Genre: Adventure Entwickler: Infinite Fall Plattform: iOS, Switch, PlayStation 4, Xbox One, Xbox Cloud Gaming Release: 21. Februar 2017 Mental-Health-Thematik: Depression, Angst, Selbstzweifel
Auch wenn es mit seiner Cartoongrafik auf den ersten Blick so aussehen mag, ist Night in the Woods kein Spiel für Kinder. Das liegt nicht nur daran, dass es ausschließlich mit englischem Text ohne Sprachausgabe verfügbar ist, sondern auch Themen verarbeitet, die typisch für das Leben von jungen Erwachsenen sind. Diese werden mit einer gewissen Leichtigkeit, aber auch einer angemessenen Portion Ernsthaftigkeit erzählt.
Contentwarnung: Die Artikel der Mental-Health-Woche befassen sich mit verschiedenen Aspekten mentaler Gesundheit und beinhalten mitunter auch Beispiele negativer Emotionen und ungesunder Verhaltensweisen, die bei manchen Menschen negative Reaktionen auslösen können. Bitte seid vorsichtig bei Texten, die potenziell triggernde Themen für euch enthalten.
Wichtiger Hinweis: Falls ihr selbst Depressionen oder selbstzerstörerische Gedanken habt: Ihr seid nicht allein. Holt euch bitte Hilfe. Zum Beispiel bei der Deutschen Depressionshilfe unter 0800/33 44 533 oder bei kostenlosen Beratungsstellen.
Das macht Night in the Woods besonders
Darum geht’s: Nachdem sie ihr Studium geschmissen hat, kehrt die anthropomorphe Katze Mae Borowski zurück in ihren Heimatort Possum Springs, der ebenfalls von tierischen Bewohnern besiedelt ist.
In den zwei Jahren, in denen Mae an der Uni war, hat sich einiges geändert. Freund*innen von früher haben sich, mal mehr mal weniger, weiterentwickelt und die Stadtbewohner*innen kämpfen mit der schlechten wirtschaftlichen Situation einer typischen, nordamerikanischen Kleinstadt. Mae selbst wird nicht nur von ihrer Vergangenheit eingeholt, sondern ringt auch noch mit Versagensängsten und ist auf der Suche nach ihrem Platz im Leben.
Disclaimer Vorkommnisse/Entwickler
Night in the Woods ist zwar ein kleines Meisterwerk, jedoch wollen wir die schwierige Geschichte rund um einen der hauptverantwortlichen Entwickler*innen an dieser Stelle nicht aussparen. 2019 wurden Berichte gegenüber Alec Holowka öffentlich gemacht, der sowohl die Musik als auch die Programmierung zum Spiel beisteuerte. Mehrere Frauen berichteten, dass sie Opfer sexualisierter Gewalt durch Holowka wurden. Das Team hinter dem Spiel trennte sich kurz darauf von dem Programmierer, der sich wenige Tage später das Leben nahm.
Lesen, lesen, lesen, hüpfen und ein paar Minispiele: Spielerisch hat Night in the Woods nicht allzu viel zu bieten. Der Fokus liegt einfach auf der wundervoll erzählten Geschichte. Das Gameplay beschränkt sich auf eine handvoll einfache Sprungeinlagen, um höher gelegene Ort zu erreichen, und Mini-Spiele.
Vor allem letztere fügen sich aber schön in die Atmosphäre ein, egal ob ihr im Stil von Guitar-Hero Bass spielen, Treffsicherheit beim Zertrümmern von Neonröhren üben oder unauffällig etwas stibitzen müsst.
So geht das Spiel mit der Mental Health-Thematik um
Die Außenseiterin Mae wird von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt. Dass sie wieder bei ihren Eltern wohnt, verbessert ihre Situation nicht unbedingt. Trotzdem versucht sie ihre Erlebnisse bestmöglich zu verarbeiten. Vor allem seit ihr ein (nicht unbedingt guter) Therapeut empfohlen hat, Tagebuch zu führen, in das sie all ihre Gedanken und Erlebnisse kritzelt, und diese so zumindest im Ansatz aufarbeitet.
Während Mae noch mit dem Erwachsenwerden hadert, haben sich ihre alten Freund*innen in Possums Springs weiterentwickelt. Sie haben Jobs, führen Beziehungen und übernehmen Verantwortung. Sie nehmen Mae wieder in ihrer Mitte auf und versuchen ihr in Gesprächen und bei Freizeitbeschäftigen wie Kaufhaus-Besuchen oder Bandproben liebevoll dabei zu helfen, ihre inneren Konflikte und ihre Vergangenheit zu verarbeiten.
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Für wen ist Night in the Woods interessant?
Wer sich nicht daran stört, dass der Großteil von Night in the Woods aus dem Lesen von englischen Texten besteht, wird ein schönes Erlebnis mit dem Spiel haben. Die Dialoge sind realitätsnah und witzig geschrieben und lassen Spieler*innen positive als auch negative Gefühle mitfühlen. Aufgepeppt wird das Ganze mit einigen kurzweiligen und nett verpackten Mini-Spielen. Die Cartoon-Grafik mag nicht jeden Geschmack treffen, liefert aber dank der gelungenen Lichtstimmung atmosphärische Bilder.
Was gefällt uns, was nicht?
Night in the Woods ist ein wundervoll geschriebenes, kleines Abenteuer mit einer liebenswerten Protagonistin. Unsere Pro- und Contra-Tabelle zeigt, was uns mehr und was uns weniger gefallen hat:
- Toll geschriebene Geschichte
- Viele Momenten, die zum Lachen, Weinen und Nachdenken anregen
- Es gibt viel zu entdecken
- Schöne Cartoongrafik mit toller Musikuntermalung
- Nur auf Englisch und ohne Sprachausgabe verfügbar
- Spielerisch sehr einfach
Fazit der Redaktion
Michael Beck
@Bossinsky
Night in the Woods hinterlässt bei mir, aufgrund der im Disclaimer geschilderten Situation, einen unschönen Beigeschmack. Die Geschichte des Spiels wurde allerdings von zwei anderen Menschen geschaffen. Und diese Geschichte ist es, die, in Kombination mit den liebenswerten Charakteren, Night in the Woods auszeichnen und mich emotional berührt haben. Mae wird mir als eine der sympathischsten Videospielprotagonistinnen immer in Erinnerung bleiben.
Eine wichtige Bitte: Da es sich bei unseren Artikeln aus der Mental Health-Woche um sensible Themen handelt, die uns beim Schreiben teilweise viel abverlangt haben, bitten wir euch an dieser Stelle ganz besonders um eine freundliche und verständnisvolle Kommentarkultur. Vielen Dank und viel Spaß beim Lesen!
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