Nur noch eine Woche, dann ist sie endlich da. Die Nintendo Switch wird heiß erwartet und obwohl die Flut der Vorbesteller fast das gesamte Kontingent aufgebracht zu haben scheint, ist der aktuelle Hype von ebensoviel Skepsis begleitet. Die Probleme der Wii U haben ihre Spuren hinterlassen und das Vertrauen in Nintendo hat über die Jahre gelitten. Die Sorge, dass die Nintendo Switch viele Fehler wiederholen könnte, ist groß.
Schall und Rauch und Breath of the Wild?
Der Punkt, der manche Spieler offenbar am meisten stört, ist das vermeintlich schwache Launch-Lineup der Nintendo Switch, das mit gerade einmal einem Dutzend Spielen zum Release am 3. März viel zu dünn ausfalle. Neben The Legend of Zelda: Breath of the Wild, das sogar noch für die Wii U erscheint, erwarten uns in erster Linie Portierungen älterer Titel. Exklusive Neuerscheinungen wie Super Bomberman R und 1-2-Switch gibt es zwar auch, doch das ist eben nicht genug.
Offenbar Grund genug, dass für manche Spieler die Sorge im Raum steht, die neue Konsole könne erneut scheitern. Dass für Nintendo der Formfaktor der Hardware besonders wichtig ist, dürfte nach der Bewegungssteuerung der Wii und dem Tablet-Controller der Wii U deutlich geworden sein. Ist das Hybridkonzept aus Heimkonsole und Handheld schon das alleinige Verkaufsargument der Nintendo Switch? Müssen wir abermals Monate auf Neuveröffentlichungen warten?
Ja, ich mache mir noch ein bisschen Sorgen, wenn es um die Nintendo Switch geht. Wir wissen so gut wie nichts über den Online Service, noch viel weniger über das Virtual Console-Feature, die Preispolitik des Konsolen-Zubehörs erscheint kostspielig und ob der prominent beworbene Third Party-Support sich wirklich auszahlt, steht in den Sternen.
Zu wenig Spiele?
Eine Sache steht für mich aber fest: Sollte die Nintendo Switch tatsächlich nicht wie gewünscht performen, dann lag es sicher nicht am Launch-Lineup. Das Spiele-Aufgebot zum Verkaufsstart sagt so gut wie nichts über den Erfolg einer Konsole aus und verrät uns schon gar nicht, wo die Nintendo Switch in einem Jahr oder in zwei Jahren stehen wird.
Zuallererst sollten wir uns vor Augen halten, dass die Nintendo Switch nicht die einzige Konsole ist, die jemals mit einem eher dürftigen Launch-Angebot erschienen ist. Wenn wir uns beispielsweise mit der PS4 den aktuellen Marktführer anschauen, dann gab es zum Start auch nur Killzone: Shadow Fall, Knack und Resogun die wirklich neu sowie exklusiv waren. Sony wurde damals ebenfalls für fehlende "System-Seller" kritisiert, aktuell ist das Exklusivangebot der PS4 mit Horizon: Zero Dawn, Nioh oder auch Nier: Automata allerdings prall gefüllt.
Wir können nur spekulieren, ob es der Sega Dreamcast besser ergangen wäre, wenn die Konsole mehr als Power Stone zu bieten gehabt hätte. Das Super Nintendo hatte damals sogar nur F-Zero, Super Mario World und Super Tennis im Angebot. Ein Vorzeichen für den Misserfolg war dies bekanntlich auch nicht.
Flucht nach vorn
Ich möchte nicht wissen, wie es sein muss, bei Nintendo am Hebel zu sitzen und auf das Desaster der Wii U reagieren zu müssen. Mit nur 13,56 Millionen verkauften Konsolen konnte die Wii U den gigantischen Erfolg der Nintendo Wii (101,63 Millionen Konsolen) nicht einmal im Ansatz wiederholen. Konzerne planen langfristig und was auch immer Nintendo für die Wii U an Lebensdauer ins Auge gefasst hatte, wirtschaftlich wurde die Konsole vermutlich viel früher zu Grabe getragen.
Die Wii U litt sowohl unter großen Lücken im Releaseplan als auch am mangelnden Support durch Third Party-Entwickler, die sich nach und nach von der Konsole distanzierten, als größere Verkaufserfolge ausblieben. Der Druck, mit der Nintendo Switch nun für deutlich mehr Veröffentlichungen zu sorgen, ist groß. Eingeschlafene Geschäftsbeziehungen zu westlichen Publishern wie EA und Ubisoft mussten zudem erst wieder neu aufgebaut werden.
In der Reaktion auf die breite Kritik am Launch-Lineup der Nintendo Switch gab der Konzern an, dass viele Titel ganz bewusst später erscheinen, um Spieler nicht monatelang auf neue Spiele warten zu lassen. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass für viele Entwickler der Umzug auf die neue Hardware recht kurzfristig kam. Ein weiteres Jahr mit der verkaufsschwachen Wii U wäre vielleicht das größere Risiko gewesen, als jetzt eine neue, vielversprechende Konsole zu veröffentlichen, bei der auf ein breites Spieleangebot aber noch gewartet werden muss.
Wenn zwei sich streiten, freut sich Nintendo
Der wichtigste Punkt allerdings, der beachtet werden sollte, wenn sich über das Launch-Lineup beschwert wird, ist die Tatsache, dass niemand stellvertretend für alle Zielgruppen sprechen kann. Wer das breite Angebot von Sony und Microsoft gewöhnt ist, erhebt dies schnell zum Standard und wundert sich, wie sich Nintendo mit dem schmaleren Output zufriedengeben kann.
Gelegenheitsspieler allerdings, die nur wenige Titel im Jahr spielen und sich über die Wiederkehr von klassischen Nintendo-Marken freuen, die sie seit ihrer Kindheit begleiten, werden bei der Nintendo Switch wahrscheinlich glücklich und finden ausreichend Titel, von den sie sich unterhalten fühlen. Vor allem Familien finden bei Nintendo oft ein kinderfreundliches Angebot, das sie woanders meist vergeblich suchen. Ich habe schon einmal geschrieben, wie froh ich bin, dass Nintendo sich noch weiter aus der direkten Konkurrenz zu Sony und Microsoft zurückzieht. Und da gehört ein eigenes Publikum eben dazu.
Ob die Nintendo Switch nun 12 Launch-Titel hat oder 120 macht für mich und mein Zeitmanagement keinen Unterschied. Im ersten Jahr der Nintendo Switch erwarten mich mindestens noch ARMS, Super Mario Odyssey, Snipperclips, Redout und Xenoblade Chronicles 2 sowie zahllose Indie-Titel, die ich lieber im Handheldmodus erlebe als auf dem Großbildschirm und daher auf der Nintendo Switch bevorzugen werde, auch wenn sie für PS4 und Xbox One erscheinen.
Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft für die Nintendo Switch bringen wird. Schließlich gibt es da noch ein neues Fire Emblem, das vielversprechende Project Octopath Traveler und die Gerüchteküche zu Pokémon, No More Heroes und Shin Megami Tensei brodelt auch schon verdächtig. Das Angebot der Nintendo Switch wächst nahezu täglich und die Gefahr einer Wii U-ähnlichen Dürreperiode scheint schon jetzt im Keim erstickt.
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