Mario meets Mirror's Edge
Die KI-Kameraden sind zwar gut integriert, trotzdem fragen wir uns, ob Respawn Entertainment sie nicht besser zu Gunsten einer höheren Spielerzahl im Schrank gelassen hätte. Schließlich beweist ein Battlefield 4, dass Schlachtfeldatmosphäre auch in reinen Spielerschlachten aufkommen kann. Nervig werden die Burschen nämlich, wenn sich ein feindlicher Pilot in einer Gruppe Grunts versteckt; in der Hitze des Gefechts entdecken wir Wolf in der Schafsherde oftmals eine entscheidende Sekunde zu spät.
Umso wichtiger ist es, ständig in Bewegung zu bleiben. Das gilt nicht nur für die Horizontale, sondern insbesondere für die Vertikale. Jeder Spieler verfügt über ein Jetpack, mit dem wir Doppelsprünge ausführen können - Super Mario lässt grüßen. Zusätzlich können wir kurze Zeit an Wänden entlang laufen. Geschickte Spieler kombinieren diese Fähigkeiten und erklimmen so nahezu jedes Dach oder überqueren die Karte in Windeseile, ohne dabei einen Fuß auf den Boden zu setzen. Stillstand führt hingegen schnell zum plötzlichen Spielertod. Wie im Multiplayer-Modus von Call of Duty halten wir auch in Titanfall nur wenige Treffer aus.
Ohnehin können (und wollen) die Entwickler von Respawn nicht verbergen, dass viele von ihnen ehemalige Mitarbeiter von Infinity Ward sind und an der Entwicklung der ersten beiden Modern Warfare-Teile beteiligt waren. Vom Menü (inklusive Statistiken und Herausforderungen) über die wählbare Ausrüstung für Soldaten und Titans, bis zum eigentlichen Spielgefühl und Waffenverhalten erinnert Titanfall stark an die beliebten Shooter.
Ein Paket von der Weltraum-Post
Diese Ähnlichkeit endet aber spätestens nach vier Spielminuten. Dann haben fleißige Mechaniker in den Raumschiffen im Orbit nämlich unseren ersten Titan zusammengeschraubt und schicken ihn uns auf Knopfdruck postwendend auf die Karte. Einmal in den stählernen Kampfanzug geschlüpft, halten wir deutlich mehr aus. Neben seiner stählernen Haut schützt unseren Titan auch ein Schild, der in Erholungsphasen regeneriert. Eine weitere Defensivmaßnahme ist der Vortex-Schild, mit dem wir Projektile aus der Luft fischen und auf den Angreifer zurückschleudern. Auch unsere Bewaffnung ist nicht von schlechten Eltern. Neben unserer Hauptwumme (Maschinenkanone, Granat- oder Vierfach-Raketenwerfer) verfügen wir über eine Raketensalve, mit der wir Gegner beharken.
Alle diese Möglichkeiten gezielt einzusetzen, über die verwinkelten Karten zu manövrieren und neben feindlichen Titans auch Piloten und KI-Soldaten im Auge zu behalten, stellt selbst das Können erfahrener Shooter-Spieler auf eine harte Probe. Um uns herum gibt es so viele potenzielle Gefahren zu bekämpfen, dass wir uns zeitweise fühlen, als wollten wir einen Waldbrand mit dem Gartenschlauch löschen. Auch das überladen wirkende HUD im Mech trägt nicht gerade zur Übersicht bei. Ob sich das unangenehme Gefühl der Überforderung mit größerer Spielerfahrung verflüchtigt, können wir aber erst im Test abschließend feststellen.
Kopflausbefall leicht gemacht
Gerade von den wendigen aber unscheinbaren Piloten geht eine große Gefahr für die mächtigen Kampfanzüge aus. Jeder Spieler führt eine spezielle Anti-Titan-Waffe mit sich. Zielgelenkte Raketen oder ein Schwarm aus kleinen Geschossen hinterlassen fix mehr als nur hässliche Kratzer im schmucken Blechkleid. Noch fieser ist aber der sogenannte Rodeo-Angriff. Dabei schwingt sich unsere Spielfigur geschickt auf den bulligen »Nacken« eines feindlichen Titans, öffnet eine Klappe in dessen Metallbirne und entleert sein Sturmgewehr direkt ins verkabelte Hirn des Riesen. Der Pilot im Inneren wird zwar deutlich vor der Gefahr gewarnt, um auszusteigen und den lästigen Beifahrer zu beseitigen, hat er aber oft keine Gelegenheit mehr. Hier hilft nur ein aufmerksamer Teamkamerad, der uns schnell genug entlaust.
Besonders auf der verwinkelten Karte »Angel City« ist diese Attacke so effektiv, dass wir nach kurzer Spielzeit dazu übergehen, unseren eigenen Titan per Befehl brav hinter uns her dackeln zu lassen und den anderen Kolossen auf den Köpfen herum zu tanzen. Hier sollte Respawn noch an der Balance schrauben.
Wir müssen draußen bleiben
Fracture, die zweite Karte die wir anspielen konnten, ist deutlich offener und weitläufiger gestaltet. Deshalb ist auch die Verkettung von Wall-runs und Doppelsprüngen viel schwieriger und Titanen genießen größere Vorteile gegenüber den Piloten. Zumindest im Spielmodus »Hardpoint« müssen wir den schützenden Metallanzug dennoch hin und wieder stehen lassen. Die drei einzunehmenden Kontrollpunkte befinden sich nämlich allesamt innerhalb von Gebäuden und die klobigen Blechbüchsen passen schlicht nicht durch die Tür.
Ganz anders im Modus »Last Titan Standing«. Hier sollten wir unsere tonnenschwere Kampfmaschine vorsichtiger behandeln als ein rohes Ei, denn diesmal erhalten wir nach zwei Minuten kein neues Spielzeug, wenn man uns das alte unterm Hintern zerdeppert hat. Spieler, deren Titanen zerstört wurden, scheiden aus. So lange, bis nur noch das siegreiche Team mindestens einen funktionstüchtigen Titan besitzt.
Ein großes Fragezeichen steht noch hinter dem Umfang, den das Spiel bieten wird. Neben den von uns angespielten Leveln Fracture und Angel City waren bislang lediglich Szenen aus der Map Lagoon zu sehen. Wir sind gespannt, wie viele Karten Respawn noch im Ärmel hat. Auch die Auswahl an Spielmodi und Ausrüstung für unseren Soldaten war bislang ziemlich konservativ und begrenzt. Es könnte also sein, dass Titanfall eine recht kompakte Angelegenheit wird. Doch bevor wir den Teufel schon jetzt allzu deutlich an die Wand malen, gedulden wir uns lieber noch etwa einen Monat (Xbox360-Besitzer müssen noch einige Wochen länger warten) und prüfen in der Testversion nach.
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