Wenn hartgesottene Pressevertreter beim Anspielen zusammenzucken, ist das Personal von Naughty Games glücklich: »Das ist ein Zeichen, dass wir etwas richtig machen«, kommentiert ein Teammitglied trocken die überraschte Reaktion eines Berichterstatters, in dessen Spielfigur sich ein Zombie-Verschnitt verbeißt.
Draußen strahlt die kalifornische Sonne, doch wir befinden uns in einem schummrigen Studio, um uns in einer spielbaren Version von The Last of Us erschrecken zu lassen. Die Macher der Uncharted-Serie bereichern den Lebensherbst der Playstation 3 mit einer bemerkenswert grimmigen neuen Actionwelt und lassen dabei wieder ihre Story-Inszenierungs-Muckis spielen.
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Naughty Dog macht sich frei
Nicht nur die Third-Person-Ansicht, in der wir unseren Charakter Joel durch die Spielwelt bewegen, erinnert an Uncharted-Serienheld Nathan Drake. Auch Steuerungs-Grundlagen wie dem Waffenzielsystem merkt man an, dass beide Spielfiguren aus demselben Entwicklungsstall stammen. Aber die Welt von The Last of Us ist nicht nur düsterer und bedrohlicher, auch spielerisch gibt es deutliche Unterschiede zu den Uncharted-Abenteuern.
Wenn man denen etwas vorwerfen kann, dann vielleicht einen Hang zum Hochglanz-Spektakel mit Freiheitsberaubung: Höflich, aber bestimmt wird der Spieler an der Hand genommen und zum nächsten Spektakel geleitet. The Last of Us sieht dessen Creative Director Neil Druckmann dagegen als ein Spiel der Improvisation.
Das Leveldesign verdient nicht das Prädikat »offene Spielwelt«, erlaubt aber innerhalb eines Bereichs gewisse Freiheiten, um von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Und ein simples Handwerkssystem erlaubt die spontane Herstellung von Hilfsmitteln, um auf bestimmte Spielsituationen zu reagieren.
Vom wilden Pilz gebissen
Der Ausbruch einer Seuche läutete das Ende der Zivilisation ein, infizierte Menschen verwandeln sich in willenlose bissige Monster -- aber noch gefährlicher sind die Überlebenden, die hinter den letzten Ressourcen her sind. Das ist nicht nur die Story-Ausgangsbasis für The Last of Us, sondern so lässt sich auch das Szenario der Fernsehserie The Walking Dead beschreiben.
Die ist in den USA das derzeit meistgesehene TV-Drama in der Altersgruppe der 18-bis 49-Jährigen. Weltuntergangsstimmung liegt voll im Trend. Laut Naughty Dog sind diese Ähnlichkeiten aber zufällig. Statt Zombies sorgen in The Last of Us von einem Pilz-Parasiten befallene Beißer für Grusel.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die Beziehung zwischen dem Spieler-Charakter Joel, einem knurrigen Schmuggler, und dessen computergesteuertem Schützling, dem 14jährigen Mädchen Ellie. In einer früheren Demo zeigten die Entwickler bereits, wie die beiden sich durch ein Haus in Pittsburgh schlagen: Ellie hält sich zurück und geht keine unnötigen Gefahren ein, aber manchmal hilft sie Joel in Kampfsituationen.
Die Mission, die wir heute erleben, ist dagegen früher in der Geschichte angesiedelt und findet nach rund einer Stunde Spielzeit statt. Ellie ist für Joel nicht mehr als ein weiterer Schmuggeljob. Zusammen mit der taffen Tess betreibt er allerlei Schwarzmarkt-Aktivitäten in einer der Quarantänezonen, in denen das Militär streng für Ordnung und Sicherheit sorgt.
Eine Organisation namens Firefly ist daran interessiert, dass Ellie aus dieser Schutzzone zu einem Treffpunkt in der verwüsteten Innenstadt von Boston eskortiert wird. Was so besonders an dem Teenager ist, wird bei dieser Mission noch nicht verraten. Da Joel und Ellie im weiteren Spielverlauf aber durch weitere Städte in den USA reisen, darf man spekulieren, dass unser raubeiniger Schmuggler sie vor einem unangenehmen Schicksal bewahren will.
Ruinöse Stadtbesichtigung
Zu dritt macht sich unsere Reisegesellschaft auf den Weg, Tess und Ellie folgen unserem Helden Joel, plaudern mitunter und kommentieren die Umgebung. Von einer zerstörten Überführung aus haben wir einen schönen Ausblick auf die Ruinen von Bostons Innenstadt, Pflanzen sprießen aus dem Beton, grauer Himmel und Dauerregen runden die Tristesse-Stimmung ab.
Ellie kommentiert immer wieder verwundert, was sie zu Gesicht bekommt. Aufgewachsen im Militärlager, sieht sie heute erstmals die Außenwelt. Sie wird zur Stimme des Spielers, für den diese Welt genauso exotisch ist.
Joel hingegen hat sich längst an die ganze Weltuntergangs-Tristesse gewöhnt. Unser Weg führt durch die Etagen eines mehrstöckigen Gebäudes, hinab in den Keller und schließlich durch eine U-Bahn-Station. Es ist düster und beklemmend, der Lichtkegel unserer Taschenlampe wirft unheimliche Schatten. Sprich: Es ist die ideale Umgebung, um die Infizierten zu treffen.
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