, Emotionen aufzubringen, scheitern jedoch, wodurch auch in Transformers 3 sämtliche Tragik gleichgültig bleibt.
Die Schauspieler sind einmal mehr verloren und lassen auch nach insgesamt 7,5 Stunden Transformers echte Persönlichkeiten oder Entwicklungen missen. Shias Sam ist noch immer der über-hibbelige Sprinter, der zumeist nach seinen Bot-Freunden schreit und durch einstürzende Neubauten hechtet, während die beiden Soldaten Epps (Tyrese Gibson) und Lennox (Josh Duhamel) noch immer charakterlose Statisten sind, die, wie so vieles im Film unnötig viel Screentime bekommen und die lange Laufzeit nicht rechtfertigen. Im vergeblichen Versuch, an Hangover zu erinnern, überlässt Bay dem schrägen Ken Jeong eine der peinlichsten Szenen des Films, da auch pubertärer Humor wieder bedient werden muss. Amüsant sind hingegen die kleinen Rollen der gehobenen Darsteller, denn sowohl John Turturro, als auch die beiden Gaststars Frances McDormand und John Malkovich haben echten Spaß an ihren schrägen Rollen und heben sich mit denkwürdigen Szenen vom Rest der Crew ab. NASA-Kenner entdecken den echten Mond-Astronauten Buzz Aldrin in einem Cameo, während man über einen grässlich animierten John F. Kennedy nur schaudern kann.
Untertaktet
Außerordentlich schlecht ist hingegen Grey’s Anatomys Dr. McDreamy, Patrick Dempsey, als verwirrter Mogul, der aus unerfindlichen Gründen meint, den Decepticons bei ihren Welteroberungsplänen helfen zu müssen und einen belanglosen Antagonisten abgibt. Auch unter den Maschinen sind die einzelnen Figuren mehr oder weniger egal: Optimus Prime schwingt einmal mehr patriotische Reden und führt sich ein wenig wie George W. Bush auf, Bumblebee darf erneut traurig dreinblicken und von einem besseren Film träumen, und die drei bösen Haupt-Decepticons dreschen austauschbare hohle Phrasen über Bestimmungen, eigentlich nur darauf wartend, die Blaster wieder anschmeißen zu dürfen. Geradezu blamabel ist Megatrons Auftritt, der vom ehemaligen Anführer der Decepticons zum einsamen Landstreicher verkommen und ein Schatten seiner selbst geworden ist.
Schlimmer noch als die banalen Comedy-Versuche oder die wenig mitreißenden Charaktere ist die eigentliche Handlung, denn denkt man auch nur kurz über die Geschehnisse des Films nach, drohen wie schon zuvor schlimme Kopfschmerzen (auch wenn es dieses Mal nicht ganz so erschütternd dämlich wie noch beim letzten Teil wird). Die neuen Pläne der Bösewichte ergeben wenig bis keinen Sinn und lassen den Rest rückblickend noch idiotischer wirken. Die Figuren erleben den jeweils nächsten wichtigen Moment oftmals nur durch Zufall und spätestens, wenn das Unterwäschemodel Megatron bemuttert, wird deutlich, dass der Film abseits der Action-Epik auch von einem Getränkeautomaten geschrieben worden sein könnte. Fragen, wieso das US-Militär bei der großen Invasion der Bots gegen Ende des Films nicht vorbei schaut und maßgeblich zurückschlägt, bleiben besser ungefragt. Aber all das ist ja auch nichts Neues, und sofern man den Vorgänger schon nicht erträglich fand, sollte man um den dritten einen großen Bogen machen.
Fazit
Christian Mester: Transformers 3 ist exakt das geworden, was man sich bereits erwarten bzw. befürchten durfte. Ein recht genaues Imitat des zweiten Teils mit all den Stärken und Schwächen – prinzipiell also erneut kein guter Film. Aber sofern man damit klar kommt, dass es ohnehin mehr Freizeitparkattraktion als Spielfilm ist, darf man getrost ein Kino-Ticket lösen – und dann auch gleich für die 3D-Version.
(In Zusammenarbeit mit bereitsgesehen.de)
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