Der Nintendo-eShop ist voller Schrott. Hastig entwickelter Müll, mit dem ihr zugeschaufelt werdet, in der Hoffnung, dass euch irgendein Schlagwort anspricht. Normalerweise erlangen diese als 'Shovelware' betitelten Videospielunfälle zurecht keine Bekanntheit, bei The Last Hope: Dead Zone Survival sieht das jedoch ein wenig anders aus.
Mit seiner unverschämten Art und Weise, den PlayStation-Hit The Last of Us zu kopieren, wurde es schnell zum Gespött. Ein dazugehöriger, unfreiwillig komisch geschnittener Trailer tat sein Übriges.
Nun haben sich die Technik-Experten von Digital Foundry The Last Hope angenommen und stellen fest: Das eigentliche Spiel ist noch viel schlimmer als das an sich schon unterwältigende Werbematerial.
Ramschiger geht es eigentlich nicht
Das Portfolio von West Connection Limited liest sich wie eine Stichwortsuche zu allen erfolgreichen Videospiel-Franchises der letzten zwanzig Jahre. Da wäre zum Beispiel Sniper Strike 3D: Secret Elite Mission Warfare "Ghost Squad" oder World War: Battle Heroes Field Armies Call of Prison Duty Simulator.
Näher an einem Äquivalent zu Amazon- oder Temu-Produkttiteln war wohl noch keine Videospielschmiede.
Was es mit der Online-Handelsplattform Temu im Detail auf sich hat, erfahrt ihr auf GameStar Tech:
The Last Hope: Dead Zone Survival ist einer der jüngsten Sprosse des Publishers und laut John Linneman von Digital Foundry eine Meisterleistung im (frei erfundenen) Genre des "SEO-Spiels". Bei SEO handelt es sich um die Optimierung von Inhalten, damit sie in Suchmaschinen gefunden werden.
Der Nintendo-eShop ist ein prädestiniertes Ziel für solche schnell rausgefeuerte Ramschware, da der Suchalgorithmus sie nicht abwertet und keine wirkliche Qualitätskontrolle seitens Nintendo durchgeführt wird.
Letzteres macht der Zustand des Spiels mehr als deutlich.
So schlecht ist The Last Hope wirklich
Bereits beim Ankündigungs-Trailer zum Zombie-Shooter war aufgrund seiner furchtbaren Grafik und der hölzernen Gameplay-Sequenzen viel Fantasie nötig, um dahinter ein gutes Spiel zu vermuten.
Hier könnt ihr euch The Last Hope in Bewegung anschauen:
Link zum YouTube-Inhalt
Gegenüber dem Spiel selbst ist das Vorabmaterial allerdings eine inszenatorische Wucht, wie Digital Foundry berichtet. Von der kolportierten Zeitreisegeschichte und dem anschließenden Überlebenskampf, dem sich Protagonist "Brian" ausgesetzt sieht, bleibt nämlich nicht viel übrig.
Er wacht in einem Krankenhaus auf, findet in einer Bibliothek die junge Ellie, pardon, Eva..., kämpft sich eine Straße entlang und landet schließlich an einem Hafen, der den Schluss markiert. Nach einer verschwindend geringen Spielzeit von 15 Minuten ist der Spuk auch schon vorbei.
Zum Glück! Denn selbst, wenn der Titel nur einen Euro kosten würde (der Normalpreis beträgt satte neun Euro!), grenzt er laut John Linneman an Betrug.
Unter anderem liegt das an einem unterirdischen Gameplay-Loop. Kämpfe gegen die immergleichen Copy & Paste- Zombies sind beispielsweise so undynamisch, wie es nur geht, keine der drei Waffen (Baseballschläger, Pistole, Sturmgewehr) fühlt sich in irgendeiner Weise befriedigend an.
Hinzu kommen noch ein unausgegorenes und frickeliges Crafting-System, mit dem in der Theorie Molotov-Cocktails hergestellt werden können (die verteilten Materialen reichen für maximal zwei davon), und ein großes Problem beim Ressourcen-Management.
Für einige Aufgaben ist es notwendig, alle Gegner in der Umgebung zu töten, ansonsten können sie uns ungehindert attackieren. Etwa beim Knacken eines Kofferraumschlosses. Munition ist aber so spärlich gesät, dass es schon nach ein paar Fehlschüssen nicht mehr möglich ist, das Spiel abzuschließen.
Ein technisches Desaster mit Ansage
Viel Spiel steckt nicht gerade in The Last Hope: Dead Zone Survival und selbst das wenige Bisschen schwächelt bei der Technik.
Diese Punkte bemängelt Digital Foundry:
- Eine "dynamische" Framerate – damit sind scherzhaft permanente Schwankungen in einem Bereich von 15 bis 60 fps gemeint
- Es gibt keine Gesichtsanimationen
- Musik fehlt und Dialoge sind nicht vertont sowie schlecht übersetzt
- Darstellungsfehler wie flackernde Lichter häufen sich
- Das Öffnen jeder Tür löst einen langen Ladebildschirm aus
- Zahlreiche Abstürze
- Die KI von Eva setzt in der Nähe von Gegnern komplett aus
- Bildschirmanzeigen stapeln sich in Dialogen übereinander
- Einige Türen können nicht geöffnet werden, da dafür eine Tastatur angeschlossen sein müsste
Zur Grafik müssen wir denke ich auch nicht viele Worte verlieren. Schatten? Kennt The Last Hope an vielen Stellen nicht. Animationen sind zudem mit so wenig Aufwand implementiert, wie es nur irgendwie geht, und die Texturen… nunja… seht einfach selbst:
So ziemlich alle verwendeten Assets stammen außerdem aus dem zur Unity Engine gehörigen Community-Store, von Hand erstellt wurde so gut wie nichts.
Selbst für den nach knapp der Hälfte des Spiels auftauchenden Ellie-Verschnitt musste eine im Internet kursierende, qualitativ minderwertige Kopie aus The Last of Us Remastered herhalten. Dass The Last Hope trotz dessen noch immer erhältlich ist, ist wahrscheinlich die größte Überraschung des Spiels.
Nintendo muss unbedingt am eShop arbeiten
Am Ende zieht John Linneman ein vernichtendes, aber auch erheiterndes Fazit: Dank The Last Hope ist ihm wieder bewusst geworden, wie gut viele als durchschnittlich oder gar schlecht gehandelte Spiele, etwa Redfall, trotz ihrer Macken eigentlich sind.
Die Qualitätssicherung von Nintendo müsse sich jedoch dringend verbessern, denn die Fülle von Titeln wie The Last Hope kann schlicht nicht mehr ignoriert werden.
Habt ihr schon einmal einen Shovelware-Titel wie The Last Hope gekauft? Falls ja, aus welchem Grund? War es der Trash-Faktor? Die Neugier? Oder etwas ganz anderes?
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