Auch wenn The Elder Scrolls Online ein MMORPG ist, also per Definition eine Masse an Spielern beinhaltet, reise ich alleine durch Elsweyr. Ich spiele selten mit anderen zusammen, ob jetzt online oder auf der Couch, und so wollte ich es auch in ESO halten. Nur ich, Reitkatze Lord Wolldemort (vielen Dank an ^BloodyHoernchen^ für den wundervollen Vorschlag!), meine Springmaus und die Straße.
Aber diese Woche habe ich gemerkt, dass auch das Spielen mit anderen richtig Spaß machen kann. Ist es vielleicht Zeit, das Singleplayer-Grummeltum an den Nagel zu hängen?
Über die Kolumnenreihe
In ihrer Kolumne schreibt Ann-Kathrin jede Woche über ihre Erlebnisse als Noob in The Elder Scrolls Online. Das hier ist schon der dritte Text der Reihe, der erste dreht sich um ihre Abenteuer im Charakter-Editor, im zweiten Text widmet sie sich allem - außer der Hauptquest.
Die Sache ist die: Ich bin online ziemlich menschenscheu. Am liebsten spiele ich allein, maximal mit meinen Freunden, die ich schon seit Jahren kenne. Vor "fremden" Spielern schrecke ich zurück. Seltsam eigentlich, weil die Jahre mit den "Raben", meinem Clan in Freewar, großartig waren. Seitdem habe ich aber eher weniger positive Erfahrungen gemacht.
Menschen sind gruselig
In GTA Online hat mich beispielsweise jemand über die Karte verfolgt, weil er mit mir spielen wollte, nur um dann meinen Kumpel zu erschießen, weil ich bereits mit dem unterwegs war. Heißer Tipp für die Zukunft, unbekannter Gamer: Meinen besten Freund im Supermarkt abzuknallen ist keine sonderlich coole Aktion, um das Eis für ein gemeinsames Spiel zu brechen.
Und jetzt kommt Elder Scrolls. Als ich nämlich wieder einmal unterwegs war, das riesige Drachenproblem der Hauptstory zu ignorieren und mich kleinen, unwichtigen Nebenaufgaben zu widmen (es ging um die Wiederbeschaffung von Relikten) merkte ich, dass ich nicht allein im Dungeon unterwegs war. Ein anderer Spieler lief mir drei Schritte voraus - direkt in einen fiesen Hinterhalt aus zum Leben erweckten Statuen.
Mittlerweile habe ich meine Hüterfähigkeiten ausgebaut und konzentriere mich hauptsächlich auf magische Angriffe aus der Ferne, nur zur Not gehe ich die Fieslinge mit Doppelklingen an. Perfekt, dachte ich mir, um dem in Not Geratenen zur Seite zu stehen. Also beschwor ich magische Greifvögel, die die Gegner verwirrten und versengte sie mit aggressiven Käfern, während der Fremde mit einem Schwert auf die Fieslinge einhackte.
Es erwachten immer mehr Statuen zum Leben, Feuerpfeile prasselten auf uns ein und zuletzt sahen wir uns sogar einem Minotaur gegenüber! Doch gemeinsam besiegten wir Bösewicht um Bösewicht, es war episch! Ich weiß, für die Veteranen unter euch klingt das vielleicht etwas lahm, aber wir hatten beide einen ziemlich niedrigen Level und jeder Sieg war hart erkämpft. Jeder besiegte Gegner war ein Triumph, bis zuletzt nur noch der Minotaur übrig war - und ich auf einmal ohne Mitstreiter dastand.
Einsam und verlassen
Entweder hatte er oder sie keine Lust mehr, oder die Verbindung brach ab - so oder so stand ich auf einmal alleine vor einem riesigen, fuchsteufelswilden Minotaur, der sich ganz und gar nicht für meine kleinen Doppelschwerter interessierte. Dafür schien er jedoch unbedingt herausfinden zu wollen wie lange es wohl dauert, eine Dunkelelfe gut durch zu grillen.
Ungefähr zwei Minuten, wenn besagte Dunkelelfe zu blöd ist, um auszuweichen. Was mir mein Totalversagen jedoch aufgezeigt hat ist die Tatsache, dass Dungeons zu zweit sehr viel mehr Spaß machen.
Also dachte ich mir, laufe ich jetzt wachen Auges durch die Welt, um allen zu helfen, die vielleicht in Bedrängnis sind! Hilfe aus dem Hinterhalt, wie Batman, nur freundlicher (und ohne Helm, denn nach ein bisschen Rumprobieren habe ich endlich herausgefunden, wie man den unsichtbar macht!). Und eine Weile lief auch alles gut. Doch dann zeigte sich ein weiteres Problem.
Ich habe absolut keine Ahnung von MMO-Etikette.
Ist das überhaupt okay, wenn ich einfach so jemandem helfe, oder lässt man andere lieber allein? Ich freue mich immer, wenn jemand mit mir durch den Dungeon läuft, weil dann nicht alle Feindesaugen (und Angriffe!) auf mich gerichtet sind. Aber vielleicht möchten andere ja gar nicht begleitet werden.
Und sage ich am Ende was, wenn wir durch einen Dungeon durch sind? Mache eine aufmunternde Geste oder so? Oder ist das dann seltsam und unangenehm? Aktuell fühle ich mich in ESO wie der technikfremde Onkel, der versucht cool zu sein. Das letzte Mal bin ich einfach nur ein paar Mal in die Höhe gehüpft, um zu zeigen wie sehr mich unser gemeinsamer Sieg freut, aber mein Gegenüber war glaube ich peinlich berührt und ist verschwunden.
Link zum YouTube-Inhalt
Das bei Sekunde 00:28 bin ich in ESO.
Kann ich auch irgendwie verstehen. Stellt euch mal vor, wie das am Ende von Herr der Ringe ausgesehen hätte, wenn nach der letzten Schlacht alle nur stumm nebeneinander gestanden hätten. Niemand sagt ein Wort, während die Körper der Orks langsam erkalten. Legolas wühlt in seinem Inventar. Gimli checkt gefundene Waffen.
Und Aragorn, aus dem nichts, fängt an, aus dem Stand immer wieder zwei Meter in die Luft zu hüpfen. Dabei sagt er aber immer noch nichts. Lacht nicht. Bleibt komplett stumm. Und dann gehen alle einfach in unterschiedliche Richtungen davon.
Besonders heldenhaft ist das nicht.
Deswegen brauche ich jetzt eure Hilfe: Den Kommentaren unter meiner Kolumne und dem Reddit nach zu urteilen, treiben sich in Elder Scrolls Online unheimlich viele nette Menschen herum. Könnt ihr mich in die ungeschriebenen Gesetze der ESO-Etikette einweihen? Gibt es überhaupt Richtlinien, oder macht ihr es je nach Stimmung anders? Was sind eure seltsamsten Erfahrungen mit anderen Spielern? Was eure besten? Und am wichtigsten:
Könnt ihr mir helfen, cool zu sein?
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