Achtung, diese Kolumne enthält Spoiler zur Geschichte von The Last of Us Part 2. Wenn ihr das Action-Adventure noch nicht gespielt bzw. durchgespielt habt, dann lest ab hier besser nicht weiter.
The Last of Us Part 2 erzählt eine Geschichte über den Kreislauf der Gewalt, die mir zum Release im Juni 2020 so heftig in den Bauch geschlagen hat, dass ich mich heute noch an etliche emotionale Momente zurückerinnere. Eine besondere Szene liegt mir dabei nach wie vor besonders schwer im Magen. Und Schuld ist ein Hund, oder eher gesagt die Naughty Dog-Devs, die frech und effektiv meine Emotionen manipuliert haben.
"böser Hund, aus!"
Hunde spielen in The Last of Us Part 2 eine große Rolle. Die Vierbeiner sind dabei nicht nur die treuen Begleiter der WLF-Truppen, die durchs postapokalyptische Seattle patrouillieren, sondern dienen gleichzeitig als Waffe gegen jeden Eindringling, der durch ihr Revier marschiert.
An einen Abschnitt erinnere ich mich dabei noch ganz genau: Hillcrest. Na, wem von euch habe ich jetzt ebenfalls schmerzhafte Erinnerungen an argwöhnisches Schnüffeln, alarmierendes Bellen und gefletschte Zähne beschert? In diesem Gebiet bekomme ich es als Ellie zum ersten Mal richtig mit den WLF-Biestern zu tun und die nehmen ihren Job als Such- und Kampfhunde wirklich sehr genau.
Hunde sind in The Last of Us Part 2 nur schwer zu überlisten und bemerken jeden Fehltritt sofort. Und kommt es erst zum Kampf, dann werde ich sie nur schwer los, weil sie so flink sind und mich mit einem beherzten Sprungangriff auf den Boden reißen können, um sich dort an mir festzubeißen.
Kurzum: Ich hasse diese angriffslustigen Fellknäuel bis aufs Blut. Dabei mag ich Hunde in der Realität. Aber Naughty Dog hat's geschafft, dass zumindest in The Last of Us Part 2 meine Vierbeiner-Liebe in blanken Hass umgeschlagen ist.
Zumindest bis zu einem ganz bestimmten Moment der Geschichte.
Aus Hundehass wird Hundeliebe
Achtung, jetzt kommt ein dicker Story-Spoiler.
Dabei meine ich konkret die zweite Spielhälfte, in der ich Ellies Jeanshemd an den Nagel hänge und stattdessen in die WLF-Kluft von Abby schlüpfe und die Geschichte plötzlich aus ihrer Sicht heraus erlebe. Und im Laufe ihres Abenteuers in Seattle ist mir dabei nicht nur die junge Frau ans Herz gewachsen, sondern auch – wer hätte es gedacht – die knuddeligen Hunde der "Washington Liberation Front".
Der untere Trailer blickt noch einmal auf die Story zurück:
Insbesondere ein Vierbeiner namens "Alice" konnte dabei mein Herz erobern. Kein Wunder, schließlich hat mich der treue Schäferhund einige Stunden lang durch die postapokalyptische Stadt begleitet und half mir eifrig beim Kampf gegen die Seraphiten und Infizierten. Entpuppten sich Hunde während Ellies drei Tage in Seattle als meine größten Widersacher, waren sie nun plötzlich nützliche Helferlein für mich.
Besonders schön war der Moment, als ich gegen Ende von Abbys Story noch einmal ausgiebig mit Alice spielen konnte, indem ich einen quietschenden Gummi-Oktopus wegwarf und Alice ihn mir freudig sabbernd zurückbrachte. Und dieser simple Manipulationstrick hat bei mir voll eingeschlagen: Ich nahm Alice tatsächlich nicht nur als süße Tierbegleiterin wahr, sondern auch als treue Freundin.
Ich habe ein Good Girl auf dem Gewissen
Umso trauriger war dann aber folgende Szene. Oder eher gesagt der Aha-Moment, den ich einige Zeit danach erlebte.
Ellie erreicht an ihrem dritten Tag in Seattle das Aquarium, in dem sich ihre Erzfeindin Abby angeblich aufhalten soll. Höchst motiviert, sich an der WLF-Soldatin für Joels Tod zu rächen, bricht Ellie in das Gebäude ein und schlägt sich durch die dunklen Gänge. In diesem Moment war ich voll auf Ellies Seite und bin komplett in ihrer Rolle aufgegangen. Ich hasste Abby für das, was sie Joel angetan hat. Ich hasste die WLF für ihr militärisches Getöse und ihren Besitzanspruch an Seattle. Ich hasste ihre verdammten Hunde...
Also reagierte ich in folgender Szene ganz genauso wie der Teenager: Während ich mich als Ellie durchs Aquarium kämpfe, werde ich plötzlich von einem Schäferhund angegriffen. "Mistvieh!, hau bloß ab!". Ich werde zu Boden gerissen und wehre mich mit wiederholtem Drücken auf die Vierecktaste gegen den schweren, zotteligen Vierbeiner. Fast so als würde ich im echten Leben von einem Hund angegriffen werden und nun um mein Leben ringen.
Und ein Glück! Ich gewinne die Oberhand und ersteche das Biest mit ihrem Messer. "Puh, das war knapp".
Der besagte Aha-Moment übermannte mich dann, als ich später im Spiel in die Rolle von Abby schlüpfe. Durch den Zeitsprung in der Geschichte (die Abenteuer von Ellie und Abby laufen quasi parallel ab), treffe ich genau den Hund wieder, den ich eben im Aquarium noch abgemurkst habe: Alice.
Das garstige Biest, das mir als Ellie an die Gurgel wollte und das ich mit einem beherzten Messerstich zu Fall brachte, war jener süße, knuddelige, treue und freundliche Schäferhund, den ich als Abby schätzen und lieben lernte...
Noch mehr zum Thema Hunde in TloU 2:
Mein Herz zersplitterte nach dieser Erkenntnis in tausend Teile, ich konnte mir im Spiegel selbst nicht mehr in die Augen sehen. Die hundsgemeinen, cleveren Naughty Dog-Devs haben bei mir zumindest also genau das erreicht, was sie erreichen wollten: Die Spiegelung meiner eigenen Gräueltaten, die nun in Reue umschlagen.
Welche Szenen aus The Last of Us Part 2 gehen euch nicht mehr aus dem Kopf?
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