Star Wars Jedi: Fallen Order - Der Teufel trägt Ponchos

Unser Padawan Cal Kestis kann in Star Wars Jedi: Fallen Order nur Ponchos tragen. Das schadet dem Spiel, findet Max.

An diesen Poncho solltet ihr euch besser gewöhnen, wenn ihr Fallen Order spielt. An diesen Poncho solltet ihr euch besser gewöhnen, wenn ihr Fallen Order spielt.

Dank Titanfall-Entwickler Respawn und Star Wars Jedi: Fallen Order hat das Warten auf ein gutes Singleplayer-Spiel in der weit, weit entfernten Galaxis nun endlich ein Ende. Das liegt unter anderem an der spaßigen Erkundung der verschiedenen Planeten wie Zeffo oder Kashyyyk, die dank stetig neuer Fähigkeiten immer eine erneute Reise wert sind.

So gut das auch alles ist, habe ich doch einen Kritikpunkt, der sich für mich durch das ganze Spiel gezogen hat. Cal hat nur ein einziges Outfit: seinen Poncho. Gut, der lässt sich immerhin ausziehen, also könnten wir uns auf 1,5 Outfits einigen. Trotzdem ist das viel zu wenig und auch wenn es vielleicht banal klingen mag, hat es für mich die ansonsten großartige Planeten-Erkundung langweiliger gemacht als nötig.

Warum habe ich mehr Auswahl erwartet?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Spielfigur nur eine Montur hat. Gerade in Story-relevanten Spielen kann ein Outfit auch mit der Geschichte verwoben sein und ist dementsprechend vorgegeben. Mit dieser Begründung hat zumindest Sony Bend erklärt, warum Deacon in Days Gone immer mit derselben Biker-Kutte durch die Freaker-Apokalypse heizen muss.

Warum sollte das in Fallen Order anders sein? Meine Erwartungshaltung entstand aus zwei Gründen: meine falsche Interpretation des Marketings und The Force Unleashed.

Kaum etwas an Fallen Order hat mich persönlich so ernüchtert, wie dieses Menü. Kaum etwas an Fallen Order hat mich persönlich so ernüchtert, wie dieses Menü.

Schon lange vor dem Release hat Respawn Entertainment bestätigt, dass wir kosmetische Items sammeln können. Neben der Möglichkeit, Skins für BD-1, das Lichtschwert oder unser Raumschiff zu finden, sollte auch Cal optisch anpassbar sein. Nicht falsch verstehen: Die Entwickler haben nie gesagt, dass es verschiedene Outfits geben wird. Das war einfach nur meine Interpretation. Bei Customization für einen Protagonisten bin ich wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass damit in irgendeiner Weise Kostüme gemeint sind.

Immerhin hat Star Wars: The Force Unleashed vor elf Jahren bereits gezeigt, wie motivierend Skins für einen Charakter sein können. Zwar folgte das Action-Spiel von Lucas Arts um Darth Vaders Schüler Galen Marek aka Starkiller einem etwas anderen Gameplay-Prinzip, aber auch hier gab es viele Geheimnisse und Bonus-Items zu entdecken. Kostüme wurden durch Story-Fortschritt, Cheat-Codes oder eben als versteckte Sammelgegenstände freigeschaltet.

Wenn ich will, kann ich Galen wie einen edlen Jedi aussehen lassen, oder ich entscheide mich doch für die düstere Sith-Variante, die von Schläuchen und abscheulicher Technik am Leben gehalten werden muss. Dazu kommen weitere Outfits, die sich thematisch an den Orten orientieren, die ich im Spiel bereise oder absurde Varianten wie Trainingsdroiden und bekannte Star Wars-Charaktere. Die Auswahl ist groß und obwohl mir natürlich nicht alle davon gefallen, hab ich mich damals über jedes neue Kostüm gefreut.

Hier seht ihr die Outfits aus TFU 2:

Nach den ersten Trailern und Demos war bereits abzusehen, dass sich Respawn mit Fallen Order an bekannten Gameplay-Mechaniken aus Ocarina of Time oder Metroid orientiert. Das ist auch vollkommen in Ordnung, zumal das gute Ergebnis für sich spricht. Gerade weil die Entwickler keinen Hehl aus ihren Inspirationen machten, hätte es mich nicht überrascht, wenn sie sich unter anderem bei der optischen Anpassung für Cal an The Force Unleashed orientiert hätten. Es wäre eine perfekte Ergänzung gewesen.

Jaja, aber warum sind Ponchos jetzt so schlimm?

Das alles erklärt erstmal nur, warum ich fälschlicherweise erwartet habe, dass es Kostüme gibt. Aber warum ist das nun ein Problem?

Ganz einfach: Weil ich nach dem x-ten Poncho mit andersfarbigen Streifen keinen Bock mehr hatte. Warum soll ich die ganze Map nach Kisten absuchen, wenn ich sowieso nur das gleiche Kleidungsstück immer und immer wieder finde? Die anderen Skins für BD-1 und die Mantis sind ganz nett, aber auch die reißen mich nicht vom Hocker. Die Mantis bekomme ich kaum von außen zu Gesicht und BD-1 ist so klein, dass seine Skins nicht weiter auffallen.

Endlich eine neue Kiste! Was da wohl drin Ist? Naaa? Ihr ahnt es sicher schon. Endlich eine neue Kiste! Was da wohl drin Ist? Naaa? Ihr ahnt es sicher schon.

Genau wie die Bauteile des Lichtschwerts (mit Ausnahme der Klingen-Farbe), sind diese Dinge kleine Extras, aber keine große Motivation für mich das Level komplett zu erkunden. Wenn ich aber wüsste, dass neben diesen kleinen Skins auch richtig coole Kostüme in den teils schwer zu erreichenden Kisten wären, hätte ich definitiv alle Planeten zu 100 Prozent abgesucht.

Dazu kommt noch, dass ich Ponchos (vorsichtig gesagt) nicht besonders ästhetisch finde. In meinem Spiel läuft Cal die meiste Zeit ohne Umhang durch die Gegend. Nur für die Test-Screenshots machte ich ab und zu eine Ausnahme. Damit ist das Kleidungsstück als Sammelitem für mich noch sinnfreier.

Ist der Kanon Schuld?

Dass Fallen Order Teil des offiziellen Kanons ist, ermöglicht Gast-Auftritte wie den von Saw Gerrera aus Rogue One, schränkt aber auch künstlerisch ein. Dass Fallen Order Teil des offiziellen Kanons ist, ermöglicht Gast-Auftritte wie den von Saw Gerrera aus Rogue One, schränkt aber auch künstlerisch ein.

Respawn hat schon früh klargestellt, dass sich ihr Action-Adventure an den Kanon hält. Warum das tendenziell ein Problem für die Story ist, habe ich an anderer Stelle schon besprochen. Auch beim Mangel an Kostümen könnte die Eingliederung in die restlichen Star Wars-Geschehnisse ein Grund sein, auch wenn das reine Spekulation von meiner Seite ist. Vielleicht hat am Ende auch einfach nur die Zeit bei der Entwicklung gefehlt und das zugegeben eher kleine Feature wurde zugunsten wichtigerer Themen gestrichen.

The Force Unleashed war nie Teil des offiziellen Kanons, dementsprechend war es im Grunde auch egal, ob Galen nun ein Jedi-, Sith- oder Sturmtruppen-Kostüm trägt. Ich kann verstehen, dass wir in Fallen Order keine Outfits bekommen, die absolut nicht zur Story passen. Trotzdem bietet die Modewelt mehr als genug Möglichkeiten für unterschiedliche Kleidung, die nicht dem Kanon widersprechen würde. Ich brauche keinen Skin, der Cal als Mitglied im Rat der Jedi präsentiert, oder wie Darth Vader aussehen lässt. Mehr als ein Poncho wäre aber wünschenswert gewesen.

Fallen Order hat es geschafft, dieses Motivations-Loch zumindest teilweise auszugleichen. Das Klettern und Backtracking macht auf der rein spielerischen Ebene und in Kombination mit dem coolen Kampfsystem nämlich sehr viel Spaß. So viel, dass ich teilweise doch den ein oder anderen Ort nach Verstecken abgesucht habe. Für mich persönlich hätte das Metroidvania-Erlebnis mit Kostümen aber noch ein ganzes Stück besser sein können, als es nicht ohnehin schon ist.

Was denkt ihr? Übertreibe ich, oder hättet ihr auch gern Kostüme in Fallen Order?

Warum Fallen Order trotzdem sehr gut ist, erfahrt ihr im Test:

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