Die Geschichte, die ich euch jetzt erzählen möchte, ist nicht einfach nur witzig. Nicht einfach nur ein komisches Erlebnis, wie es jeder einmal hat. Sie deckt im Grunde das volle Spektrum meiner Emotionen ab. Über einen Zeitraum von etwa 30 Minuten, durchlebte ich in Red Dead Redemption 2 Angst, Gelächter, Frust, Resignation und Trauer. Macht euch also auf etwas gefasst.
Es fing alles ganz harmlos an: Ich war gerade auf dem Rückweg in das Lager, als ich mit meinem Pferd die Landstraßen östlich von Valentine ritt. Hinter mir lag das verstaute Fell eines legendären Bären, den ich mit Mühe und Not niederstrecken konnte.
Ich malte mir schon aus, welches Outfit oder welche Ausrüstung man daraus wohl herstellen könnte. Plötzlich eine Kurve nach links und dann passierte es: Frontalaufprall mit einem anderen Reiter.
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Das obige Video entstammt tatsächlich dieser Szene. Der Unfall kam so plötzlich und war so absurd, dass ich zunächst etwas verwirrt war. Dann wurde das Feuer auf mich eröffnet, keine Gelegenheit, die Situation irgendwie anders aufzulösen. Ich erschoss den anderen Unfallteilnehmer und sicherte erst einmal in Ruhe die Aufnahme. Damit hakte ich die Situation ab.
Ich hatte ja keine Ahnung.
Was auf dieses Video nämlich folgt, ist die unheilsamste Verkettung von Ereignissen, die ich jemals in einem Videospiel erlebt habe.
Fehler #1 - Gier: Wenn da schon eine Leiche liegt, kann ich sie auch plündern, dachte ich mir. Also griff ich nach ihrem Geldbeutel und bekam die Benachrichtigung, dass mich ein Zeuge gesehen hatte. Ein zufälliger Passant rannte davon und wollte mich wegen Mordes anzeigen.
Puh, darauf hatte ich jetzt gar keine Lust. Also stieg ich auf mein Pferd und gab dem Ross die Sporen. Nach ein paar Metern hatte ich den Burschen eingeholt und fing ihn mit meinem Lasso ein. Er wälzte sich auf dem staubigen Boden hin und her, doch nachdem ich ihn gefesselt hatte, blieb er ruhig. Und damit hätte dieses Erlebnis auch enden können. Aber ich musste ja übermütig werden.
Wenn das Karma zurückschlägt
Fehler #2 - Übermut: Warum auch immer kam ich auf dunkle Gedanken und warf mir den gefesselten Zeugen über die Schulter und machte mich zum Straßenrand auf. Ich wollte ihn eine nahegelegende Klippe hinunterwerfen. Warum, das weiß ich nicht mehr. Vielleicht einfach, weil es geht. Ich schlurfte also zur Klippe und plötzlich wieder diese Einblendung - noch ein Zeuge. Schon wieder hatte mich jemand gesehen.
Dieses Mal ging es um Entführung und der Kerl rannte davon. Jetzt geriet ich aber in Panik, denn mit dem anderen Typen auf der Schulter, konnte ich nicht wirklich hinterher. Ich vergaß augenblicklich jede Tastenkonfiguration und drehte mich unkontrolliert im Kreis. Irgendwann schaffte ich es dann doch, den armen Burschen die Schlucht hinunterzuwerfen. Nur fiel ich leider direkt hinterher.
Glücklicherweise hatte mich meine geologische Einschätzung getäuscht und wir beide landeten nur auf einem Vorsprung. Doch das hatte alles viel zu lange gedauert. Der Zeuge war auf und davon und hatte mich gemeldet. Vier berittene Gesetzeshüter waren auf dem Weg zu mir. Ich wollte doch einfach nur nach Hause.
Nunja, vielleicht kann ich mich einfach verstecken, dachte ich.
Also blieb ich auf dem Vorsprung sitzen und krabbelte in einen Busch. Die vier schwerbewaffneten Sheriffs durchsuchten den Tatort und gingen immer nur wenige Schritte an mir vorbei. Ich musste an diese Szene aus Herr der Ringe denken, wo sich Frodo vor den Ringgeistern versteckt. Nur hatte Frodo kein gefesseltes Entführungsopfer neben sich liegen.
Red Dead Redemption 2
Fundorte aller Legendären Tiere auf der Map
Wenn sie mich nicht sehen, dann sehen sie auf jeden Fall diesen Typen. Also machte ich mich schon bereit und stellte mich auf eine Schießerei ein, die ich dann wohl verlieren würde. So ganz beherrschte ich das Zielen nämlich noch nicht und biss immer wieder ins Gras, wenn es heiß her ging. Kurz bevor ich aber aus dem Gestrüpp springen und wild um mich ballern wollte, ließen die vier Typen plötzlich ab. Sie hatten tatsächlich nichts gefunden.
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Vom Regen in die Traufe
Als ich wieder allein war, erschoss ich den gefesselten Typen, der mich verpfeifen wollte. Sicher ist sicher. Und dieses Mal war ich auch wirklich allein. Endlich geschafft, dachte ich mir. Was für eine schräge Szene. Aber jetzt ist es vorbei. Also rauf auf das Pferd und mit Vollgas Richtung Lager. Leider war ich etwas zu schnell. So schnell, dass ich die vier Reiter und den anderen Zeugen wieder einholte.
Fehler #3 - Ungeduld: Ich wurde erkannt, erneut verpfiffen und plötzlich gab es kein Verstecken mehr. Es wurde sofort geschossen. Ich versuchte mich zu wehren, doch mehr als einen Reiter konnte ich nicht erwischen. Ich floh. Einfach nur raus aus dem roten Kreis. Einfach nur nach Hause. Ich will doch nur nach Hause. Ein paar Schüsse trafen mich noch in den Rücken, doch dann war ich in Sicherheit. Ich wartete kurz, bis die Fahndung beendet war und atmete durch.
Jetzt aber. Keine Stadt mehr vor mir, ich muss nur noch in das Lager trotten. 40 Dollar Kopfgeld war jetzt auf mich ausgesetzt. Dabei kann ich doch gar nichts dafür. Egal, jetzt ist es vorbei. Nach ein paar Metern dann der große Schockmoment. Das Bärenfell war weg. WO IST DAS BÄRENFELL?! Das muss ein Bug sein. Oder ist es im Inventar versteckt? Dann dämmerte es mir - ich hatte einen Unfall.
Fehler #4 - Unachtsamkeit: Schaut euch das Video oben noch einmal an. Habt ihr es gesehen? Ja, das Bärenfell fiel beim Aufprall auf die Straße und ich habe es nicht bemerkt. Als mich der Zeuge beim Plündern erwischte, schwang ich mich auf mein Pferd und schaute nicht zurück und ließ das Fell einfach auf der Straße liegen. Verdammt. Verdammt! Ich will nicht zurück.
Aber ich tat es trotzdem. Sonst wäre ja alles umsonst gewesen. Das Problem war aber, dass ich gar nicht wusste, WO ich das Fell verloren hatte. Irgendwo auf einer Landstraße, bei der Flucht hatte ich jede Orientierung verloren. Also schlich ich mich durch die Ortschaften, in denen Kopfgeld auf mich ausgesetzt war und suchte die Umgebung ab. Ich mache es aber kurz - ohne jeden Erfolg. Ich fand die Stelle nicht wieder.
Kein Happy End
Irgendwann gab ich auf und musste es akzeptieren. Das Bärenfell war weg. Ich musste 40 Dollar Kopfgeld blechen und hatte etwa eine halbe Stunde an Spielzeit investiert, um irgendwie aus einer Lawine an Ereignissen zu fliehen, die immer schlimmer wurden. Kollege und Red Dead Redemption 2-Tester Tobias meinte dann am Tag darauf zu mir: "Oh, es gibt nur einen legendären Bären im Spiel.." Uff. Was für ein Tag.
So nervenaufreibend diese Geschichte aber auch ist, dass sie überhaupt existiert und sich auf diese Art und Weise erzählen lässt, sagt viel über die Qualität von Red Dead Redemption 2 aus. In keinem anderen Spiel hätte ich dermaßen in meine vielen Fettnäpfchen treten können. Es wurmt mich, dass das Bärenfell weg ist, aber ich freue mich auch, diese Momente erlebt zu haben, die so wohl kein anderer Spieler durchmachen muss.
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