In Zeiten von The Witcher 3 kaum vorstellbar, aber historisch belegt: Auch der Hexer hat klein angefangen. Als das erste The Witcher im Oktober 2007 für den PC erscheint, ist CD Projekt noch ein Branchenexot, kaum jemand kennt das Warschauer Entwicklerteam. Doch das Debüt-Rollenspiel der Polen trifft einen Nerv, schnell avanciert The Witcher zum Geheimtipp. Ein wichtiger Grund dafür ist die auf den Büchern des polnischen Fantasy-Autors Andrzej Sapkowski basierende Spielwelt, die mal nicht in Klischees ertrinkt.
So tummeln sich in der Welt von The Witcher zwar die üblichen Verdächtigen wie Elfen, Monster, Magier und Co., im Kern geht es aber um Themen wie Armut, Rassismus, religiösen Fanatismus und politische Intrigen. Elfen und Zwerge vegetieren als Bürger zweiter Klasse dahin oder stürzen sich in den Guerillakrieg gegen die menschlichen Unterdrücker; Zauberinnen manipulieren Könige, um ihre eigene Macht zu steigern.
Ein oberflächliches Gut-Böse-Schema gibt's ebenfalls nicht, hier dominieren Grautöne. Nicht selten muss sich der Titelheld Geralt von Riva für das kleinere Übel entscheiden, die Menschen sind oft schlimmer als die Monster, die sie fürchten. Der Hexer Geralt selbst ist kein wohlerzogener Weltenretter, sondern ein mutierter Monsterjäger, der gleichzeitig gebraucht (irgendwer muss ja die Drecksarbeit machen) und für seine Andersartigkeit angespuckt wird.
Spielerisch weiß der Hexer bei seinem ersten Auftritt ebenfalls zu überzeugen, auch wenn das seltsame Draufklick-Kampfsystem kritische Blicke erntet. Allzu frenetische Jubelstürme bleiben The Witcher zudem verwehrt, vor allem wegen der zahlreichen Bugs und der sperrigen Steuerung. Rund ein Jahr später erscheint mit der Enhanced Edition eine deutlich verbesserte Version, die auch viele bisherige Witcher-Verweigerer überzeugt.
Einen Wermutstropfen gibt es dennoch, Konsoleros gehen leer aus. Doch das soll sich schnell ändern. Im Dezember 2008 kündigt CD Projekt The Witcher: Rise of the White Wolf an, eine generalüberholte Version für Xbox 360 und PlayStation 3. Doch das Spiel erscheint nie.
Die PC-Version
Im Oktober 2007 erscheint das erste The Witcher für den PC, hat allerdings mit allerlei Kinderkrankheiten zu kämpfen - allen voran die zahlreichen Bugs. Ein knappes Jahr später schiebt CD Projekt eine polierte Enhanced Edition nach; wer The Witcher schon vorher gekauft hat, bekommt sie kostenlos. Ein feiner Zug. Nur eines bleibt gleich: das viel kritisierte Mausklick-Kampfsystem. Erst die Nachfolger bekommen klassische Action-Gefechte, wie sie auch Rise of the White Wolf bieten soll.
Mehr Infos: Test von The Witcher auf GameStar.de
Noch mehr Infos: Test von The Witcher: Enhanced Edition auf GameStar.de
Optimierter Konsolen-Hexer
Die Story soll unangetastet bleiben: Geralt erwacht (natürlich!) ohne Gedächtnis in der Hexerfestung Kaer Morhen, die kurz darauf von einem mysteriösen Magier attackiert wird. Die Jagd auf den flüchtigen Finsterling führt den Hexer auf die Spur einer Verschwörung und mitten in den eskalierenden Konflikt zwischen dem fanatischen Ritterorden der Flammenrose und den nicht minder hasserfüllten Elfen-Widerstandskämpfern der Scoia'tael.
Auch die grundsätzliche Spielmechanik wollen die Entwickler beibehalten. Geralt haut Mensch und Monster mit Stahl- und Silberschwert aus den Latschen, dopt sich mit Tränken, tunkt sein Arbeitsgerät in Öle und beherrscht fünf Zauberzeichen, Igni etwa macht Gegnern Feuer unterm Hintern.
Zugleich wird für die Konsolenversion ein Großteil des Original-Abenteuers umfassend überarbeitet, und zwar vor allem technisch. Statt Biowares Aurora-Engine setzt das französische Studio WideScreen Games, das CD Projekt mit der Entwicklung beauftragt hat, auf die hauseigene DaVinci-Engine. Auch das Kampfsystem wird komplett neu aufgesetzt und auf die Steuerung mit dem Controller ausgelegt.
Statt wie auf dem PC in der Draufsicht im richtigen Rhythmus auf den Gegner zu klicken, soll man klassische Actiongefechte schlagen. Wie im Original beherrscht Geralt drei unterschiedliche Kampfstile (schnell, stark und gegen Gruppen), die er in der Hitze des Gefechts jederzeit ändern kann - abhängig von der Art der Gegner. Unterschiedliche Kombos sollen für Abwechslung sorgen. Zudem sind Block- und Konterfunktionen geplant.
Wehrt Geralt den Angriff eines bereits geschwächten Feinds im richtigen Moment ab, setzt der Hexer zum blutigen Finishing Move an, der das Gemetzel in Zeitlupe zelebriert. Bevor es soweit ist, muss Geralt jedoch ein paar Schläge richtig platzieren. Damit das nicht zu leicht fällt, wird die Gegner-KI komplett überarbeitet, Feinde sollen cleverer und vielfältiger agieren. Selbst den Bossgegnern verpasst WideScreen Games eine Frischzellenkur.
Der Hexer selbst soll sich sowohl dynamischer spielen als auch realistischer aussehen. Dafür bekommt er neue Animationen spendiert. CD Projekt verspricht ein flüssigeres Kampfgeschehen. Optisch soll The Witcher: Rise of the White mehr hermachen als der PC-Hexer. Nicht nur Geralt, sondern auch NPCs und Feinde profitieren von einer höheren Polygonzahl.
Es gibt verbesserte Licht- und Schatteneffekte. Die Vegetation soll schicker und abwechslungsreicher sein. Weitere geplante Änderungen sind unter anderem ein für die Controller-Bedienung optimiertes Interface, ein erweiterter Soundtrack sowie ein neues Charakter-Levelsystem. Zudem will man den Sixaxis-Bewegungssensor des PS3-Gamepads unterstützen, wenn auch nur für einige Minispiele. Selbst DLCs sind bereits geplant.
WideScreen Games
1999 Gründung durch Olivier Masclef, Dominique Peyronnet und Pierre Deltour in Lyon
2001 Frank Herbert's Dune (PC, PS2)
2003 Popstar Academy (PS2)
2005 Airborne Troops (PC, PS2)
2005 Wild Water Adrenaline (PS2)
2005 Dead to Rights 2 (PC, Xbox)
2006 Pirates: Legend of the Black Bucaneer (PS2)
2008 Arbeit am offiziellen Highlander-Spiel im Auftrag von Square
2009 The Witcher: Rise of the White Wolf wird eingestellt
2009 WideScreen Games geht pleite
2010 Square stellt das Highlander-Spiel ein
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