Red Dead 2 - Von wegen lahm! Realismus ist die größte Stärke des Spiels

Dank des realistischen Ansatzes spielt sich Red Dead Redemption 2 wesentlich langsamer als andere Open World-Action-Titel. Linda kann sich genau deshalb wunderbar in die Welt und in Arthur als Hauptcharakter hineinfinden.

Warum der Realismus für Linda die Größte Stärke von Red Dead Redemption 2 ist. Warum der Realismus für Linda die Größte Stärke von Red Dead Redemption 2 ist.

Wer in Red Dead Redemption 2 Action am laufenden Band erwartet, ist definitiv an der falschen Adresse. Mit dem Western-Blockbuster wirft Rockstar viele Gewohnheiten moderner Open World-Spiele wie GTA 5 oder Assassin's Creed: Odyssey über Bord.

Stattdessen verwickeln uns die Macher in ein komplett entschleunigtes Abenteuer, das einen realistischen Ansatz verfolgt. Und davon zeigt sich nicht jeder begeistert.

Mir hingegen kommt der Realismus von Red Dead Redemption 2 gerade recht. Denn so kann ich mich wunderbar in Arthur Morgan und seine Rolle in Rockstars Western-Welt hineindenken.

Eine Welt mit eigenen Regeln

Im Streitgespräch mit Tester Tobi kritisiert Dennis unter anderem die Animationen. Es dauert vergleichsweise lange, bis Held Arthur Morgan eine Leiche plündert, Tiere häutet oder einfach nur Heil-Items wie Dosenananas benutzt. Er bewegt sich träge, eben wie ein echter Mensch. Für viele Spieler ist das ungewohnt, gerade weil sie wesentlich zackigeres Gameplay aus anderen (Open World)-Spielen gewohnt sind.

Hinzu kommen etliche Micromanagement-Elemente, die das Spiel laut Kollege Hannes unnötig verkomplizieren und dadurch zusätzlich verlangsamen.

Erlegte Tiere zum Schlachter oder Camp-Koch zu tragen, dauert vergleichweise lange. Erlegte Tiere zum Schlachter oder Camp-Koch zu tragen, dauert vergleichweise lange.

Wir müssen Arthur essen, trinken und schlafen lassen, um seinen Energiehaushalt in Schuss zu halten. Wir müssen auf seine Hygiene achten, um weder von den Leuten auf der Straße beschimpft, noch von Miss Grimshaw aus dem Camp getrieben zu werden. Wir müssen erlegte Tiere erst sorgsam aufs Pferd packen und beim Schlachter abgeben, anstatt den Loot einfach sofort in die Tasche zu stopfen.

Hier wollen viele nichtige Dinge und Zwischenschritte erledigt werden, die ich anfangs selbst als lästig empfand. Doch es dauerte nicht lange, bis ich genau darin die wahre Faszination hinter Red Dead Redemption 2 entdeckte.


Linda Sprenger
@lindalomaniac

Dass sich Red Dead Redemption 2 so viel Zeit lässt und sich so viel langsamer spielt als andere Open World-Action-Spiele, war für Linda zunächst ebenfalls ungewohnt. Gerade durch das erste Kapitel musste sie sich fast schon hindurchquälen. Nach dem schwierigen Einstieg zog Red Dead 2 sie aber dann doch in den Bann.

Es sind die kleinen Dinge, die zählen

Spätestens nach dem Intro-Kapitel wurde mir klar, dass Arthur kein typischer Videospielavatar ist, mit dem ich von einer actionreichen Situation zur nächsten hechte, der nur das Werkzeug für Open World-Spielspaß darstellt.

Vielmehr macht Rockstar den Helden greifbarer, indem wir im Laufe unserer Reise durch New Hanover, Saint Denis und Co. einen Teil seines Lebens nachspielen. Und dazu gehören sowohl spannende Abenteuer als auch banale Aufgaben.

Den Bart wieder stutzen und Pomade in die Haare? Kleine Entscheidungen, wie die tägliche Pflege machen Arthur menschlicher. Den Bart wieder stutzen und Pomade in die Haare? Kleine Entscheidungen, wie die tägliche Pflege machen Arthur menschlicher.

So ist Arthur nicht nur Action-Held, der alles und jeden über den Haufen schießt. Er ist genauso Alltagsheld, der sich nebenbei mit kleineren Entscheidungen herumschlagen muss. Ob er sich heute wäscht oder müffelnd durch die Gegend zieht, was und ob er überhaupt zum Mittag isst, welche Tiere er für den abendlichen Camp-Eintopf jagt oder seine Kameraden lieber hungern lässt.

Mehr noch als die großen Momente des Spiels schweißen mich gerade kleine Aufgaben mit dem Helden zusammen. Sie binden mich umso fester an sein fiktionales Leben, seinen Platz in der Welt und in den Reihen der Dutch van der Linde-Gang.

Ein ganz und gar greifbarer Held

Aktivitäten, die ich anfangs als lästig und langweilig empfand, machen mir mittlerweile Spaß, weil sie mir helfen, in Arthus Rolle aufzugehen. In der Regel fällt mir gerade das bei Videospielfiguren schwer, deren Optik, Geschlecht und Geschichte ich mir nicht rollenspieltypisch selbst zurechtlegen kann.

Mit Charakteren wie Geralt aus The Witcher 3 oder Kratos aus God of War bin ich beispielsweise nie richtig warm geworden. Ich nahm sie nur als Werkzeuge wahr, um die Story voranzutreiben, die mich mehr interessierte als die Figuren selbst.

Ich hatte es anfangs nicht gedacht, aber Arthur ist mir tatsächlich sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte es anfangs nicht gedacht, aber Arthur ist mir tatsächlich sehr ans Herz gewachsen.

Mit Red Dead Redemption 2 gelingt es Rockstar hingegen, dass ich mich mit dem Hauptcharakter identifizieren kann. Schon nach kurzer Zeit lernte ich, ihn als meinen Alter Ego zu akzeptieren. Nämlich genau dann, als ich anfing, nach den ganz eigenen Regeln des Spiels zu spielen und nicht nur die aufregenden Abenteuer zu schätzen lernte, sondern auch die vielen kleinen, banalen Momente, die ich als Arthur Morgan erlebe.

Red Dead Redemption 2 will uns weder mit pausenloser Action zudröhnen wie GTA 5. Noch will es uns dank Map, die bis zur letzten Ecke mit Fragezeichen vollgestopft ist, in eine Art Beschäftigungstherapie verwickeln wie Assassin's Creed: Odyssey.

Das Spiel schickt uns in eine glaubwürdige, lebensnahe Western-Welt, die uns zu ihrem festen Bestandteil machen will. Als Arthur Morgan, an dessen Leben wir hier voll und ganz teilhaben können.

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