Sorry, Resident Evil 8: Warum muss Ethan Winters so langweilig sein?

Ethan Winters wird auch in Resident Evil Village den Protagonisten mimen und das dämpft die Vorfreude von Hannes. Der kann mit der austauschbaren Figur nichts anfangen.

Capcom will das Gesicht von Resident Evil 8-Held Ethan Winters nicht zeigen. Capcom will das Gesicht von Resident Evil 8-Held Ethan Winters nicht zeigen.

Ethan Winters ist eine Schlaftablette. So, jetzt habe ich es gesagt. Der Protagonist aus Resident Evil 7: Biohazard und bald auch Resident Evil Village ist ein austauschbarer Max Mustermann, der es nicht einmal im Ansatz mit dem Rest des umfangreichen Resident Evil-Casts aufnehmen kann. Und das ist so unglaublich schade, denn alles anderes, was es bisher zu Resident Evil 8 zu wissen gibt, weckt die Vorfreude in mir – wäre da bloß nicht Ethan.

Ein Held ohne Persönlichkeit (und das auch noch mit Absicht)

Klar, hinter der Beliebigkeit von Ethan Winters steckt natürlich eine gewisse Logik. Mit dem Wechsel zu einer Egoperspektive in Resident Evil 7 brach Capcom mit einer lang gepflegten Tradition der Reihe. Bis dahin steuerten wir unsere Helden stets aus der Third Person-Ansicht und das bedeutete auch, dass wir ständig die großen Namen vor der Nase hatten: Chris Redfield, Jill Valentine, Leon S. Kennedy und viele mehr.

Ethan Winters soll aber eine andere Aufgabe erfüllen.

Die Figur von Ethan Winters soll kein Held sein, sondern nur eine möglichst interpretationsoffene Projektionsfläche für den Spieler. Ähnlich wie bei Halos Master Chief oder dem Doom Guy geht es nicht um das Gesicht und die Persönlichkeit von Ethan Winters. Stattdessen sollen wir uns selbst in dessen Abenteuer hineinversetzen können.

Wir sind es schließlich, die von Lady Dimitrescu in Angst versetzt werden sollen:

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Um diese Illusion aufrecht zu erhalten, geht Capcom teils absurde Wege. Im offiziellen Bildmaterial von Resident Evil Village wird auch jetzt noch das Gesicht von Ethan auf mehr oder weniger gelungene Weise verdeckt. Mal hält er seine Pistole direkt davor, mal ist sein Gesicht einfach nur plump durch einen Schatten ausgegraut.

Das Phantom Ethan Winters:

Dabei gäbe es sogar ein fertiges Charaktermodell, dass Modder schon aus den Spieldaten rausgezogen haben. Dennoch bleibt das Aussehen aus offizieller Sicht ein offenes Geheimnis.

Austauschbar und doch unverzichtbar

Der Marketing-Plan liegt auf der Hand: Ethan ist ein Niemand, der lediglich ein Platzhalter für uns ist. Das Problem daran ist aber, dass Ethan trotzdem ein komplexes Leben lebt, das für die Geschichte von Resident Evil 7 als auch Resident Evil Village essentiell ist. Wo der Master Chief und der Doom Guy eher ein Symbol für eine unaufhaltsame Kraft sind, die sich ohne ausgearbeitete Persönlichkeit gegen das Böse stellen, ist Ethan durch die eigenen Emotionen motiviert, seine Abenteuer in Angriff zu nehmen.

Storyrelevanter Platzhalter: In Resident Evil 7 sind wir auf der Suche nach unserer totgeglaubten Frau Mia, für die wir durchs Feuer gehen würden. Aber obwohl Ethans Liebe für Mia im Vordergrund steht, sollen wir selbst immersiv ins Spiel einsteigen und sie retten - ohne jede Gefühle für Mia. In Resident Evil Village geht es hingegen um unser von Blue Umbrella entführtes Baby – schon wieder ist Ethans Persönlichkeit der Kern des Spiels, während Capcom gleichzeitig die Persönlichkeit zu tilgen sucht.

Ethan ist so egal, dass sogar Nebencharakter Chris Redfield dessen Platz in der Collector's Edition einnimmt. Ethan ist so egal, dass sogar Nebencharakter Chris Redfield dessen Platz in der Collector's Edition einnimmt.

Diese Inkonsistenz nimmt mir die Vorfreude auf Resident Evil Village, denn ich weiß schon jetzt, dass es natürlich viel um Ethans Gefühlswelt gehen wird. Die Suche nach dem eigenen Kind, die Verlustangst dahinter und auch Mia wird sicherlich ebenso eine Rolle für mich spielen. Aber schon in Resident Evil 7 kam da keine Verbindung zustande und ich befürchte, dass es hier ähnlich sein wird. So gut Resident Evil Village am Ende inszeniert ist, Ethan bleibt für mich ein Story-Ballast, den es mitzuschleppen gilt.

Ja, ich würde gern jemand anderen spielen. Danke.

Ich mag die neue First Person-Perspektive, die sich wohl jetzt zum Standard der kommenden Hauptableger mausert. Dadurch wird wieder eine andere Art von Horror forciert, die an den Grusel erinnert, der die frühen Resident Evil-Teil ausgezeichnet hat. Allerdings könnte ich mich ebenso gut – wenn nicht sogar besser – gruseln, wäre Chris Redfield der Protagonist.

Geht's nicht anders? Ich hätte keinerlei Bedenken, dass das etwas an meiner Immersion ändern würde. Viel eher könnte damit viel besser die Brücke zu den Vorgängern geschlagen werden. Auch Resident Evil 7 und 8 sind eben "echte" Resident Evil-Spiele, wenn sie uns trotz der neuen Perspektive mit den kultigen Helden der Reihe spielen lassen. Von mir aus gab es auch gern Neuzugänge im Cast geben, aber dann doch bitte echte Personen mit einem Gesicht.

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