Sheakespeare mit Robotern
Robocop 1987 war durchzogen von schmierigen Gestalten, ob gut oder böse, von denen die übelsten allesamt bestialische Bastarde waren. Jeder Einzelne aus Clarence Boddickers Gang war so entmenschlicht angelegt, dass dem Publikum bei deren Ableben unweigerlich ein freudiges Jauchzen entfuhr - so abscheulich die Sterbeszene auch gewesen sein mag. Robocop 2014 stellt erst ganz am Ende, eher ungelenk, ein paar Antagonisten aufs Spielfeld, deren Wirkung aber völlig verpufft.
Wenn man dem Robo-Remake überhaupt etwas zu Gute halten möchte, dann dass es gar nicht erst versucht, als direkte Kopie der Vorlage aufzutreten. Aber der ersten Sekunde weichen Handlung und Charakterzeichnung teils stark vom Original ab. José Padilha interessiert sich mehr für die Würde seiner Hauptfigur, stellt die Frage, ob Maschinen eine Seele haben und observiert die verschiedenen Stadien der Entmenschlichung - sowohl bei Robocop als auch seinen Mitstreitern.
Das funktioniert bisweilen auch gar nicht schlecht. Allein die Szene, in der Alex Murphy zum ersten Mal die gesamte grausige Wahrheit zu Gesicht bekommt, was unter der Robo-Rüstung steckt, wirkt wie ein Schlag in die Magengrube. Robocop erhält dadurch eine merkwürdige Ambivalenz: Hier ist er nicht einfach die unaufhaltsame Killermaschine sondern im Grunde ein ziemlich armes Würstchen in einer mechanischen Rüstung.
Dummerweise funktioniert dieser Ansatz für mich nicht. Mit all seinen inneren Konflikten, den emotionalen Schwankungen und den Dialogen mit seiner einstigen Ehefrau wirkt Robocops Auftritt im neuen Jahrtausend wie eine Tragödie in vier Akten - nur halt mit Roboteranzügen. Verhoevens Original war trotz der bissigen, kritischen Zwischentöne in erster Linie aber ein Comic-Event, dessen Held genauso wortkarg, roh und eiskalt war, wie es sich für die 80er Genrebeiträge gehörte.
Fazit
David Hain: Nun muss man bei diesem Remake ja schon froh darüber sein, dass sich Regisseur und Crew dagegen entschieden haben, das Original einfach Szene für Szene nachzufilmen - denn gegen Paul Verhoevens clever-ironisches Meisterwerk wäre hier eh nichts zu holen gewesen. Und dennoch will der neuartige Tiefgang nicht recht zu Robocop passen. Auch wenn es stellenweise die richtigen Fragen aufwirft, bleibt das Remake insgesamt zu zahm, zu sauber - zu bla…
Wenn am Ende also »die Zukunft der Verbrechensbekämpfung« über die Straßen Amerikas rollt, dann waren die anderthalb Stunden bis dorthin nicht nur weitestgehend unspektakulär und vor allem ausgesprochen zäh, es bleibt auch die Frage: und nun? Eine Message hat Robocop 2014 nicht, es fehlen die rechten Schauwerte, um als Actionhighlight in die Filmhistorie einzugehen und dem Science-Fiction-Genre wird mit dieser Story auch kein großer Dienst getan. Das hat das Original schließlich bereits vor 30 Jahren für ihn erledigt.
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