Nach allem, was bereits über die Neuverfilmung der Teenage Mutant Ninja Turtles gesagt wurde, ist es beinahe müßig, noch eine weitere Kritik abzuliefern. Ein Großteil des Publikums hat sich bereits ein Bild vom vermeintlichen Totalfiasko gemacht, ohne sich tatsächlich ein Bild zu machen. Die ersten Setfotos wurden in der Luft zerrissen, Michael Bays Rolle als ausführender Produzent mit Häme bedacht und der erste Trailer hat dann gar ein kollektives Seufzen ausgelöst.
Dummerweise bestätigt der Film diesen ersten Eindruck nicht. Schlimmer noch - er widerlegt ihn. Denn Teenage Mutant Ninja Turtles ist ein in Teilen angenehm nostalgischer Trip in die Neunziger, überwiegend höchst unterhaltsam, wenn auch weit von der artistischen Güte eines Guardians of the Galaxy (zur Filmkritik) entfernt. Aber all die negative Presse, die Fanschelte und Vorverurteilungen hat dieser Neustart nicht verdient.
Vielleicht hängt es ein bisschen davon ab, mit welcher Erwartungshaltung man an den neuen Turtles-Film herantritt. Am Besten wahrscheinlich: mit gar keiner. Und ganz ehrlich - wie könnte man auch. Der Hype um die Ninja-Schildkröten liegt Jahrzehnte zurück. Donatello, Leonardo, Raphael und Michaelangelo waren zwar mal absolute Kassenschlager und verantwortlich für einen Run auf Merchandise-Produkte, wie ihn die Welt zuvor noch nicht erlebt hatte. Aber das war zu einer Zeit, wo viele potentielle Zuschauer möglicherweise noch gar nicht geboren waren.
Damals war alles besser!
Und genau wie sich die Generation des Autoren fragen muss, wie wir in den Neunzigern allen Ernstes mal Marusha, die Power Rangers, Furby oder Gute Zeiten, schlechte Zeiten feiern konnten, wird für die Kids von heute das Phänomen Turtles nicht ganz nachvollziehbar erscheinen. Es war eben eine Zeit, in der Cowabunga noch als frecher Oneliner durchging und Pizza futternde Schildkröten auf Skateboards das Nonplusultra in Sachen "cool" darstellten.
Wer eben diese Zeit nicht erlebt hat, dürfte bei der bloßen Erwähung des Foot Clans, beim ersten Auftreten von Oberfieslings Shredder oder Meister Splinters esoterischen Motivationsansprachen wahrscheinlich das kalte Schaudern bekommen. Turtles ist hoffnungslos in den Neunzigern hängen geblieben und damit ein Relikt, nach dem heute niemand mehr gerufen hat.
Zu Beginn scheinen sich die Macher dieser Tatsache auch noch halbwegs bewusst: die ersten Szenen der vier Kröten-Ninjas sind so heillos überdreht und käsig, dass man sich unweigerlich an die alten Real-Kinofilme (ja, davon gab es sogar mal drei Stück) erinnert fühlt. Mitsamt des Trashfaktors natürlich, der Anno 2014 zumindest hochpoliert und dank CGI halbwegs zeitgemäß aussieht.
Logik? Wird weggeplaudert!
Vor allem Michaelangelo wird seinem Comic-Vorbild mehr als gerecht. Als habe man Eddie Murphy (den aus den Achtzigern wohlgemerkt) gegen eine computeranimierte Echse ausgetauscht, plaudert der quirligste der vier Turtles einen Quark vor sich hin, dass es nur so eine Freude ist. Also...nun zumindest, wenn man das schon zu Zeiten der beliebten TV-Serie so empfunden hat.
Damals hätte man auch nicht gefragt, warum Meister Splinter zwar mit derselben Gen-Flüssigkeit in Berührung gekommen ist, wie seine Schützlinge, nun aber im Greisenalter umherächzt statt ebenfalls als Teenager. Oder warum Shredders Plan zur Unterwerfung der Welt gleichermaßen kompliziert und unfassbar dämlich ist. Derlei Logiklöcher hat man damals eben mit der Tatsache aufgefangen, dass Ninjas einfach cool sind. Punkt!
Etwa ab der Hälfe wird aus Spaß jedoch zunehmend ernst. Die Stimmung wird düsterer, der Ton wechselt von flippiger Comedy schlagartig zu dramatischer Action. Teenage Mutant Ninja Turtles verliert dadurch den Nonsense-Charakter und will sich plötzlich mit aktuellen Blockbuster-Krachern messen - was gleich auf mehreren Ebenen daneben geht. Zum einen bleibt das Treiben bunt und skurril, zum anderen sind die Actionszenen oftmals einfach zu viel des Guten.
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