Einfach nur laufen ist viel zu langweilig
Dass wir diese Mutantenbrut bekämpfen müssen, ist nicht weiter bemerkenswert. Ungewöhnlich ist hingegen unser diesbezügliches Arsenal. Wir verschießen Schallplatten und Bowlingkugeln oder lassen Spielzeughubschrauber in die Luft steigen, an denen Pistolen befestigt sind. Dazu kommen Sprengstoff-Teddys oder Feuerwerkskanonen. Insomniac Games bleibt also bei seinen Leisten. In all ihren Spielen der letzten zwölf Jahre gab es richtig schräge Waffen, Sunset Overdrive bildet da keine Ausnahme.
Schräg und ungewöhnlich funktioniert auch die Fortbewegung unseres Spielhelden. Weil die Entwickler, wohl nach Fuse um eine Erfahrung reicher, keine Lust auf 08/15-Geballer und ein Deckungssystem hatten, vermählen sie ihr Actionspiel kurzerhand mit einem Tricksystem à la Tony Hawk. Unser Spielheld springt also wie ein Gummiball über Autos und Dächer, er schliddert auf Geländern, rennt Wände entlang und baumelt an Stromleitungen.
Realistisch ist das nicht. Im Gegenteil. Sir Isaac Newton würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wie die Gesetze der Schwerkraft und Trägheit missachtet werden. Spaßig ist das aber allemal. Wir fühlen uns etwa an Saints Row 4 oder die Infamous-Reihe erinnert. Dazu kommt aber noch eine weitere, essenzielle Mechanik. Wer sich konstant kunstvoll fortbewegt, dabei verschiedene Waffen benutzt und beständig Mutanten plättet, der erhält handfeste Vorteile im Kampf gegen die Gegnermassen.
Wer bremst, verliert!
Durch coole Moves können wir unseren Style-Level, ähnlich wie das Combo-Meter in einem Hack&Slay, in mehreren Stufen nach oben treiben. Dadurch aktivieren wir sogenannte Amps. Dabei handelt es sich um spezielle Zusatzeffekte, die wir im Spiel freischalten und nach Belieben ausrüsten dürfen. Pro Style-Level wird stets nur ein Amp aktiv. Wir müssen also klug wählen, welche Amps wir ausrüsten und welche Spielweisen das ermöglicht. Mit dem aktivierten »Twist of Fate«-Amp erzeugt unser Sturmgewehr beispielweise gelegentliche atomare Explosionen. Oder wir rüsten einen Amp aus, der uns einen Doppelsprung ermöglicht.
Über 50 dieser Power-Ups sind im Spiel enthalten, und sie sind der große Clou, denn sie machen aus einer ohnehin schon schrägen Spielmechanik eine hirnrissige, herrlich übertriebene Actionorgie. Wer innehält, der verliert Style-Ränge und damit Amp-Kräfte. So werden wir dazu animiert, immer in Bewegung zu bleiben. Atemlos ballern, klettern, schliddern, springen und mit immer krasseren Amp-Aktionen immer mehr Chaos anrichten: Das ist die Essenz von Sunset Overdrive.
Die Entwickler bezeichnen ihr Spiel als »Rock'n'Roll-Apokalypse«. Sie meinen damit freilich kein Endzeitspiel mit Metal-Look, das gab es ja sowieso schon in Form von Brütal Legend. Sie wollen vielmehr ausdrücken, dass ihr Spiel laut, schrill und unverschämt ist. Wir finden das spitze, denn das irre Open-World-Spiel wirkt schon jetzt höchst unterhaltsam. Spielt sich das also auch alles so gut, wie es aussieht? Und was ist eigentlich mit dem im Trailer angedeuteten Mehrspielermodus? Viele Fragen bleiben noch offen. Eine sehr wichtige scheint jedoch beantwortet zu sein: Haben Insomniac Games zu alter Form gefunden? Oh ja, das haben sie!
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