Kreatives Spiel mit der Gewalt
Wenn Naughty Dog unsere Wahrnehmung von Gewalt herausfordern will, dann muss das den Entwicklern auch spielerisch gelingen. Damit meine ich nicht, dass The Last of Us: Part 2 beispielsweise dem Shooter Spec Ops: The Line nacheifern soll, indem es uns unsere Unbarmherzigkeit erst zum Ende hin mit erhobenen Zeigefinger vorwirft und uns als das wahre Böse mit einem schlechten Gewissen zurücklässt.
Vielmehr wünsche ich mir einen auf spielerischer Ebene neuen, kreativen Umgang mit Gewalt, den sich viele andere Entwickler von AAA-Spielen aktuell nicht trauen.
Mit The Last of Us: Part 2 wollen Druckmann und sein Team eine Geschichte über den Kreislauf von Gewalt erzählen, in der "das Vorhaben, Gerechtigkeit um jeden Preis erreichen zu wollen, seine Kosten hat. Sowohl persönlich als auch uns herum." Genau hier können die Entwickler nicht nur erzählerisch, sondern auch spielmechanisch ansetzen.
Unser Kai verfolgt in seiner Last of Us 2-Preview einen interessanten Gedanken, der sich munter weiterspinnen lässt. Laut Kai wäre es ideal, wenn es dem Spiel gelingen würde, flexibel auf unsere Vorgehensweise zu reagieren, indem es sie direkt auf Ellie und auf ihre charakterliche Entwicklung überträgt.
Vermeiden wir beispielsweise große Massaker und töten nur da, wo es nötig ist, würde sich Ellie in der Geschichte anders entwickeln, als wenn wir uns ungezügelt durch die Postapokalypse morden würden. Konsequenterweise müssten sich so mehrere Story-Zweige und mehrere Enden ergeben, was in einem linearen Abenteuer wie The Last of Us: Part 2 (voraussichtlich) nicht möglich ist.
Dennoch bleibt dieser Gedanke spannend, weil er sich leicht auf die Spielmechanik herunterbrechen lässt. Naughty Dog will, dass wir Abscheu vor uns selbst entwickeln, und diese Abscheu entsteht am besten, wenn uns das Spiel unmittelbar mit den Konsequenzen unseres (brutalen) Handelns konfrontiert. Und zwar nicht nur in Form von leidenden Gesichtsausdrücken unserer Gegner, die uns unsere Brutalität wie einen Spiegel vor Augen halten.
Die Entwickler könnten hier noch einen Schritt weitergehen. Beispielsweise, indem unser gewalttätiges Handeln das Geschehen direkt beeinflusst und damit wiederum auf uns selbst als Spieler zurückfällt. Schlachten wir unsere Feinde bestialisch ab, könnte uns das Action-Adventure nach einer Weile für unser Vorgehen bestrafen, indem es den Schwierigkeitsgrad erhöht.
So ähnlich macht es beispielsweise der lineare Stealth-Titel Dishonored. Töten wir hier Gegner, anstatt sie nur K.O. zu schlagen, erhöht sich das Chaos-Level und wir haben's plötzlich schwerer. The Last of Us 2 könnte dieses Konzept eines Fantasy-Spiels auf realistischere Gefilde übertragen - wenn wir die Infizierten einmal außer Acht lassen.
Strecken wir viele Seraphiten nieder und lassen ihre Leichen in den Arealen in ihren Blutlachen zurück, könnten die restlichen Kultisten aggressiver werden und sich umso mehr darum bemühen, Ellie auszuschalten - und zwar mit allen scheußlichen, grausamen Mitteln. Zum Beispiel mit tödlichen Fallen oder aggressiven Hunden. So würde sich der von Naughty Dog gewünschte Kreislauf der Gewalt nicht nur in der Geschichte, sondern auch im Gameplay widerspiegeln und damit umso eindringlicher wirken.
Ob das die Macher am Ende so umsetzen, sei dahin gestellt. Fest steht: Wenn Naughty Dog mit The Last of Us: Part 2 einen Kommentar auf Gewalt abgeben will, dann sollten die Macher die Möglichkeiten des Mediums Videospiele voll ausreizen. Naughty Dog hat die Chance, uns die schrecklichen Auswirkungen unseres Handelns nicht nur in einer emotionalen, erwachsenen Geschichte vor Augen zu halten. Sie könnte unser Empfinden von Gewalt auch auf spielerischer Ebene auf den Kopf stellen und sich so wirklich von den meisten anderen AAA-Spielen absetzen.
The Last of Us: Part 2 erscheint exklusiv für die PS4. Ein genaues Release-Datum ist noch nicht bekannt.
Story, Gameplay & Release
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