Studio-Chef verlangt in Stellenausschreibung verpflichtende Sauna-Besuche für Mitarbeiterinnen

Der Chef des Entwicklerstudios Spectrum Studios will mit "seinen narrative girls" in die Sauna gehen. Ein entsprechender Besuch steht auch als verpflichtend in der Stellenausschreibung.

Niemand sollte gezwungen werden, in die Sauna gehen zu müssen, egal ob mit dem Chef oder nicht. Niemand sollte gezwungen werden, in die Sauna gehen zu müssen, egal ob mit dem Chef oder nicht.

Eine Stellenausschreibung und ein Dialog auf LinkedIn schlagen seit einigen Tagen hohe Wellen im Internet. Das liegt daran, dass in der Job-Anzeige von "nicht verhandelbaren" Saunabesuchen die Rede ist und dass der Studio-Chef davon spricht, mit "seinen narrative girls" in die Sauna zu gehen und offenbar nicht versteht, was daran problematisch ist. Es gibt aber sogar noch einige weitere Red Flags.

Studio-Chef verpflichtet Mitarbeiterinnen zu Saunabesuchen

Darum geht's: Auf der Job- und Netzwerk-Plattform LinkedIn hat der Spectrum Studios-Chef Jacek Piorkowski die junge Autorin Aleksandra Wolna angeschrieben. Sie solle sich bei einer Magdalena Kucenty (dazu später mehr) melden und vielleicht könnte ihr Arbeit bei dem polnischen Entwicklerstudio angeboten werden.

Die Antwort der Autorin dreht sich dann vor allem darum, dass bei den Spectrum Studios nackte Sauna-Sessions verpflichtende Arbeits-Einsätze wären. Was für die Autorin ein Dealbreaker sei, weshalb sie dankend ablehnt.

Statt es darauf beruhen zu lassen, erklärt der Studiochef dann aber noch, dass die Saunabesuche mit "seinen narrative girls" eben deswegen verpflichtend seien, damit die wüssten, worüber sie schreiben. Es sei zwar rein theoretisch auch ohne die Erfahrung möglich, aber der Studiochef erklärt, dass die Autorin die Zeit bislang nicht dazu genutzt habe, ihn davon zu überzeugen.

Hier könnt ihr euch die Nachrichten im Original durchlesen:

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Die Stellenausschreibung mit dem Hinweis auf die Sauna-Sessions seht ihr hier:

Die Stellenausschreibung klingt auch sonst wild: Das Spiel dreht sich um eine junge Person, die Saunameisterin werden will. Als Vorbilder dienen allerdings Life is Strange, Final Fantasy, Heart of Darkness, The Touryst und Tony Hawk's Pro Skater 2, weil es nämlich auch Tricks und Specials geben soll. Bei der Arbeit als Saunameisterin.

Abgesehen davon, dass das Ganze nach einem enormen Machtgefälle, äußerst grenzwertigem Verhalten in Richtung sexueller Belästigung und keinem besonders sicheren Arbeitsumfeld klingt, beruht die Begründung auch auf einem Trugschluss.

Es ist natürlich durchaus möglich, über Dinge zu schreiben, ohne sie erlebt zu haben, wie unzählige hochkarätige Bücher, Filme, Comics und Videospiele zeigen. Ganze Genres wie Fantasy oder Science-Fiction wären sonst gar nicht möglich.

Studio-Chef spannt Ex-Lehrerin ohne ihr Wissen ein

Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hat sich auch noch Magdalena Kucenty zu Wort gemeldet. Das ist die Person, die die Leute laut dem Studio-Chef Jacek Piorkowski anschreiben sollten. Nur wusste die nichts davon und arbeitet überhaupt nicht für Piorkowski oder bei den Spectrum Studios. Stattdessen war sie früher die Lehrerin des heutigen Studiochefs.

Außerdem wirkt es so, als nutze der Studio-Chef die gegenwärtige Situation aus, indem er sich gezielt an Leute in schwieriger Lage wendet. Beispielsweise solche, die von den vielen Entlassungen in der Branche betroffen sind und deshalb womöglich eher Arbeitsbedingungen zustimmen würden, die sonst nicht für sie in Frage kämen.

Jacek Piorkowski soll sich aber zum Beispiel auch in Künstler*innengruppen auf Facebook herumgetrieben haben und nach Arbeitsproben mit nackten Menschen darauf gefragt haben (via: GamePressure).

Was sagt der Studio-Chef selbst? Als Entschuldigung hat Jacek Piorkowski mittlerweile ein Video hochgeladen. In dem erklärt er, dass er die falschen Worte gewählt habe, um seine Intentionen zu vermitteln.

Es sei nicht zwingend nötig, nackt oder gemeinsam mit ihm in die Sauna zu gehen, lediglich die Saunabesuche an sich – und die seien zum Beispiel auch nur mit weiblichen Mitarbeiterinnen möglich. Er habe laut seiner Aussage nur sicherstellen wollen, dass die Entwickler*innen aus erster Hand wissen, worüber sie schreiben.