Das Pokémon-GO-Fieber greift um sich und hat auch die GamePro-Redaktion fest im Griff. Zumindest mehr oder weniger, denn während der eine mit der Augmented-Reality-App nichts fangen kann, gehen die anderen nach Feierabend extra einen Umweg, um noch ein paar Taschenmonster zu fangen.
Und natürlich wird täglich über Pokémon GO geplaudert - am Mittagstisch, an der Kaffeemaschine oder auf dem Weg zum Supermarkt erzählen wir uns gegenseitig unsere Erlebnisse. Und die wollen wir auch mit euch teilen.
Markus
@kargbier
Reden mit Fremden
Am deutschen Starttag von Pokémon Go, dem 13.7., dachte ich echt, die Zombie-Apokalypse wäre ausgebrochen. Das Spiel wurde um circa 11.00 Uhr im App Store freigeschaltet, um halb zwölf sollte ich in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs beim Bayerischen Rundfunk in einer Sendung als Experte mitwirken (zu welchem Thema wohl?).
Schon auf dem Weg dorthin kamen mir Gruppen von Menschen mit Handys vor dem Gesicht entgegen. »Hier muss irgendwo ein Traumato sein«, sagt ein mittelalter Mann zu seinem Kumpel. »Vorne bei der Bushaltestelle«, sage ich, vor ein paar Minuten habe ich dort selber einen gefangen. Später im Radiostudio sehe ich durch die Glasscheibe, wie die vier Mitarbeiter in der Technik nahezu gleichzeitig ihre Telefone rausziehen und ihre Starter-Pokémon vergleichen. Und auf dem Rückweg in die Redaktion komme ich an einem Pokéstop in einer Subway-Filiale vorbei, in dem irgendwer ein Lockmodul installiert hat, vielleicht die Subway-Mitarbeiter selbst.
Das Ergebnis ist jedenfalls eine Menschentraube von Pokémon-Jägern unterschiedlichsten Alters, ich mittendrin. Man unterhält sich, gibt sich Tipps, die Einsteiger lernen von den Profis. Kurz: In meinen über 30 Jahren als Spieler habe ich es noch nie erlebt, dass ein einzelner Titel an seinem Starttag auch außerhalb meiner Spieler-Freundesblase so viele Wellen schlägt, dass ich mich sogar auf der Straße mit wildfremden Menschen zu dem Thema unterhalten kann. Alleine das macht Pokémon Go einzigartig.
Dom
@R3nDom
Die wiederentdeckte Schönheit des Spaziergangs
Wer hat heute schon noch Zeit, in Ruhe durch die Landschaft zu spazieren? Ich sicherlich nicht: Videospiele wollen gespielt, Arbeit erledigt, Texte geschrieben und Burger gegessen werden! Die Entfernung zwischen diesen verschiedenen Orten muss dabei möglichst schnell überwunden werden, denn Zeit ist Geld, und der Burger wird ja auch nicht wärmer. Seit Pokémon Go nun aber erfolgreich an meine Kindheitserinnerungen angedockt ist und mich zum täglichen Spaziergang zwingt, habe ich die Schönheit dieses Zeitvertreibs wieder ganz neu für mich entdeckt.
Ich verlasse mich mittlerweile völlig auf den Vibrationsalarm der App und spaziere wie eine rothaarige Ausgabe des Hans Guck-in-die-Luft durch die Nachbarschaft. Pokémon Go ist der Vorwand, den ich eigentlich nie gebraucht habe, um endlich einmal stressbefreit durch die Straßen zu laufen. Und wenn ich dabei noch ein Gengar fange, bin ich natürlich auch nicht böse.
Interessant:Erster Spieler erreicht Level 40 in Pokémon Go
Mirco
@MirCommander
Der Kampf hat begonnen
Nachdem ich bereits mehrere Tage Pokémon Go mehr oder weniger vor mich hin gespielt habe, wollte ich Ernst machen: Ich wollte eine Arena erobern. Und zwar nicht irgendeine Arena, sondern die vor unserem Büro. Weil meine Monsterchen aber viel zu schwach für die örtlichen Arena-Leiter waren, habe ich mir zwei Kollegen ins Boot geholt - die ebenfalls Team Blau angehören.
Zu dritt schlenderten wir in der Mittagspause nach draußen, gingen vor einem Getränkemarkt in Position, zückten unsere Smartphones und zählten runter: »3, 2, 1, Go!« Nun kämpften wir gemeinsam und waren dadurch natürlich viel stärker, als wenn jeder alleiner versuchen würde, sich an der Arena einen abzubrechen. Nach etwa 15 Minuten hatten wir die Prestige-Punkte des Gyms auf null reduziert und konnten die Arena endlich einnehmen. Wir jubelten uns zu und liefen weiter Richtung Supermarkt (unser eigentliches Ziel für die Mittagspause). Doch kaum fünf Schritte weiter kommen uns vier weitere Arbeitskollegen entgegen. Sie reckten ihre Smartphones und brüllten: »Jetzt kommt Team Rot!«
Im Supermarkt warf ich noch einen kurzen Blick auf die Karte in Pokémon Go. Offensichtlich haben sie es ernst gemeint: Die Arena war wieder im Besitz von Team Rot. Seitdem kämpfen wir übrigens regelmäßig gegeneinander. Die Arena vor unserem Büro wechselt beinahe stündlich den Besitz.
Rae
@freakingmuse
Plötzlich auf dem Friedhof
Ich bin kein Fan von warmen Temperaturen und verschanze mich lieber in kühlen Räumen, wenn das Thermometer eine bestimmte Gradzahl überschreitet. Pokémon Go lockte mich dann aber doch nach draußen, denn wer der bzw. die Beste sein will, muss auch Opfer bringen. Meines endete darin, dass ich in benachbarten Parks von Pokéstop zu Pokéstop wanderte, immer auf der Suche nach neuen Pokémon. Dabei habe ich aber sowohl Zeit als auch Umgebung ein wenig vergessen, was darin resultierte, dass ich irgendwann hochguckte und mich auf einem Friedhof befand, den ich noch nie gesehen hatte. In fünf Jahren Berlin war ich noch nie hier gewesen. Ich wusste nicht mal, wo »hier« eigentlich war - oder wo der Ausgang von »hier« sein sollte ...
Nachdem ich zumindest Letzteres klären konnte ohne über einen Zaun zu steigen, machte die Not zur Tugend und beschloss, nur anhand von Pokéstops den Weg zurück nach Hause zu finden. Das gelang mir sogar ganz gut und ich hatte jede Menge neue Pokémon im Gepäck. Und einen Sonnenbrand. Aber wie gesagt: Opfer müssen gebracht werden. Gotta catch 'em all!
Kurios:Immer mehr Babys werden nach Pokémon benannt
Kai
@GamePro_de
Pokémon NO!
Als Pokémon Go erschien, war ich angesichts des sofortigen Hypes extrem überrascht. Ich konnte nicht verstehen, was so toll daran sein soll, über das Handy Taschenmonster zu fangen und zu sammeln. Aber irgendwas musste ja angesichts fundierter Expertenmeinungen wie »Das ist das coolste Spiel ever!« (aufgeregtes Schulkind zu seinen Kumpels) dran sein, also lud ich mir die App herunter und fing mein erstes Pokémon. Und dann noch zwei. Und ich wartete, während ich die Biester auflevelte, vergebens auf Erleuchtung. Ich verstehe den Hype nicht. Das ist doch eine stinklangweilige Sammelei ohne wirkliches Spielziel - oder gar ein Spiel.
Was ich aber wirklich cool finde, ist die Einbindung der GPS-Daten ins Spiel. Überall gibt es Pokstops und Arenen, die hart umkämpft sind. Dass sich dadurch Gleichgesinnte zusammenfinden, ist eine tolle Sache. Ich bin allerdings keiner von ihnen. So faszinierend das für die Zielgruppe technikaffiner Pokémon-Fans auch sein mag, mir ist es ehrlich gesagt zu blöd, aufs Display starrend durch die Gegend zu laufen und digitale Monster zu jagen. Ich halte es wie die eine der beiden Damen, die neulich auf der U-Bahn-Treppe zu ihrer Kollegin sagte: »Ich hab diese bescheuerte Pokémon-App wieder deinstalliert.«
Michael
@Greu_Lich
Der perfekte Umzug
Zeitgleich mit dem Release von Pokémon Go bin ich in eine neue Wohnung gezogen. Welch wunderbares Timing! Nach Wohnungssuche, Kistenpacken und Möbelschleppen sinke ich in mein Bett - und stelle fest, dass direkt vor dem Schlafzimmerfenster ein Pokéstop rotiert, den ich quasi im Liegen abernten kann. Seltsamerweise scheinen die neue Wohnung und der Park nebenan zudem scharenweise seltene Pokémon anzuziehen.
Um ein Spiel zu spielen, das auf Bewegung setzt, muss ich mich also kaum bewegen. Klar, das mag nicht Sinn der Sache sein, aber man nimmt, was man kriegt. Ich gebe ja auch zurück, indem ich den neuen Nachbarn hin und wieder ein Lockmodul am Schlafzimmerfenster-Stop spendiere. Blöd nur, dass die drei (!) Arenen auf dem Weg zur nächsten U-Bahnstation mit derart kampfstarken Taschenmonstern vollgestopft sind, dass ich kaum eine Chance habe, sie zu erobern.
Vielen anderen Spielern dürfte es ähnlich gehen, weshalb die Userzahlen nach dem enormen Anfangshype wieder sinken werden: Warum spielen, wenn man ohnehin keine Schnitte hat? Ich behalte die App trotzdem auf dem Telefon, um weiter zu sammeln, wenn ich Lust dazu habe. Das ist für mich das große Verdienst von Pokémon Go: Ich muss mir keine Zeit dafür nehmen, sondern spiele einfach nebenher, wenn ich sowieso gerade zur Arbeit oder zum Supermarkt stapfe. Vielleicht nehme ich ja den kleinen Umweg durch den Park. Man weiß nie, was da so lauert.
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