One Piece Odyssey vergräbt seine tollen Charaktere unter zu viel altmodischem Spieldesign

Nach One Piece World Seeker bekommt der Anime endlich ein neues RPG-Adventure. Das hat definitiv mehr zu bieten, aber nicht nur Gutes.

One Piece Odyssey in der GamePro-Preview. One Piece Odyssey in der GamePro-Preview.

Zum 25-jährigen Jubiläum des One Piece-Franchises erwartet uns mit One Piece Odyssey ein neues storyfokussiertes RPG-Adventure, in dem Fans mit der Strohutpiraten-Bande um Captain Ruffy neue Abenteuer erleben. Knapp einen Monat vor Release konnten wir den Titel ausführlich anspielen. Dabei hatten wir zwar viel Spaß mit den Charakteren, aber nicht immer so viel mit dem Gameplay.

Das haben wir gespielt: Wir konnten die ersten Spielstunden von One Piece Odyssey ausprobieren und neben der Insel Watford auch einige Bereiche von Alabasta erkunden. Laut uns vorliegendem Guide soll es sich dabei etwa um die ersten 3,5 Stunden des Spiels handeln, wir haben allerdings fast doppelt so lange gebraucht.

Story

Das Setup von One Piece Odyssey ist schnell erzählt: Die Strohhutpiraten-Bande strandet nach einem Sturm auf einer Insel und muss ihr Schiff erst einmal reparieren, ehe sie weitersegeln kann. Beim Erkunden trifft die Crew auf das mysteriöse Mädchen Lim, das jedem von ihnen per Berührung die Kräfte nimmt. Besagte Kräfte verteilen sich dann in Form kleiner Würfel auf der ganzen Insel und wir müssen sie jetzt natürlich suchen.

Finden wir die Würfel, bekommen Ruffy und Co. ihre Stärke aber nicht einfach zurück - vielmehr sind sie an die Erinnerungen der Piraten gebunden, sodass wir bekannte Ereignisse noch einmal durchleben müssen. Da es sich aber um Erinnerungen handelt, läuft trotzdem nicht alles so ab, wie Fans es bereits kennen. In der Preview etwa konnten wir kurz das Königreich Alabasta erkunden, wo wir später auch auf den bekannten Charakter Vivi stoßen werden.

An bestimmten Stellen können wir Lager aufschlagen. Hier verbringen wir nicht nur Zeit mit der Crew, sondern nehmen auch ein Festmahl ein, das uns zusätzliche Erfahrung gibt. An bestimmten Stellen können wir Lager aufschlagen. Hier verbringen wir nicht nur Zeit mit der Crew, sondern nehmen auch ein Festmahl ein, das uns zusätzliche Erfahrung gibt.

Während die Story also eher simpel ist, fallen hier besonders die Charakterinteraktionen positiv auf. Das Geplänkel von Ruffy, Zorro, Nami und den anderen könnte häufig genauso aus dem Manga oder Anime stammen. Auch die japanischen Sprecher*innen sind hier sehr gut. Nur eine deutsche Synchro gibt es leider nicht, hier müssen wir auf Untertitel zurückgreifen.

Neben neuen Charakteren wie Lim werden sich viele Fans auch über ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie Vivi oder Ace freuen, auch wenn es nur in Erinnerungen sein mag. Neueinsteiger müssen sich hier übrigens keine Sorgen machen: Viel Vorwissen zur Handlung ist nicht nötig und bekannte Charaktere werden außerdem jeweils mit einem kurzen Video eingeführt.

Hier könnt ihr euch das Gamepaly im aktuellen Trailer ansehen:

One Piece Odyssey-Trailer gibt euch einen Überblick über das Gameplay Video starten 7:19 One Piece Odyssey-Trailer gibt euch einen Überblick über das Gameplay

Weltdesign und Erkunden

Wo die Charaktere also bislang überzeugen, wirkt das Spieldesign von One Piece Odyssey merklich altbacken. Während des Spielens mussten wir hier oft an die PS2-Ära zurückdenken: Die meiste Zeit laufen wir durch schlauchige Areale, die sich nur selten etwas öffnen. Auch freies Erkunden ist nicht möglich, immer wieder zwingt uns das Spiel, dem Storypfad zu folgen, wenn wir nur mal wenige Meter davon abweichen.

Dazu kommt, dass die Handlung viel durch kleine Sammelmission-artige Ereignisse gestreckt wird. So finden wir in Alabasta etwa einen kranken Mann in den Straßen. Um ihm zu helfen, laufen wir zum nächsten Händler. Dem wurde seine Medizin aber vom Militär abgenommen, also suchen wir einen Legionär. Haben wir die Medizin, geht’s zurück zum Händler und von da aus wieder zum kranken Mann. Das klingt nach einer Nebenmission, ist aber ein typischer Aufbau für die Hauptmission des RPGs. Um Backtracking kommen wir also nicht herum. Auch klassische Speicherpunkte gibt es, an denen wir uns heilen und unseren Fortschritt speichern. Zwar gibt es auch eine automatische Speicherfunktion, die sichert unseren Spielstand aber eher sporadisch.

Spielwelt Vereinzelt können wir auch größere Areale erkunden, wenn die Story uns nicht daran hindert. Später schalten wir auch eine Schnellreisestation frei, allerdings dauert das mehrere Stunden.

Crew-Fähigkeiten Mit Chopper können wir uns etwa durch schmale Durchgänge quetschen, während Nami Geld finden kann.

Zumindest unterhalten sich die Charaktere aber unterwegs auch und sorgen so für etwas Auflockerung - auch wenn es gar nicht so leicht ist, gleichzeitig zu laufen und Unterhaltungen mitzulesen. Und auch die Fähigkeiten der Crew-Mitglieder bringen etwas Abwechslung, wenn wir doch mal Erkunden dürfen. So kann Ruffy durch seine Gummiarme weit entfernte Areale erreichen oder der kleine Chopper kann durch schmale Durchgänge schlüpfen. Außerdem haben wir in der Preview auch bereits einen Dungeon mit ziemlich simplen Rätseln absolviert und einige optionale Kopfgeldjagden angenommen. Es gibt also durchaus auch abseits der Story etwas zu tun, mehr als Kämpfe braucht ihr aber nicht zu erwarten.

Kampfsystem

Feinde und Monster können wir in der Spielwelt von One Piece Odyssey frei sehen. Schaffen wir es, uns von hinten an sie anzupirschen, bekommen wir im Kampf einen Bonus auf kritischen Schaden. Das Kampfsystem funktioniert dabei klassisch rundenbasiert und nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip: Jeder Charakter ist entweder auf Stärke, Schnelligkeit oder Technik spezialisiert, gegen die Gegner dann jeweils stark oder schwach sind. Durch die Positionierung gibt es außerdem eine taktische Komponente, Charaktere und Feinde werden nämlich zu Kampfbeginn zufällig in der Arena positioniert und können so voneinander abgeschnitten sein.

Spezial-Fähigkeiten Die Fähigkeiten können verschiedene Effekte auslösen und etwa Gegner verbrennen oder Teammitglieder heilen.

Animation Setzen wir eine Fähigkeit ein, wird auch jedes Mal eine Animation abgespielt.

Wir haben jeweils vier Crewmitglieder auf dem Feld. Sobald ein Charakter dran ist, kann er angreifen, gegen ein Reservemitglied ausgetauscht werden oder Items oder Fähigkeiten einsetzen. Diese Fähigkeiten variieren von Person zu Person und verbrauchen “Tension Points”, die wir durch normale Angriffe bekommen. So kann Ruffy etwa mehrere Gegner angreifen und Chopper heilt Verbündete.

Wählen wir eine Fähigkeit aus, wird jedes Mal eine Animation abgespielt. Die sieht zwar durchaus cool aus, wir können sie aber auch nicht überspringen. Das streckt die Kämpfe auf Dauer merklich in die Länge. Für Ungeduldige gibt es immerhin etwas Abhilfe, dank der “Beschleunigen”-Funktion laufen die Kämpfe bei Bedarf zumindest schneller ab. Wer überhaupt keine Lust auf Kämpfen hat, kann die Crew übrigens auch automatisch steuern lassen. Dann wählt die KI die Aktionen der Charaktere im Kampf, wir können aber auch jederzeit selbst wieder die Kontrolle übernehmen. Das ist eine nette Option für alle, die so gar keine Lust auf rundenbasierte Kämpfe haben. Selbst wir als Fans haben aber mehrfach darauf zurückgegriffen, da die Kämpfe so einfach deutlich schneller gehen.

In Dramatischen Szenen werden Gegner etwa unerwartet stärker. Schaffen wir die Challenge, bekommen wir zusätzliche Erfahrung. In "Dramatischen Szenen" werden Gegner etwa unerwartet stärker. Schaffen wir die Challenge, bekommen wir zusätzliche Erfahrung.

Ohnehin sind die Gefechte in den ersten Spielstunden nicht sonderlich schwer. Eine Ausnahme sind hier noch die “Dramatischen Szenen”. Diese zufällig auftretende Mechanik ändert die Bedingungen des Kampfes, sodass wir etwa ein eingekreistes Crewmitglied retten oder ein Monster mit einem bestimmten Charakter besiegen müssen. Diese zusätzliche Challenge ist eine nette Abwechslung von den sonst wenig fordernden Kämpfen.

Ersteindruck der Redaktion

Eleen Reinke
Eleen Reinke

One Piece Odyssey schafft es, den Charme der Vorlage rüberzubringen, was besonders den Charakteren zu verdanken ist. Wenn Sanji und Zorro mal wieder damit beschäftigt sind, sich auf kreative Weise zu beleidigen, fühlt sich das eben einfach nach One Piece an. Die Story und Charaktere sind allerdings in ein altmodisches Spielgerüst verpackt, das oft für unnötige Frustration sorgt: Ob das Spiel mich einfach nicht erkunden lässt oder mir unnötige Sammelmissionen aufdrückt, für die ich mehrmals zwischen Punkt A, B und C hin und her laufen muss. Schade eigentlich, denn die Ansätze für ein spaßiges Adventure stecken durchaus im Spiel, etwa wenn ich mit Chopper einen kleinen Durchgang entdecke, hinter dem ein Schatz auf mich wartet.

Aber selbst als Fan rundenbasierter Kämpfe habe ich mich öfters dabei erwischt, lieber die KI spielen zu lassen, damit ich schneller vorwärts kommen kann. So fällt es mir trotz der tollen Charaktere bisher einfach schwer, mich auf die 30 bis 40 Stunden Spielzeit der Hauptstory zu freuen.

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