Nachdem Pokémon GO am 13. Juli 2016 auch in Deutschland und kurze Zeit darauf in Großbritannien startete, waren die Server am vergangenen Samstag für viele Spieler in Europa und den USA nicht verfügbar.
Entwickler Niantic reagierte schnell und lieferte in einem offiziellen Statement den Grund für die Serverprobleme:
"Aufgrund der extrem hohen Anzahl von Pokémon-Go-Downloads, haben einige Trainer Probleme, sich mit den Servern zu verbinden. Keine Sorge, unser Team kümmert sich."
Niantic zufolge waren die Server dem immensen Spieleransturm nicht gewachsen. Unterdessen bekannte sich jedoch die Hacker-Gruppe PoodleCorp auf Twitter, für die Serverausfälle verantwortlich zu sein. Die Hacker haben angeblich einen sogenannten DDoS-Angriff (Distributed Denial of Service) auf die Spieleserver gestartet. Dabei werden die Server aus einem Netzwerk von Rechnern heraus mit tausenden (sinnlosen) Anfragen bombardiert, um sie in die Knie zu zwingen. Eine amateurhafte, aber sehr wirkungsvolle Methode.
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Die Frage lautet nun: Stecken wirklich Hacker hinter den Ausfällen? Denn es ist auch gut möglich, dass es sich bei der Gruppe schlicht um Trittbrettfahrer handelt, die die Aufmerksamkeit rund um Pokémon Go ausnutzen wollen. Und falls PoodleCorp tatsächlich für die Serverprobleme verantwortlich ist, warum? Was bringt Hackern solch ein Angriff? Und müssen wir auch in Zukunft Ausfälle in Pokémon GO befürchten?
Die Hacker wollen Aufmerksamkeit
Die hohe Anzahl der App-Downloads oder doch ein gezielter Hacker-Angriff - wer ist schuld an den Serverproblemen von Pokémon GO? Momentan kann noch niemand diese Frage beantworten. Wir haben sowohl bei Niantic als auch bei Pokémon Company um eine Stellungnahme gebeten, bislang aber keine Antwort erhalten.
Fakt ist: Hacker-Angriffe auf Spiele-Server oder Konsolen-Netzwerke hat es in der Vergangenheit schon öfter gegeben. Zu Weihnachten 2015 legte die Hacker-Organisation Lizard Squad ebenfalls mit einer DDoS-Attacke das PSN und den Xbox-Live-Dienst lahm - und vermieste vielen Spielern die Feiertage. Die gleiche Gruppe hatte bereits 2015 beim Black Friday Sale zugeschlagen und zuvor im November 2014 die Destiny- und CoD-Server überlastet.
Hintegrund: 17-jähriges Mitglied von Lizard Squad verurteilt
In der Regel suchen sich Hacker-Vereinigungen die Spiele aus, die viel Aufmerksamkeit genießen, um selbst möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist schließlich der Grund der ganzen Aktion, wie Ryan vom Lizard Squad in einem Interview mit Sky News gestand:
"We did it mostly to raise awareness, to amuse ourselves. Also, one of the big aspects here was raising awareness regarding the low state of computer security at these companies. Because these companies makes tens of millions every month just from their subscriber fees and that doesn't even include purchases made by their customers."
Ryan nennt jedoch noch einen weiteren Grund für die Angriffe: Hacker-Gruppen wie Lizard Squad wollen die Firmen darauf aufmerksam machen, wie schwach ihre Sicherheitsmaßnahmen und wie angreifbar ihre Serverstrukturen sind.
Manchmal nutzen die Hacker solche Angriffe aber auch für Erpressungen. So beendeten Lizard Squad ihre Angriffe auf PSN und Xbox Live erst, nachdem der Unternehmer Kim Dotcom jedes Mitglied der Gruppe mit einer Premium-Mitgliedschaft des Filesharing-Services MEGA versorgte.
PoodleCorp wirklich schuld an den Problemen?
Dass PoodleCorp für die Serverausfälle verantwortlich ist, ist also möglich, zumal die Gruppe noch relativ unbekannt ist. Außerdem sind solche »Bekennerschreiben« bei Ausfällen dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich, ihr Wahrheitsgehalt ist entsprechend mit Vorsicht zu genießen.
Zum Thema: Bugs und Glitches in Pokémon GO - und wie man sie behebt
Viel wahrscheinlicher ist nämlich, dass der extreme Spieleransturm die Server überlastete. Schließlich wurde Pokémon GO am Wochenende in 26 weiteren Ländern veröffentlicht. Zwischenzeitlich haben weltweit über 47 Millionen Spieler versucht, auf Pokémon GO zuzugreifen - da ist es nicht verwunderlich, dass die Server einknicken.
Da stellt sich wiederum die Frage, warum die Entwickler Pokémon GO in noch mehr Ländern ausrollen, wo es doch schon in den Launch-Ländenr nicht rund läuft. Auch zu diesem Thema wollten sich Niantic und Pokémon Company auf Anfrage bislang nicht äußern.
Auch innerhalb der Hacker-Community machen sich Zweifel breit, dass PoodleCorp mit einer DDoS-Attacke die Serverprobleme verursachte. Allen voran die Gruppe Anonymous glaubt nicht an einen Hacker-Angriff.
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Hacker planen Großangriff im August
Angeblich war der Angriff am 16. Juli 2016 von PoodleCorp lediglich ein kleiner Test - ein Vorgeschmack auf das, was erst noch folgt. Das postete zumindest der User @xotehpoodle, der Anführer der Hacker-Gruppe. Der Eintrag wurde allerdings inzwischen wieder entfernt.
Laut einer Twitter-Nachricht plant die Hacker-Gruppe am 1. August einen weiteren Angriff auf die Server von Pokémon GO. Ob diese Drohung ernst zu nehmen ist, bleibt jedoch fraglich. Ebenso unklar ist, ob es bei dieser einen Attacke bleibt, oder ob PoodleCorp noch weitere Angriffe auf die Server startet.
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Was wir hingegen wissen: Die Entwickler arbeiten mit Hochdruck an weiteren Patches und Bugfixes. Stabilitäts-Updates sollen im Wochenrhyrthmus veröffentlicht werden. Bis Pokémon GO wirklich rund läuft, dürfte es also noch eine Weile dauern.
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