The Last of Us Part 2 soll mich im Vergleich zum Vorgänger auf eine viel brutalere und actionreichere Reise durch die Postapokalypse schicken. Weil sich Ellie wesentlich agiler bewegt als ihr schwerfälliger Ziehvater Joel, verspricht mir das Sequel größeren Spielraum im Kampf und mehr Werkzeuge, um meine Feinde um die Ecke zu bringen.
Ich werde durchs Gras kriechen, über Deckungen springen, verheerenden Attacken ausweichen, Fallen legen, unterschiedliche Pfeiltypen craften, ahnungslosen Widersachern hinterrücks eine Machete in den Hals jagen. In The Last of Us 2 werde ich Ellie auf einen blutigen Rachefeldzug begleiten, und das will mir die auf spielerischer Ebene so schonungslos inszenierte Gewalt stets explizit vor Augen führen.
Für eine spannende Geschichte, die laut Naughty Dog ein Kommentar auf Gewalt werden soll, reicht mir das alleine aber nicht.
Linda Sprenger
@lindalomaniac
Linda freut sich wahnsinnig auf The Last of Us 2. Nicht nur weil sie gespannt darauf ist, was Naughty Dog letztendlich aus der Geschichte macht, sondern auch, weil sie wissen will, wie viel besser als der Vorgänger sich das Sequel spielen wird. Jedoch hofft sie, dass Naughty Dog bei all den neuen spielerischen Möglichkeiten im Kampf und beim Schleichen ruhige Momente zwischen den Charakteren nicht vergisst.
The Last of Us 2 sollte sich ein Beispiel an Left Behind nehmen
Die große Stärke des ersten The Last of Us besteht darin, Beziehungen zwischen Figuren glaubhaft darzustellen. Und zwar nicht nur in Cutscenes, sondern auch im Gameplay.
Wenn ich es nicht gerade mit Plünderern oder Infizierten aufnehmen, unterhalten sich Joel und Ellie in Spielabschnitten regelmäßig über persönliche Belange und Banalitäten, geben nach und nach immer mehr Fragmente ihrer Vergangenheit preis. Mit der Zeit erfahre ich, dass Joel Gitarre spielen kann, Kaffee schmerzlich vermisst und früher gerne Motorrad gefahren ist.
An einigen Stellen des Spiel löse ich außerdem händisch versteckte Dialoge oder Interaktionen aus. Beispielsweise kann ich Ellie in einem bestimmten Kapitel ein High-Five geben - eine kleine Geste, die mich als Joel ein kleines bisschen mehr mit dem Mädchen verbindet.
The Last of Us: Left Behind geht dabei sogar noch einen Schritt weiter. Der Standalone-DLC stellt Kampf-Passagen größtenteils in den Hintergrund, um sich vielmehr auf den spielerischen Aufbau der Beziehung zwischen Ellie und Riley zu konzentrieren.
Was Left Behind so besonders macht
Kurze Erinnerungsauffrischung: Left Behind ist zum Großteil ein Prequel, das sich auf Ellies Erlebnisse vor Beginn des Hauptspiels fokussiert. Die Erweiterung erzählt dabei sehr nuanciert, wie die Heldin und ihre zu diesem Zeitpunkt beste Freundin auf ihrer gemeinsamen Erkundungstour durch ein Einkaufszentrum nach einem anfänglichen Streit wieder zusammenwachsen. Allmählich erkennen sie dabei, dass sie mehr verbindet als nur Freundschaft.
Genau diese Entwicklung erlebe ich aktiv mit. Ich albere in einem Kostümladen herum und bekriege mich mit Wasserspritzpistolen. Ich besuche eine Arcade, vergnüge mich im Karussell und mache zusammen mit Riley in einem Fotoautomaten bescheuerte, coole und romantische Bilder.
All das fühlt sich sehr natürlich und glaubwürdig an. Ganz genau so würden sich zwei Teenager im echten Leben verhalten, wenn ihnen eine von Menschen verlassene Mall offenstehen würde.
Weil ich Ellies und Rileys gemeinsamen Spaß, ihre Konflikte und ihre Annäherungsversuche nicht nur in Zwischensequenzen und in Dialogen aufnehme, sondern größtenteils selbst nachspiele, geht mir die Beziehung der beiden Protagonistinnen wirklich nahe. Der DLC berührt sogar stärker als das Hauptspiel, gerade weil er Kämpfe so stark reduziert und damit einen harten Kontrast der sonst so gnadenlosen postapokalyptischen Welt bildet.
Hier verbringe ich einen Großteil des Spiels friedlich mit einer Person, die Ellie wirklich wichtig ist und kann so selbst in einer kurzen Zeit von nur drei Stunden eine emotionale Bindung zu ihr aufbauen. Genau das wünsche ich mir von The Last of Us: Part 2 ebenfalls.
The Last of Us 2 zeigt bislang nur rohe Gewalt...
Obwohl sich die Geschichte des Sequels diesmal auf Ellie fokussiert, ist sie erneut nicht komplett auf sich allein gestellt. Einen Teil ihrer Reise bestreitet sie mit ihrer Freundin Dina, die sie in der Gameplay-Demo von der E3 2018 küsst. Zudem wird sie voraussichtlich partiell mit Joel unterwegs sein, der im aktuellen Release-Reveal-Trailererstmals zu sehen ist.
Wie im Original und in Left Behind hegt und pflegt Ellie also erneut Beziehungen zu Personen, die ihr sehr am Herzen liegen. In bisherigen Trailern inszeniert sich The Last of Us: Part 2 auf spielerischer Ebene allerdings vornehmlich als Gewaltspektakel.
Natürlich verstehe ich die Intention dahinter: Naughty Dog will Fans primär zeigen, was sich im Vergleich zum Vorgänger in Sachen Gameplay geändert hat. Welche Möglichkeiten, das Spiel jetzt in puncto Stealth bietet. Wie viel intensiver, aufregender, eindringlicher das Ausschalten von Feinden ist. Das verkauft sich nunmal besser als Szenen, in denen zwei Teenager Autofensterscheiben mit Backsteinen einwerfen.
Zudem betonen die Entwickler immer wieder, dass The Last of Us: Part 2 eine Geschichte über den "Kreislauf von Gewalt" erzählen wird. Das Spiel soll meine Wahrnehmung meines eigenen brutalen spielerischen Handelns herausfordern und mich hinterfragen lassen, wie ich es empfinde.
So ein "Kommentar auf Gewalt" kann in meinen Augen jedoch nur nur funktionieren, wenn ich gleichzeitig eine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufbaue. Und dazu braucht The Last of Us: Part 2 neben Momenten des Blutvergießens aktive Momente der Ruhe wie in Left Behind.
...doch das Sequel sollte mehr als nur brutal sein
Dank Kais Hands-on-Eindrücken weiß ich nun immerhin, dass Ellie und ihre Begleiter in The Last of Us: Part 2 nicht nur ums Überleben kämpfen, sondern sich in den Gameplay-Abschnitten auch Naughty Dog-typisch unterhalten. Recht zu Beginn des Spiels befinden sich Ellie und Dina auf Patrouille in Jackson. Währenddessen scherzen sie, flirten sie, geben Hintergrundinformationen zum Status Quo ihres Lebens in der Postapokalypse preis.
Zwischen brutalen Auseinandersetzungen mit Clickern, Shamblern, WLF-Soldaten und Seraphiten-Anhängern wird es also definitiv wieder Phasen des Durchatmens. Dennoch hoffe ich, dass The Last of Us: Part 2 mehr zu bieten hat nur kurze Augenblicke des Friedens.
Naughty Dog könnte mich beispielsweise den Alltag der Heldin in der Jackson-Gemeinschaft nachspielen lassen. Zwischen ihren Patrouillen ist sie ja immer noch ein (fast) normale junge Erwachsene. Vielleicht könnte ich als Ellie Gitarre spielen und abends Filme mit Joel oder Dina schauen. Oder gemeinsam mit ihnen Zeit an einer (diesmal funktionieren) Konsole verplempern, ganz wie Nate und Elena in Uncharted 4.
Wie in Left Behind könnte ich mich so spielerisch in Ellies Lage hineinversetzen. Ich würde besser verstehen und nachvollziehen können, was sie für bestimmte Personen empfindet. Warum sie dazu bereit ist, sich einzusetzen. Für die sie ihr eigenes Leben riskiert und über Leichen geht. Letztendlich - so denke ich es mir jedenfalls - würde die Geschichte des Spiels stark davon profitieren.
Ganz egal wie düster und brutal sich The Last of Us 2 in Trailern bislang gibt, die große Stärke des Originals und des Standalone-DLCs besteht in der glaubwürdigen, emotionalen Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen. Und ich hoffe, dass Naughty Dog diese große Stärke auch im Sequel ausspielen wird und sich nicht selbst in einem "Kommentar aus Gewalt" verliert.
The Last of Us: Part 2 erscheint am 21. Februar 2020 für PS4.
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