'Ich kann ihn einfach nicht löschen' PlayStation-Fans gedenken ihren verstorbenen Freunden - Wie geht ihr damit um?

Was machen wir mit Accounts von verstorbenen Personen? In der Freundesliste aufbewahren oder irgendwann löschen? Für etliche PlayStation-Spieler*innen ist die Antwort eindeutig.

Selbst, wenn nicht zu den engsten Angehörigen gehören - der Tod eines Mitspielers oder einer Mitspielerin kann eine große Lücke hinterlassen. Selbst, wenn nicht zu den engsten Angehörigen gehören - der Tod eines Mitspielers oder einer Mitspielerin kann eine große Lücke hinterlassen.

Inhaltswarnung: In diesem Artikel thematisieren wir den Tod von nahestehenden Personen und der damit verbundenen Trauerbewältigung. Benötigt ihr Hilfe im Umgang mit dieser schmerzhaften Erfahrung, dann könnt ihr euch beispielsweise bei der Telefonseelsorge unter 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 (Österreich: 142 für Erwachsene / 147 für Jugendliche; Schweiz: 143) melden. Außerdem kümmern sich Online-Angebote wie das Selbsthilfe-Netz oder Trauergruppe.de um euch.

Wir schieben den Tod als Thema ständig beiseite, aber irgendwann tritt er dann doch in unser Leben. Dabei muss es sich gar nicht um ein Familienmitglied oder eine Person aus dem engen Freundeskreis handeln, sondern kann auch eine Bekanntschaft sein, die wir via PSN, Xbox Live oder Nintendo Online kennengelernt haben.

Die einzige Hinterlassenschaft, die uns von ihnen bleibt, ist zumeist ein virtuelles Profil, mit dem sie zu einer bleibenden Erinnerung über ihr Ableben hinaus werden.

Das haben auch einige PlayStation-Fans in einem Reddit-Thread festgestellt. Darin ging es eigentlich nur um die Frage, ob Verstorbene mit der Zeit von der Freundesliste genommen werden oder nicht.

Schon wenige Stunden später haben sich aber zahlreiche Geschichten angesammelt, in denen Spieler*innen über ihre dahingeschiedenen Freunde und Freundinnen schreiben.

Außerdem sprechen sie darüber, wie sie mit ihrer Trauer umgegangen sind beziehungsweise welche Bedeutung ein bloßer Nickname in der Kontaktliste haben kann.

Berührende Erzählungen, die mir vertraut vorkommen

Einer der Kommentierenden schreibt von einem Kumpel, den er online in einem Spiel kennengelernt hat. Sie trafen sich irgendwann, obwohl beide aus ganz verschiedenen Winkeln ihres Landes stammen, und hatten eine "unvergessliche Zeit" miteinander.

Eine Erfahrung, die wohl schon viele von uns gemacht haben, sei es auf Messen oder einfach nur im kleinen Kreis.

Leider starb der Freund einige Zeit später an Krebs. Bis heute wurde der Verstorbene nicht aus der Freundesliste gelöscht, die Erinnerung an ihn lebt durch den Online-Eintrag aber weiter. Schon allein durch das häufige Scrollen über den Nickname.

Erinnerungen können verblassen, durch die permanente Präsenz des Online-Profils werden sie aber stets aufgefrischt. Erinnerungen können verblassen, durch die permanente Präsenz des Online-Profils werden sie aber stets aufgefrischt.

Andere Nutzer*innen berichten von dahingeschiedenen Familienmitgliedern. Väter, Brüder und Schwestern, die aufgrund von Krankheiten oder Unfällen nicht länger unter uns weilen, deren Profile aber noch immer auf der PlayStation oder Xbox als Andenken aufbewahrt werden.

Chris Werian
Chris Werian

Ich konnte mich mit den Geschichten sehr gut identifizieren. Zwar war ich selbst nie unmittelbar von solch einer Situation betroffen, erlebte sie jedoch indirekt über Freunde mit.

Ein Beispiel für solch einen Todesfall ist ein eSportler, der in der damals vergleichsweise kleinen Konsolenszene aufgrund seiner spielerischen Leistungen und stets freundlichen Art ein immens hohes Ansehen genoss.

Eines Tages trat er jedoch aus dem Leben. Der Todestag liegt mittlerweile 13 Jahre zurück, aber ich kenne etliche Spieler*innen aus seinem näheren Bekanntenkreis, die es nicht übers Herz bringen könnten, ihn von der Freundesliste zu nehmen.

Trauerbewältigung in digitaler Form

Dieser Umgang mit dem digitalen Verbleib der Verstorbenen ist ein Aspekt, der sich durch so ziemlich alle Meldungen in dem Reddit-Thread zieht. Der Nickname der Dahingeschiedenen löst bei den Hinterbliebenen Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit aus, zum Teil liegen sogar noch Nachrichten vor.

Darin sind Fotos enthalten, hin und wieder ein paar aufmunternde Worte zum Abschied, etwa bei langem Krankheitsleiden. Die digitalen Botschaften und die Online-Identität dienen also dem Gedenken und dem Seelenheil derjenigen, die den Verlust verkraften müssen.

Wie der digitale Nachlass rechtlich geregelt ist, haben die Kollegen der GameStar in diesem Artikel aufgeschlüsselt:

Die Rolle von Online-Bekanntschaften ist nicht zu unterschätzen

Wie wichtig uns scheinbar "fremde" Personen sein können, die wir eigentlich nur aus dem Netz kennen, macht ein weiterer Kommentierender mit einer leicht gegensätzlichen Perspektive deutlich.

Er hat gegen Krebs gekämpft und gewonnen.

Ungeachtet seines Triumphs über die tödliche Erkrankung erhält er weiterhin Mitteilungen von seinen PSN-Bekanntschaften, wenn er längere Zeit abwesend war. In ihnen erkundigen sich seine Vertrauten, ob es ihm gut geht.

Ihn berühren die Nachrichten zutiefst, da er viele von den Absendern noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Dennoch ist die Verbindung äußerst stark, was wohl Bände spricht.

Wie geht ihr mit dem Thema um?

Der Reddit-Thread ist mit der Frage entstanden, ob wir Online-Kontakte aus unseren Freundeslisten streichen, die nicht mehr am Leben sind.

Die Antwort ist auf der Social Media-Plattform eindeutig: Auf gar keinen Fall!

Online-IDs sind für die Hinterbliebenen viel mehr als nur eine bloße Erkennungsmarke, vielmehr besitzen sie einen ungeheuren Wert bei der Trauerbewältigung.

Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Dieses verhältnismäßig kleine, aber umso bedeutsamere Andenken würde ich ebenfalls nie aus meinem Leben streichen wollen, käme ich in die Situation.

Seht ihr das genauso? Wurdet ihr bereits vor solch eine Wahl gestellt?

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