Nachdem Telltale Games, das Studio hinter der Adventure-Reihe The Walking Dead, hunderte Mitarbeiter entlassen hatte und die Firmenschließung bevorsteht, strengt nun ein ehemaliger Mitarbeiter eine Sammelklage gegen den Entwickler und Publisher an. Telltale habe mit den kurzfristigen Massenentlassungen gegen geltendes kalifornisches und US-Arbeitsrecht verstoßen.
Die Klage wurde am Montag vor dem Bundesgericht in San Francisco eingereicht, in dessen Vorort San Rafael der Publisher beheimatet ist. Laut Klageschrift seien die Entlassungen ohne Begründung und ohne Vorwarnung erfolgt. Das stehe im Widerspruch zum "WARN Act". WARN steht für Worker Adjustment and Retraining Notification Act, wie gamedaily.biz berichtet.
Das Gesetz stammt aus dem Jahr 1988 und soll Arbeitnehmer, ihre Familien und Gemeinden schützen, indem es die meisten Arbeitgeber mit über 100 Angestellten dazu verpflichtet, 60 Tage im Voraus vor Massenentlassungen (50 oder mehr Personen innerhalb von 30 Tagen oder mehr als 500 Arbeiter) oder Firmenschließungen zu warnen.
Last Minute-Rückzug von Investor bricht Telltale das Genick
Da Telltale nach dieser Definition sowohl Massenentlassungen vornahm als auch seinen Standort schließen will, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Klage nicht schlecht. Zumal eine Gesetzeslücke auf Bundesebene in Kalifornien nicht existiert.
Außerhalb Kaliforniens sind Firmen unter Umständen vom WARN Act befreit, sofern die Rahmenbedingungen, die zur Schließung und den Entlassungen führten, unvorhersehbar waren. Telltale musste laut eines Berichts von Variety den Last Minute-Rückzug eines Investors verkraften, wodurch das instabile finanzielle Kartenhaus in sich zusammenfiel. Laut Variety-Quellen handelte es sich dabei um Lionsgate.
Die lokale Version des Bundesgesetzes kennt diese Ausnahme aber nicht und ist auch bei der Definition der Voraussetzungen strenger. Sie gelten bereits für Unternehmen ab 75 Mitarbeitern. Laut Klage verloren bei Telltale etwa 275 Angestellte gleichzeitig ihren Job. Dabei scheinen die 25 noch verbleibenden Mitarbeiter eingerechnet zu sein, die die Geschäfte und verbleibenden Verpflichtungen noch bis zur endgültigen Schließung abwickeln.
Telltale könnten hohe Nachzahlungen drohen
Sollte die Klage Erfolg haben, könnten Telltale hohe Zahlungen drohen. Dann müsste das Unternehmen unter Umständen Gehälter für jeden Tag zahlen, der unter das Gesetz fällt. Da es laut Kläger keine Vorwarnung gab, wären 60 Tage volles Gehalt und Sozialleistungen für mindestens 250 Mitarbeiter fällig.
Die 25 Personen, die das Kernteam bilden sollen noch bis Januar 2019 ihren Job machen und wären wohl von der Regelung ausgenommen. Laut Kotaku erhalten die Mitarbeiter nach dem aktuellen Plan nur noch bis Ende September ihre Sozialleistungen.
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