Microsofts Reise durch die Welt der Konsolen begann unerwartet ruckelig: Bis mit der Xbox die erste Generation amerikanischer Unterhaltungsgeräte seit dem gescheiterten Jaguar aus dem Hause Atari in den Wohnzimmern dieser Welt stand, mussten verschiedene Hürden wie der überteuerte Launchpreis, das klobige Design oder der Mangel an japanischen Titeln für die Xbox überwunden werden. Glücklicherweise macht Microsoft seine Hausaufgaben und zeigt 2005 mit dem Release der Xbox 360, dass man Kritik der Spieler und Entwickler ernst nahm. Die neue Xbox konnte man damals wahlweise als Core-Edition oder in erweiterter Premiumfassung mit einem kabellosen Controller, einer 20 GB Festplatte, einem HD-Komponentenkabel sowie einem Headset und einem Ethernet-Kabel ins Regal stellen.
Trotz unterschiedlichem Zubehör teilen sich beide Varianten die gleiche technische Ausrüstung, mit der sie Spielerherzen höher schlagen lassen wollen: Der Grafikprozessor aus dem Hause Nvidia, der noch im Vorgängermodell verbaut wurde, macht dem leistungsstarken ATI-Prozessor Xenos Platz und schafft ein Unterhaltungssystem, das mit seiner Rechenleistung den Fähigkeiten eines PCs des Jahres 2006 mit High-End-Grafikkarte entspricht.
Der Ring des Todes
Doch die zusätzliche Power unter der Platine fordert Tribut: Schon nach kurzer Spielzeit auf der Xbox 360 rackern sich Lüfter und DVD-Laufwerk dermaßen laut ab, dass viele Spieler ihre Geräte zur Kontrolle bei Microsoft einschicken, obwohl sie reibungslos funktionieren. In dieser turbulenten Anfangsphase wird zudem vermehrt ein komplettes Ausfallen der Konsole beobachtet, das sich durch drei rot leuchtende Dioden des »Ring of Light« (ringförmig um den Power-Knopf angeordnete Lichter) äußert.
Dieses in Spielerkreisen schon bald als »Red Ring of Death« bekannte Phänomen sorgt für reichlich Sorgenfalten im Hause Microsoft. 2007 kommt ein neues Modell mit überarbeitetem Innenleben und zusätzlichem HDMI-Ausgang auf den Markt, das besser gegen die Ausfälle gewappnet ist. Dieses neue Modell ist im Gegensatz zu den herkömmlichen Konsolen komplett schwarz, hört auf den Namen Elite und hat eine erheblich größere Festplatte an Bord (120 GB). Etwa zeitgleich liefert Microsoft auch die überarbeitete Version der Core-Konsole aus: Die weiße Xbox Arcade verfügt ebenfalls über einen HDMI-Ausgang, muss sich im Gegensatz zur Elite aber mit einer 256 MB Memory Unit statt einer Festplatte begnügen.
Nachdem nach und nach drei verschiedene Grafikchips ihren Einzug in das Gehäuse der Xbox 360 feiern, die vor allem Wärmeentwicklung und Stromverbrauch der Konsole regulieren, entschließt sich Microsoft 2010 zu einer weiteren Maßnahme: Mit dem Release der Xbox 360 S wird ein großer Schritt in Richtung zeitgemäßen Zockens unternommen. Das Modell ist um etwa 30% kleiner als die Vorgängerversion und verfügt über eine 250GB-Festplatte sowie einen integrierten WLAN-Adapter. Zwar fällt der optionale Anschluss der Memory Units weg, doch an deren Stelle stoßen zwei weitere USB-Slots und ein optischer Audioausgang zur Ausrüstung hinzu. Neben diesen technischen Fortschritten ermöglicht die darauf ausgelegte Xbox 360 S auch eine einfachere und direkte Verbindung des Steuerungskonzepts Kinect, ohne wie die alte Technikgeneration ein separates Netzteil verwenden zu müssen.
Tanz für die Kamera
Diese alternative Steuerungseingabe, die dank Infrarot-Abfrage euren Körper zum Controller werden lässt, wird seit 2010 als optionale Ergänzung für das Xbox-360-Inventar verkauft und lässt ungezählte Körper albern durch Wohn- und Spielezimmer hüpfen. Während der Ankündigung auf der E3 2009 weckt das ursprünglich als »Project Natal« vorgestellte Gerät noch Nerd-Hoffnungen bei Core-Gamern.
Die träumen bereits von intensiven Lichtschwertkämpfen und packenden Shooterpartien. Doch bald zeigt sich, dass die Realität etwas anders aussieht: Auf Kinect-Präsentationen werden digitale Hundewelpen gestreichelt oder Bälle auf Körpergliedern balanciert. In der Folgezeit ignorieren große AAA-Titel die Körpersteuerung fast durchgängig, während der Casual-Markt mit simplen Familienspielen und Lizenzmonstern die Kinect-Steuerung mehr schlecht als recht nutzt.
Ein Grund für die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit der alternativen Steuerungseingabe ist mitunter der Umstand, dass es als optionale Ausstattung erhältlich ist und somit nicht jeder Spieler mit einer Xbox 360 auch über Kinect verfügt. Entwickler müssen also davon ausgehen, dass sie, wenn sie elementare Teile ihres Spiels auf Kinect auslegen würden, einen erheblichen Teil der potentiellen Käufer verlieren würden. Erst mit der kommenden Generation unter Führung der Xbox One, die Kinect standardmäßig mit der Konsole ausliefert, wird dieses Problem zumindest oberflächlich behoben sein - ein generelles Kinect-Verweigern und Abstöpseln der Kamera ist aber immer noch möglich.
Besserer Multiplayer mit Xbox LIVE
Während sich Kinect in seiner Entwicklung also zunächst gebremst sieht, hat sich ein anderes Feature aus dem Hause Microsoft in der Zwischenzeit zum absoluten Pluspunkt entwickelt: Xbox Live. Der Onlinedienst von Microsoft wird 2002 mit dem Erscheinen der Xbox gestartet und ebnet nach ersten zaghaften Versuchen auf Dreamcast und Co. dem Onlinespielen auf Konsolen wie wir es heute kennen den Weg. 2005 wird das System Hand in Hand mit der Xbox 360 neu eingeführt und mit umfangreichen Erweiterungen vorgestellt.
Kern des Konzepts von Xbox Live sind zwei Arten von Mitgliedschaften, um den Dienst nutzen zu können: Eine Silber-Mitgliedschaft erlangt jeder Xbox-360-Nutzer automatisch und gratis. Mit diesem Rang kann man auf die grundlegendsten Möglichkeiten des Cloud-Savings zugreifen - Multiplayermodi können allerdings nicht genutzt werden. Wer gegen eine monatliche Gebühr von 5 Euro zum Goldmitglied aufsteigt, erhält Zugang zu allen Marktplatzfunktionen und kann mit Freunden Videochats organisieren, während man sich im Mehrspieler-Modus online austobt.
Neben dem Eckpfeiler Xbox Live sind auch zahlreiche hochwertige Exklusivtitel, die meist von Microsoft selbst veröffentlicht werden, für den Erfolg der Konsole verantwortlich. Sci-Fi-Epen wie Halo und Mass Effect reihen sich neben Actionkrachern der Marke Gears of War ein. Doch auch neue Titel etablieren sich schnell und entwickeln sich zum Hit (Alan Wake) oder setzen einen ausgewachsenen Hype auf der Konsole fort (Minecraft). Die Liste der Exklusivspiele ist lang, und die meisten von ihnen sind Meilensteine der Videospielgeschichte der letzten Jahre. Wo die erste Xbox noch mit einem recht einseitigen Angebot an digitaler Unterhaltungssoftware zu kämpfen hatte, brilliert nun die Xbox 360 mit einem reichhaltigen Angebot, das sämtliche Spielergeschmäcker bedient.
Nun stehen Microsoft und die Xbox am Rande einer neuen Konsolengeneration, die das Spielen auf der Couch noch mehr mit sozialer Interaktion verbinden will. Share-Buttons werden zum Symbol der nächsten Stufe des Spielens und stehen für eine zunehmende Verbindung zwischen Spielen und Medien wie Facebook, Twitter und YouTube. Vor allem nach dem beständigen Hin und Her Microsofts in den letzten Monaten seit Enthüllung der Xbox One im Mai 2013 und dem Fokus auf Multimedia statt Spielen, lässt sich bisher schwer voraussagen, welchen Weg die Xbox in Zukunft einschlagen wird. Wir drücken Microsoft allerdings die Daumen, dass sie in der generellen Aufbruchsstimmung nicht vergessen, wer am anderen Ende des Controllers sitzt und eine neue Disk durchs Laufwerk jagen möchte: wir, die Spieler.
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