Hinweis: Dieser Artikel und das obige Video erschienen in der GamePro-Ausgabe 03/2009
Eines haben wir durch Resident Evil gelernt: Die eigene Mutter kann das schrecklichste Monster von allen sein. Wir schreiben das Jahr 1996 und blicken in einen deutschen Durchschnittshaushalt. Ein junger Erwachsener sitzt in seinem Zimmer, das Licht ist ausgeschaltet, draußen ist es stockdunkel. Er hält einen grauen Controller in der Hand und starrt auf den winzigen 4:3-Fernseher.
Sein Alter Ego auf dem Bildschirm umklammert die Pistole und wartet auf den nächsten Angriff. Es schleicht durch ein altes Herrenhaus, in dem hinter jeder Ecke die Gefahr lauern kann. Plötzlich öffnet sich leise die Tür, eine Hand schiebt sich vor und ... »Essen kommen!« Der junge Mann zuckt zusammen, hält sich mit verkrampften Fingern am Controller fest und schnaubt seine Mutter an: »Bin gleich da!«
Er ist so angespannt, weil er zum ersten Mal in seinem Leben einen Horrorfilm nicht nur ansieht, sondern darin gar die Hauptrolle spielt. Die Rede ist natürlich vom PSone- und Saturn-Spiel Resident Evil, das wir hier in unserer Retro Hall of Fame würdigen.
Letzte Rettung Horror-Haus
Obwohl die Entwickler von Capcom den Surivival Horror nicht erfunden haben (das PC/3DO-Spiel Alone in the Dark erschien schon 1992), schufen sie mit Resident Evil dennoch das Epizentrum der Horrorwelle, welche die Videospielwelt erschüttern sollte. Die zentrale Zutat erwies sich als so simpel wie wirkungsvoll - Furcht.
So beginnt das Abenteuer des S.T.A.R.S.-Teams mit einer Hetzjagd: Im Racoon Forest finden Chris, Jill, Alan und die anderen nicht etwa ihre vermissten Kollegen, sondern eine Meute blutrünstiger Monsterhunde, die sich ihnen mit gefletschten Zähnen an die Fersen heften. Das S.T.A.R.S.-Team wird in dieser Videosequenz von realen Schauspielern verkörpert; statt Textfenster zu lesen, hören wir sie in Stereo schreien. Auch wenn die Szene heute höchstens B-Movie-Flair hat, saßen wir vor zwölf Jahren gefesselt vor dem Bildschirm - und atmeten auf, als sich das Team in ein Anwesen retten konnte.
Feinjustierung der Schreckschraube
Im Innern ging der Horror dann erst richtig los, da die Entwickler es schafften, mit der Angst ihrer Kunden zu spielen: Nachdem das erste mal die mutierten Hunde mit einem lauten Krachen durch ein Fenster sprangen, vermutete man fortan hinter jeder Ecke das Böse. Der Clou war jedoch, dass Schockmomente bei Resident Evil gar nicht so häufig vorkamen – aber wenn, dann rutschte das Herz umso tiefer in die Hose. Die stets vorgegebenen Kameraperspektiven des Spiels leisteten ihr Übriges: An vielen Stellen wirkte die Atmosphäre klaustrophobisch, und die Zombies, Spinnen oder Hunter konnten immer gut in Szene gesetzt werden.
Auch bei der Story gelang es Capcom, dem Spieler (zum Beispiel durch Notizbücher) immer neue Hinweise zu geben, damit er dem Geheimnis der Umbrella Corporation auf die Schliche kommen konnte. Heute sind der »T-Virus« und der skrupellose Umbrella-Konzern jedem Zocker bekannt, wir Horrorfrischlinge dagegen waren seinerzeit positiv überrascht, einmal eine erwachsene Story in einem ebenso erwachsenen Gewand aufgetischt zu bekommen.
Wendungen wie der Verrat durch Wesker waren dann erst das Salz in der blutigen Suppe. Auf einer anderen Ebene für Spannung sorgten die Entwickler mit den Rätseln: Im Gegensatz zu den aktuellen Episoden von Resident Evil gab es einige Kopfnüsse zu knacken, die in bester Tradition von Point&Click-Adventures standen. Heute jedoch setzen die Entwickler bei Capcom bei Resident Evil dagegen ganz klar auf Action.
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