The Last of Us 2 ist für mich kein klassisches Horrorspiel. Die Bedrohung durch entstellte Infizierte ist meist nur von kurzer Dauer und im Kern der Geschichte geht es vorrangig um menschliche Konflikte. Genau das macht für mich den Reiz bei The Last of Us aus. Deshalb gab es eine Stelle im Spiel, die mich schon im Vorfeld abgeschreckt hat und ich konnte das Spiel nur beenden, weil ich mir Spoiler zu dieser Szene angeschaut habe.
Achtung, Spoiler!
Der folgende Artikel bezieht sich auf Ereignisse aus der zweiten Hälfte von The Last of Us 2.
Spoiler helfen mir, meine Angst zu überwinden
Ich oute mich an dieser Stelle direkt mal als Angsthase. Ich mag es nicht erschreckt zu werden und bin jemand, der sehr stark auf die kleinsten Veränderungen bei Lautstärken reagiert. Zudem gibt es für mich eine Grenze der Anspannung, die in mir ausgelöst werden darf. Gerade bei Horrorfilmen zücke ich (sofern ich nicht gerade im Kino sitze) gerne mein Handy und lese nebenbei die Wikipedia-Zusammenfassung durch. Ohne hätte ich so manchen Film vorher schon abgebrochen.
Das Gleiche hab ich bei Spielen normalerweise aber nicht. Dort macht mir der Grusel deutlich weniger aus, solange es nicht in VR ist. Spiele wie Resident Evil, Outlast und Co. kann ich ohne Probleme spielen. Bei The Last of Us 2 hingegen wurde bei mir ein ähnlicher Effekt wie bei Filmen ausgelöst. Eine Szene hat bei mir die Anspannungsgrenze erreicht, weshalb ich nur noch einen Ausweg sah, um weiterzuspielen: Ich schaue mir Spoiler an.
Das Horror-Krankenhaus
Durch Kollegen wusste ich vorab schon, dass mich im Krankenhaus irgendetwas Fieses erwarten würde, weshalb ich mit jedem neuen Spielabschnitt nur darauf gewartet habe, dass ich jetzt an der entsprechenden Stelle angelangt bin. Immer mit der Gefahr, dass am zweiten Tag irgendwas Fieses passiert, habe ich mit jedem neuen Spielabschnitt darauf gewartet, dass ich jetzt vor dem Krankenhaus mit Abby stehe.
Als ich dann mit Abby vor dem angsteinflößenden Gebäude stand, habe ich zunächst versucht, das Kapitel durchzuziehen. Weite Teile des Levels waren auch in Ordnung aber das Storytelling innerhalb des Krankenhauses hat sehr schnell in eine Richtung angezogen, die mir nicht gefallen hat. Mit jedem Tagebucheintrag wurde gezeigt, was in den ersten Tagen der Apokalypse in der Einrichtung passiert ist. Es wird erzählt von Infizierten, die in kleinen Räumen eingepfercht werden und irgendwelche merkwürdigen Experimente durchgeführt wurden. Während ich immer mehr von den erschreckenden Ereignissen aufdecke wird auch die Umgebung um mich herum immer ekliger – mehr Infizierte, mehr Pilze, die Dunkelheit nimmt zu.
Für Kollegin Linda Sprenger ist die Szene vor dem Krankenhaus, also das Hotel, ein unvergessliches Erlebnis gewesen. Warum und was für ein Monster dort auf sie wartete lest ihr hier:
Der alles entscheidende Moment: Alles deutet auf eine Tür hin, die ich öffnen muss, um die dahinter befindlichen Medikamente zu erhalten. An diesem Punkt war für mich einfach das Ende erreicht. Dahinter musste jetzt das Ergebnis der unmenschlichen Experimente lauern, auf dass das Spiel seit der letzten halben Stunde durch unzählige Einträge hingearbeitet hat..
Und anstatt die Anspannung durch die Szene entfalten zu lassen, konnte ich nicht mehr anders. Ich habe das Spiel pausiert und mir zunächst Spoiler durchgelesen. Danach bin ich auf YouTube gegangen und habe mehrere Reactions angeschaut, da dort das aufgenommene Gameplay meist etwas kleiner zu sehen ist und die Reaktion der Streamer*innen im Vordergrund steht.
Dann war es soweit: Ich habe mich selbst an die Szene getraut, das Spiel auf lautlos gestellt und obwohl ich jede einzelne Sekunde bereits kannte, hat es bei mir immer noch funktioniert. Ich habe mich trotzdem erschrocken und vor dem grotesken Rattenkönig geekelt, der vor mir stand. Diese abscheuliche Wulst aus Infizierten, Pilzsporen, irgendwelchen Organen und Blut. Zehn Minuten und ein schweißtreibender Bosskampf später war es dann geschafft: Ich habe das Krankenhaus überstanden und konnte den Rest des Spiels erleben.
Ohne Spoiler hätte ich das Ende nie gesehen
Alles, was danach kam, hat mir keine Angst mehr gemacht. Aber diese Szene innerhalb des Krankenhauses war für mich wie der schlimmste Horrorfilm. Vielleicht lag es daran, dass ich wusste, welcher Horror mir in diesem Abschnitt bevorsteht und es keinen Weg drum herum gab. Naughty Dog setzt hier auf Terror durch Body Horror – genau das, was ich nicht abkann.
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Deshalb bin ich dankbar dafür, dass ich mir diese Szene bewusst angeschaut habe. Denn ohne Spoiler hätte ich wahrscheinlich meinen Controller vor Angst zerschmettert und mir wäre der Rest der Geschichte verwehrt geblieben. Aber auch trotz Spoilern verliert für mich der Horror nicht seinen Reiz und Schockmomente funktionieren bei mir, obwohl ich sie schon zehnmal gesehen habe. Falls ich The Last of Us 2 aber noch einmal spiele, dann überspringe ich dank der Kapitelauswahl das Krankenhaus.
Habt ihr euch schon einmal Spoiler angeschaut, um eine Horrorerfahrung durchzustehen?
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