Jedi: Fallen Order sieht super aus, aber die Story könnte ein Problem werden

Fallen Order war für Max eines der Highlights auf der E3 2019. Auch wenn das bisher bekannte vielversprechend wirkt, gibt es mit der Story noch eine große Baustelle.

Wie gut wird die Geschichte von Star Wars Jedi: Fallen Order? Wie gut wird die Geschichte von Star Wars Jedi: Fallen Order?

Auf der E3 2019 haben die Entwickler von Respawn Entertainment erstes Gameplay-Material zu Star Wars Jedi: Fallen Order gezeigt. Und so viel vorneweg: Ich bin sehr zufrieden damit. Als großer From Software-Fan freue ich mich auf taktische Nahkämpfe mit dem Lichtschwert im Stil von Bloodborne.

Der Mix aus Klettern und Erkunden in einigermaßen offenen, Metroidvania-artigen Hub-Welten klingt für mich ebenfalls super. Ich freue mich wirklich sehr auf Fallen Order und hoffe, dass Respawn es schafft, neben dem vielversprechenden Gameplay eine packende Star Wars-Geschichte zu erzählen. Doch genau da liegt auch meine größte Sorge.

Schon wieder dasselbe?

Da wäre zum einen der Protagonist Cal Kestis. Ich meine damit nicht seinen Darsteller Cameron Monaghan, sondern die Prämisse der Figur. Die ist nämlich so unoriginell, wie es nur geht. Ein unerfahrener Schüler verliert alles und muss sich, mit der Hilfe eines neuen Mentors und einer Handvoll Freunden, zum ausgewachsenen (in diesem Fall) Jedi entwickeln.

Das klingt nicht nur nach dem oft zitierten Prinzip der Heldenreise, es ist auch innerhalb der Star Wars-Spiele nichts Neues. Dark Forces 2, Jedi Academy und letztlich auch The Force Unleashed bauten auf einer ähnlichen Prämisse auf. Die Idee ist nicht grundsätzlich verkehrt, aber eben auch nicht neu. Und sie ist das Ergebnis eines anderen potenziellen Problems:

Star Wars Jedi: Fallen Order - Werde zum Jedi: Reveal-Trailer stellt Held und Story vor Video starten 2:28 Star Wars Jedi: Fallen Order - Werde zum Jedi: Reveal-Trailer stellt Held und Story vor

Gameplay first

Die Entwickler hatten zuerst die Idee für das Gameplay-Gerüst. Noch bevor klar war, dass ihr Projekt überhaupt ein Star Wars-Spiel wird, standen die wichtigsten Grundpfeiler bereits fest: taktische Nahkämpfe, Metroidvania-ähnliche Erkundung und der damit einhergehende Fortschritt einer Figur über neue Fähigkeiten.

Cal ist also kein Padawan, weil es zu einer spezifischen Story-Idee eines Autoren passt, sondern weil es mit den bereits fertig geplanten Gameplay-Elementen einhergeht. Die Geschichte dürfte sich fast schon zwangsläufig mit den üblichen Stationen einer Ausbildung vom Anfänger zum Profi beschäftigen: Er wird vermutlich an seinen Fähigkeiten zweifeln, er wird scheitern, aber am Ende dank seiner neuen Erfahrungen über sich hinauswachsen.

Mit einer anderen Prämisse, z.B. einem Cal als erfahrener Jedi-Meister, ließen sich solche Standard-Plotpoints leichter umgehen, aber das würde wiederum nicht mehr so gut zu den im Vorfeld ausgearbeiteten Gameplay-Prinzipien passen.

Es geht auch anders

Kratos' eigentlicher Fortschritt passiert nicht im Skilltree, sondern in seiner Beziehung zu Atreus. Kratos' eigentlicher Fortschritt passiert nicht im Skilltree, sondern in seiner Beziehung zu Atreus.

Anders macht es z.B. God of War von 2018. Auch hier lernt Kratos im Laufe der Zeit neue Fähigkeiten, aber diese sind von der Handlung weitestgehend losgelöst. Er ist zu Beginn ein starker Kämpfer und bleibt es bis zum Ende.

Er wächst nicht über sich hinaus, weil er bis zum Abspann lernt seine Axt effektiver zu werfen, sondern weil sich die Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn weiterentwickelt. Das funktioniert u.a. deswegen so gut, weil Kratos, was seine physischen Fähigkeiten betrifft, bereits eine "fertige" Figur ist. Den Spielern muss nicht erst erklärt werden, wie er stark wurde, wodurch sich die Autoren auf andere Dinge konzentrieren können.

Ein fertiges Gameplay-Gerüst ist kein K.O.-Kriterium, aber es schränkt die Freiheit der Autoren zumindest ein. Das führt mich zum dritten und wichtigsten Hindernis zu einer guten Geschichte:

Fallen Order ist Kanon und das ist ein Problem

Was heißt "Kanon"? Die Handlung von Star Wars Jedi: Fallen Order ist Teil des offiziellen Kanons. Das bedeutet, dass alles, was in Fallen Order passiert, im Star Wars-Universum auch "wirklich" stattgefunden hat. Das hat Vorteile, immerhin können so bekannte Charaktere wie der im Trailer auftauchende Saw Gerrera (Forest Whitaker) auftreten.

Star Wars ist eines der größten Franchises dieser Welt und Disney bzw. LucasFilm haben ein Auge auf alles, was Krieg der Sterne heißt oder heißen will. Jedes Produkt mit dem Star Wars-Siegel unterliegt Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Das gilt ganz besonders dann, wenn eine neue Geschichte in den offiziellen Kanon aufgenommen wird.

Teil des Kanons zu sein, sorgt dafür, dass alles zusammenpasst. Das passiert allerdings auf Kosten der kreativen Möglichkeiten. Teil des Kanons zu sein, sorgt dafür, dass alles zusammenpasst. Das passiert allerdings auf Kosten der kreativen Möglichkeiten.

Warum könnte das der Story schaden?

In unserem Interview mit Lead Technical Designer Brandon Kelch auf der E3 schildert er, genau wie viele seiner Kollegen in anderen Interviews, dass LucasFilm sehr eng mit den Autoren von Respawn zusammengearbeitet hat. Schließlich müssen alle Verbindungen zu Episode 3, Episode 4, Rogue One und der Rebels-Serie Sinn ergeben. Den bekannten Ereignissen darf nicht widersprochen werden, um die Kontinuität des Universum zu wahren.

Weniger kreative Freiheit. Neue Prämissen wie z.B. in The Force Unleashed sind somit nicht möglich. Zu sehr würde es einige Grundregeln von Star Wars verändern. Der junge Galen Marek aka Starkiller kann einen riesigen Sternenzerstörer vom Himmel ziehen, während Meister Yoda im Kino hochkonzentriert "nur" einen kleinen X-Wing anhebt.

Auch wenn Yoda selbst sagt, dass Größe unwichtig ist, passt das nicht wirklich zusammen. Muss es aber auch nicht, denn die Geschichte um den geheimen Schüler von Darth Vader war nie Kanon und konnte deswegen mit den Regeln des Universum freier umgehen. Genau deswegen war die Story von TFU, zumindest für mich, so erfrischend und konnte mich mit coolen Ideen überraschen.

The Force Unleashed war zwar Star Wars, aber kein Teil des Kanons. Die Entwickler konnten sich daher mehr austoben. The Force Unleashed war zwar Star Wars, aber kein Teil des Kanons. Die Entwickler konnten sich daher mehr austoben.

Kein Spielraum für Entscheidungen. Respawn gibt auch selbst ein Beispiel für eine Story-Idee, die aufgrund des Daseins im Kanon nicht erlaubt ist: Ihr werdet Cal nicht auf die dunkle Seite führen können. Fallen Order wird eine lineare "Jedi-Story" und dabei muss es auch bleiben. Die Tatsache, dass menschliche Gegner trotz Lichtschwert alle Gliedmaßen behalten, ist ebenfalls eine Entscheidung von LucasFilm, auch wenn mich das persönlich nicht weiter stört.

Unabhängig davon, ob es jemals geplant war Cal zum Sith heranwachsen zu lassen, oder gar dem Spieler die Entscheidung zu ermöglichen, ist es ein gutes Beispiel dafür, dass die Entwickler in ihrer Kreativität eingeschränkt werden. Und das ist gerade bei einer Geschichte, die eigentlich schon mehrfach erzählt wurde, problematisch.

Abwarten und Tee trinken

Ich freue mich auf alles, was ich bisher von Fallen Order gesehen habe. Mit eindeutigen Einflüssen aus Dark Souls, Bloodborne und Metroid bin ich zuversichtlich, dass mir das Spiel vor allem spielerisch viel Spaß machen wird.

Wenn Respawn es jetzt noch schafft, trotz der oben genannten Umstände eine packende Geschichte zu erzählen, dürfte es eins meiner absoluten Highlights 2019 werden. Bis ich sie aber selbst erlebt habe, bleibe ich skeptisch, ob es Respawn mit diesen Hindernissen gelingt, eine gute Star Wars-Story zu erzählen.

Jetzt interessiert mich eure Meinung: Ist euch die Story von Fallen Order überhaupt wichtig? Seid ihr auch skeptisch, oder vertraut ihr auf Respawn?

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