Ungebremster Entdeckerdrang
Wo die Gemeinsamkeiten mit Star Citizen aufhören, schielen PC-Zocker neidisch auf das bislang nur für PlayStation 4 und Xbox One angekündigte No Man’s Sky herüber: Während wir in Chris Roberts’ Weltraum-Epos lediglich an vorgegebenen Stellen auf Planeten landen können, erlaubt uns No Man’s Sky frei vom Orbit auf die Oberfläche hinabzufliegen und mit unserem Raumgleiter an jedem beliebigen Ort aufzusetzen. Dann können wir aussteigen und aus der Ego-Perspektive Wälder erkunden, Berge erklimmen, Meere durchschwimmen – und natürlich Bodenkämpfe bestreiten.
Und jeden anderen Stern, der dabei über uns am Himmel funkelt, können wir dabei ebenfalls besuchen. Hello Games verspricht nämlich unzählige Welten mit eigener Flora und Fauna sowie allerhand mysteriösen Lebewesen und Geheimnissen – Erkundungstouren lohnen sich also.
Anhand eines zweiminütigen Trailers schaffen es die Entwickler, uns ihre Vision schmackhaft zu machen. So taucht die Spielfigur unter Wasser, umgeben von allerlei Alien-Fischgetier (das fast so aussieht wie bei uns auf der Erde), wandert am Ufer durch knallrote Natur, steigt ins Raumschiff und düst übergangslos hinaus ins Weltall. Dann sehen wir Gras-, Fels-, Eis- und allerhand unbekannte Planeten-Typen, die wir beim besten Willen nicht zuordnen können. Fremde Raumschiffe – Freund oder Feind? – brummen über unseren Köpfen, noch fremdartigere Gebäude, abgestürzte Schiffe und Raumstationen wirken einladend und gefährlich zugleich – all das weckt unsere Neugier.
Gefahr: Einheitsbrei?
Bliebe da nicht noch die große Frage, ob und wie sich eine so gigantische Welt mit einem vierköpfigen Team realisieren lässt. Hello Games‘ Antwort: mit prozeduraler Generierung. So bastelt das Studio nicht von Hand Sonnensystem für Sonnensystem, sondern steuert vielmehr die Regelmäßigkeiten und Gesetze, nach denen sich die Umgebungen selbst erzeugen.
Allerdings sehen wir die Gefahr, dass die Galaxie am Ende langweiliger als gedacht ausfallen könnte: Wenn nämlich die unzähligen generierten Aliens, Schiffe und Planeten am Ende auf den immer gleichen Blaupausen beruhen, und wenn wir durch die x-te Welt streifen und die Fische dort ausnahmsweise mal rot statt blau sind, dann dürfte uns das mehr Entdeckerfrust als -lust bereiten.
Aber wir wollen mal nicht den Teufel an die Wand malen, vielleicht wird das alles ganz anders, als wir es uns gerade ergruseln. Und wenn das mit dem synchronisierten Universum so wird, wie wir uns das vorstellen, dann fischen wir einfach die Teiche leer und freuen uns drüber, dass kein anderer Spieler je wieder einen blauen Fisch zu Gesicht bekommt.
Mut zur Farbe
Wer sind Hello Games?
No Man’s Sky ist der erste Ausflug ins Weltraum-Genre für die vier Jungs von Hello Games. Das Entwickler-Team besteht unter anderem aus Ex-Criterion-Mitarbeitern (Burnout) und hat sich 2009 zusammengefunden, um mit dem Erstlingswerk Joe Danger auf eigene Faust durchzustarten. Der Erfolg bleibt nicht aus: In den ersten drei Monaten verkauft sich der bunte Mix aus Motorrad-Stuntspiel à la Trials und Hüpfspiel à la Sonic The Hedgehog über 100.000 Mal für die Playstation 3. Klar, dass da ein Nachfolger her muss: 2012 folgt Joe Danger 2: The Movie mit noch bunterer Optik und rasanter Stunt-Action auf Motorrad, Ski und Quad-Bike. Mit No Man’s Sky verabschiedet sich Hello Games fürs Erste von den Gelegenheitsspielen verziehen sich in die Weiten Alls.
Das Entwicklerteam distanziert sich übrigens vom gegenwärtigen Trend im Genre: Keine schwarz-grauen Weltraumszenarien mit Space Marines, sondern eine magische Faszination des Unbekannten, wie man sie eher aus Science-Fiction-Geschichten der 1950er bis 1970er Jahren von Asimov, Heinlein und anderen Vätern des Genres kennt.
Doch aufgepasst: Wer jetzt aus der farbenfrohen Präsentation à la Spore auf ein friedliches Erlebnis schließt, soll im fertigen Spiel sein blaues Wunder erleben. Nicht jede Entdeckung, die wir auf fremden Welten machen, ist ungefährlich – bereits im Trailer sehen wir einen gigantischen Sandwurm durch eine Wüste schlängeln (Frank Herberts Dune lässt grüßen). Prima, denn mit Gefahr können wir leben. Mit Langeweile hingegen nicht.
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